Stechmücke
von lateinisch: culex - Mücke
Synonym: Culicidae
Englisch: mosquito
Definition
Stechmücken, lateinisch Culicidae, sind eine Familie von Insekten, die zur Ordnung der Zweiflügler (Diptera) gehören. Sie haben eine große medizinische Bedeutung als Krankheitsüberträger (Vektoren).
Taxonomie
- Stamm: Arthropoda
- ohne Rang: Mandibulata
- Unterstamm: Tracheata
- Klasse: Insecta
- Unterklasse: Pterygota
- Überordnung: Neoptera
- Ordnung: Diptera
- Unterordnung: Nematocera
- Familie: Culicidae
- Unterordnung: Nematocera
- Ordnung: Diptera
- Überordnung: Neoptera
- Unterklasse: Pterygota
- Klasse: Insecta
- Unterstamm: Tracheata
- ohne Rang: Mandibulata
Morphologie
Culicidae sind zwischen 4 und 10 mm lang, grazil und langbeinig. Die Weibchen besitzen einen langen und ungegliederten Stechrüssel mit stechend-saugenden Mundwerkzeugen. Bei den Männchen sind die Mandibeln und Maxillen zurückgebildet, weshalb sie kein Blut saugen können.
Die Antennen (Fühler) sind 15-gliedrig und bei den Männchen meist stark gefiedert, bei den Weibchen hingegen mit kurzen Haaren besetzt. Die Maxillartaster der männlichen Culicidae sind lang und buschig, die der Weibchen kurz und nur wenig behaart.
Vorkommen
Stechmücken sind weltweit verbreitet. Die in Mitteleuropa vorkommenden Arten bevorzugen spezielle Habitate (siehe Tabelle unten).
Vertreter
Es sind mehr als 41 verschiedene Familien mit über 3.500 verschiedenen Stechmückenarten bekannt. Wichtige Unterfamilien sind die Anophelinae mit der Gattung Anopheles und die Culicinae, zu denen die wichtige Gattung Aedes gehört. Die Nahrungsgewohnheiten der Stechmücken sind sehr unterschiedlich. Viele Arten sind harmlos. Stechmückenarten, die sich von Blut ernähren, zählen zu den Ektoparasiten.
Arten | Bruträume | Überwinterungsstadium |
---|---|---|
Unterfamilie: Anophelinae | ||
Gattung: Anopheles | ||
Anopheles messeae | stehende, pflanzenreiche Dauergewässer; im menschlichen Umkreis | begattete Weibchen |
Anopheles maculipennis | ||
Anopheles claviger | ||
Anopheles plumbeus | ||
Unterfamilie: Culicinae | ||
Gattung: Aedes | ||
Aedes vexans | Feuchtgebiete, Auwälder; v.a. bei Überschwemmungen | Eier |
Aedes sticticus | ||
Aedes rossicus | ||
Aedes cinereus | ||
Aedes cantans | sumpfige Niederungswälder, Tümpel | Eier |
Aedes punctor | ||
Aedes communis | ||
Gattung: Culex | ||
Culex pipiens | Siedlungen, kleinste Wasseransammlungen (Regentonnen) | begattete Weibchen |
Culex modestus | ||
Gattung: Culiseta | ||
Culiseta annulata | Siedlungen | begattete Weibchen |
Gattung: Coquillettidia | ||
Coquillettidia richiardii | Altwässer | 3. Larve |
Lebenszyklus
Stechmücken haben 4 verschiedene Entwicklungsstadien in ihrem Lebenszyklus: Ei, Larve, Puppe und Imago - das ausgewachsene Insekt. Bei den meisten Arten legen die adulten Weibchen die Eier in stehenden Gewässern ab - einige in den Uferbereich, andere kleben sie an Wasserpflanzen. Abhängig von der Art und der jeweiligen Umgebung kann die Eiablage in Pfützen, Phytotelmen, künstlichen Wasserbehältern oder Seen erfolgen. Stechmücken können ihre Eier dabei nicht nur in Süßwasser ablegen, sondern auch in Brackwasser, dessen Salzgehalt bis zu einem Drittel des Salzwassers betragen kann.
Die ersten drei Entwicklungsstadien - Ei, Larve und Puppe - sind aquatisch. Sie dauern in der Regel zusammen zwischen 5 und 14 Tagen - abhängig von der jeweiligen Art und der Temperatur. Stechmücken, die in Gegenden mit Jahreszeiten leben, in denen Fröste oder Trockenheit vorherrschen, können jedoch eine so genannte Diapause einlegen. Die Eier der Art Aedes können zum Beispiel eine wochenlange Trockenheit überstehen und treten erst dann wieder in den Entwicklungszyklus ein, wenn sie mit Wasser in Kontakt kommen.
Aus den Eiern schlüpfen die Larven. Sie ernähren sich von Algen, Bakterien und anderen Mikroorganismen im Oberflächenwasser und wachsen so lange, bis sie sich verpuppen können. Die Puppe nimmt keine Nahrung mehr auf, sondern treibt zum Atmen an der Wasseroberfläche. Aus ihr schlüpft schließlich die adulte Stechmücke, deren Lebenserwartung - abhängig u.a. von der Witterung - zwischen einer Woche und mehreren Monaten liegt.
Orientierung
Stechmücken greifen auf mehrere Sinne zurück, um ihren Wirt aufzuspüren. Bis zu einer Entfernung von 50 m sind sie in der Lage, ausgeatmetes Kohlendioxid und Duftstoffe im Schweiß eines Wirts zu registrieren. Die verschiedenen Arten fokussieren sich dabei wahrscheinlich auf die Wahrnehmung von Substanzen, die für ihren präferierten Wirt typisch sind. In mittleren Distanzen (5-15 m) orientieren sich Stechmücken visuell anhand der Bewegungen und der Umrisse des Wirts. Auf kurzer Distanz registrieren sie Infrarotstrahlung und können so gut durchblutete Hautareale erkennen.
Mückenstich
Mückenstiche sind Mikroverletzungen der Haut. Die weiblichen Stechmücken haben an ihre Wirte angepasste Mundwerkzeuge. In ihrer Gesamtheit bezeichnet man sie als Stechrüssel oder "Proboscis". Der außen sichtbare Teil des Stechrüssels ist das Labium (Unterlippe) - es umhüllt die anderen Mundwerkzeuge.
Stechmücken tasten die Haut mit ihrem Labium an verschiedenen Stellen ab, um eine geeignete Stichstelle zu finden. Als Sensoren dienen dabei wahrscheinlich an der Spitze des Labiums befindliche Geschmacksrezeptoren. Das Labium dient als Führungshilfe, wenn die Mücke den Stich setzt. Es wird aber nicht selbst in den Wirt eingeführt.
Neben dem Labium gibt es insgesamt sechs weitere Mundwerkzeuge:
- 2 Mandibeln (Unterkiefer)
- 2 Maxillen (Oberkiefer)
- Hypophayrnx (Schlundrohr)
- Labrum (Oberlippe)
Die Mandibeln und Maxillen sind die eigentlichen Stechwerkzeuge. Die Mandibeln laufen spitz zu, die Maxillen sind als flache, gezahnte "Klingen" ausgeformt. Um mit diesen Werkzeugen in die Haut einzudringen, bewegt die Stechmücke ihren Kopf vor und zurück. Der Hypopharynx und das Labrum folgen diesen Sägebewegungen. Über den Hypopharynx wird das Speicheldrüsensekret der Mücke, das gerinnungshemmende Peptide und Proteine enthält, in die Einstichstelle injiziert. In umgekehrter Richtung saugt die Mücke das gewonnene Blut über das Labrum ab.
Vektorfunktion
Im Zuge des Saugaktes spielen Culicidae als Überträger von Krankheitserregern eine wichtige Rolle. Sie können unterschiedliche Erreger auf den Wirt übertragen:
Erreger | Wirt | Vektor | endemisch Mitteleuropa |
---|---|---|---|
Protozoen | |||
Plasmodium spp. | Mensch | Anopheles spp. | - |
Plasmodium spp. | Vogel | Anopheles, Ades, Culiseta, Culex spp. | + |
Nematoden | |||
Dirofilaria immitis | Canidae (Felidae) | Culex, Aedes, Anopheles spp. | + |
Dirofilaria repens | Canidae | Anopheles, Aedes spp. | + |
Setaria spp. | Ungulaten | Anopheles, Aedes, Culex spp. | + |
Brugia spp. | Mensch (Felidae) | Anopheles, Aedes, Culex spp. | - |
Wucheria bancrofti | Mensch | Anopheles, Aedes, Culex spp. | + |
Viren | |||
Bunyavirales | |||
Tahyna-Virus | Hase, Schwein | Aedes spp. | + |
Calovo-Virus | Rind, Pferd, Haus- und Wildschwein |
Anopheles maculipennis | + |
Lednice-Virus | Wasservögel | Culex modestus | + |
Flaviviridae | |||
West-Nil-Virus | Vögel | Aedes, Culex spp. | (+) |
Togaviridae | |||
Sindbis-Virus | Vögel | Cules spp. (?), Coquillettidia richiardii | (+) |
Prophylaxe
Eine individuelle Prophylaxe kann durch die Anwendung von Repellenzien erfolgen. Für Pferde sind verschiedene Präparate mit ätherischen Ölen oder Diethyltoluamid (DEET) im Handel erhältlich, die auf das Haarkleid aufgesprüht werden. Die Wirkung hält jedoch nur wenige Stunden an. Beim Hund können Delthamethrin-imprägnierte Halsbänder verwendet werden.
Quelle
- Eckert, Johannes, Friedhoff, Karl Theodor, Zahner, Horst, Deplazes, Peter. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Enke-Verlag, 2008.
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