Konnatale Zytomegalievirus-Infektion
Synonym: konnatale CMV-Infektion, konnatale Zytomegalie, kongenitale CMV-Infektion
Englisch: congenital cytomegalovirus infection, congenital CMV infection
Definition
Die konnatale Zytomegalievirus-Infektion ist eine Infektion mit dem Zytomegalievirus (CMV) beim Neugeborenen.
Epidemiologie
Das Zytomegalievirus gilt als häufigster viraler Erreger bei konnatalen Infektionen. Die Prävalenz konnataler CMV-Infektionen liegt in entwickelten Ländern bei ungefähr 0,5 bis 1 %.[1][2]
Übertragung
Die Übertragung des CMV in der Schwangerschaft findet über die Plazenta statt. Voraussetzung für die Übertragung auf das ungeborene Kind ist eine erstmalige Infektion (Primärinfektion) der Mutter mit dem Zytomegalievirus. Alternativ kann es auch durch Reaktivierung einer latenten CMV-Infektion während der Schwangerschaft zur Übertragung kommen. Bei einer Primärinfektion beträgt das Risiko einer Übertragung auf den Fetus 20 bis 40 % im ersten und zweiten Trimenon und 40 bis 80 % im dritten Trimenon. Das Risiko für eine Übertragung bei einer reaktivierten Infektion liegt bei ungefähr 1 bis 3 %.[2][3]
Klinik
Nur 10 % der bei Geburt mit CMV infizierten Kinder zeigen Symptome.[2] Zu diesen Symptomen zählen u.a.:
- geringes Geburtsgewicht
- Petechien
- Ikterus
- Hepatosplenomegalie
- CMV-Retinitis
- Mikrozephalie
- Einblutung in die Hirnventrikel
Von den betroffenen Kindern zeigen 40 bis 60 % nach dem Ende der akuten CMV-Infektion dauerhafte Schäden. Das Risiko für solche Spätfolgen ist besonders groß, wenn die Übertragung des Virus auf das Kind im ersten Trimenon stattgefunden hat.[2][3] Mögliche Spätfolgen der konnatalen CMV-Infektion sind:
Diagnostik
Pränataldiagnostik
Routinemäßig wird bei Feststellung der Schwangerschaft der Spiegel von CMV-spezifischem IgG gemessen, um möglicherweise eine latente CMV-Infektion nachzuweisen. Der Nachweis einer Primärinfektion der Schwangeren ist jedoch schwierig, da sie in 75 % der Fälle asymptomatisch verläuft.
Besteht klinisch der Verdacht auf eine CMV-Primärinfektion, sollten im Abstand von 14 Tagen zwei Blutproben auf CMV-spezifische Antikörper untersucht werden. Wenn zum ersten Zeitpunkt keine oder nur niedrig avide Antikörper vorliegen, sich zum zweiten dann jedoch Antikörper mit hoher Avidität nachweisen lassen, spricht man von einer Serokonversion der Mutter. Im Fall einer Serokonversion ist eine Primärinfektion während der Schwangerschaft wahrscheinlich. Da das Zeitfenster, in dem sich virale DNA im Blut der Schwangeren befindet, sehr kurz ist, spielt die PCR-Untersuchung auf CMV-DNA im mütterlichen Blut eine untergeordnete Rolle.
Ergänzend wird beim Fetus sechs Wochen nach der Serokonversion der Mutter eine PCR-Untersuchung auf CMV-DNA durchgeführt. Für diese Untersuchung wird das Fruchtwasser verwendet. Alternativ zur PCR kann auch die kulturelle Anzucht des Virus aus dem Fruchtwasser versucht werden.
Postnataldiagnostik
Der sensitivste Nachweis einer konnatalen CMV-Infektion ist die Virusanzucht oder eine PCR-Untersuchung innerhalb der ersten zehn Lebenstage. Material für beide Verfahren sind Speichel oder Urin. Retrospektiv ist ein Nachweis einer konnatalen CMV-Infektion möglich, indem CMV-DNA im getrockneten Blut der Guthrietest-Karte nachgewiesen wird.
Therapie
Die Behandlung der konnatalen CMV-Infektion erfolgt mit dem Virostatikum Ganciclovir. Als alternative Medikamente bei ausbleibendem Therapieerfolg stehen Cidofovir und Foscarnet zur Verfügung. All diese Therapien erfolgen bei Neugeborenen außerhalb der Zulassung (Off-Label-Use). Es liegen aktuell (2021) keine Daten zur Behandlung von konnatal mit CMV infizierten, aber symptomlosen Kindern vor.
Die genannten Virostatika sind während der Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert.
Prävention
Momentan (2021) gibt es keine Impfung gegen das Zytomegalievirus. Werden bei der Routinebestimmung des CMV-IgG zu Beginn der Schwangerschaft keine spezifischen Antikörper gefunden, hatte die Schwangere wahrscheinlich noch keinen Kontakt zum Zytomegalievirus. Um eine Primärinfektion zu vermeiden, sollte sie allgemeine Hygieneregeln befolgen. Dazu zählen z.B. das regelmäßige Händewaschen und die Vermeidung von Schleimhautkontakten. Auch Speichel und Urin von Kindern unter drei Jahren sind ein Risiko für eine CMV-Infektion und sollten gemieden werden.
Quellen
- ↑ Manicklal et al. The “Silent” Global Burden of Congenital Cytomegalovirus, Clinical Microbiology Reviews (2013)
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 CDC: Cytomegalovirus (CMV) and Congenital CMV Infection, abgerufen am 24.10.2021
- ↑ 3,0 3,1 RKI-Ratgeber Zytomegalievirus-Infektion, abgerufen am 24.10.2021
Literatur
- CDC: Cytomegalovirus (CMV) and Congenital CMV Infection, abgerufen am 24.10.2021
- RKI-Ratgeber Zytomegalivirus-Infektion, abgerufen am 24.10.2021
- S2k-Leitlinie Labordiagnostik schwangerschaftsrelevanter Virusinfektionen, abgerufen am 24.10.2021