Dirofilaria immitis
von lateinisch: dirus - grausam und filum - Faden
Synonyme: Herzwurm, D. immitis
Definition
Dirofilaria immitis, besser bekannt als Herzwurm, ist ein Nematode aus der Familie der Filarioidea (Filarien) und Erreger der kardiovaskulären Dirofilariose (Herzwurmkrankheit) von Hund und Katze.
Taxonomie
- Stamm: Nematoda (Fadenwürmer)
- Ordnung: Spirurida (Rollschwänze)
- Überfamilie: Filarioidea (Filarien)
- Familie: Onchocercidae
- Gattung: Dirofilaria
- Art: Dirofilaria immitis
- Gattung: Dirofilaria
- Familie: Onchocercidae
- Überfamilie: Filarioidea (Filarien)
- Ordnung: Spirurida (Rollschwänze)
Erreger
Der fadenartige und etwa 1 mm dicke Nematode erreicht eine Länge von bis zu 18 cm (Männchen) bzw. 30 cm (Weibchen). Am apikalen Ende des adulten Wurms sind 6 kleine Papillen um die Mundöffnung ausgebildet. Das im Gegensatz dazu spiralig aufgerollte Hinterende des Männchens trägt 2 x 5 präanale und 2 x 6 postanale Papillen. Die Spicula sind 180 bis 300 µm bzw. 300 bis 375 µm lang.
Das Hinterende des Weibchens ist stumpf und die Vulva liegt ca. 3 mm vom vorderen Ende entfernt. Die unbescheideten Mikrofilarien (im Blut) sind 220 bis 340 µm lang.
Entwicklung
Dirofilaria immitis parasitiert in der Arteria pulmonalis und im rechten Herzen von Fleischfressern, allen voran aber bei Hunden und Canidae. Die Weibchen geben unbescheidete Mikrofilarien ins Blut ab, die zur Weiterentwicklung von Culicidae (Stechmücken) bei der Blutmahlzeit am infizierten Tier aufgenommen werden müssen. Dabei schwankt die Mikrofilariendichte im peripheren Blut im Tagesverlauf stark. In Übereinstimmung mit der höchsten Flugaktivität der Mücken ist die Dichte an Mikrofilarien in den späten Nachmittags- und frühen Abendstunden am höchsten. Im späteren Tagesverlauf geht sie um etwa 80 bis 95 % zurück.
Zu den für die Stechmücken günstigen Zeiten sammeln sich die Mikrofilarien in den Kapillaren der Parenchyme an, vorwiegend in der Lunge. Man geht davon aus, dass diese Periodizität in erster Linie durch die im Tagesablauf auftretenden Veränderungen des Sauerstoffpartialdrucks im Blut gesteuert wird. Nachdem ein Zwischenwirt die Mikrofilarien aufgenommen hat, entwickeln sich diese zu den für den Endwirt infektiösen Drittlarven (L3) weiter. Bei Temperaturbereichen unterhalb von 14 °C findet keine Entwicklung statt. Bei Temperaturen um die 18 °C entsteht binnen 29 Tagen eine Drittlarve, bei 20 °C in nur 8 Tagen.
Nachdem das Infektionsstadium erreicht wurde, wandert die Larve in die Proboscis (Rüssel) der Mücke und dringt bei einem weiteren Stechakt über den Stichkanal in den neuen Wirt ein. Im subkutanen Bindegewebe folgt innerhalb von 1 bis 2 Wochen p.i. die Häutung zur Viertlarve (L4), die zwischen die Muskelfasern wandert und nach der letzten Häutung als präadulter Wurm in größere Venen eindringt. Etwa 70 bis 100 Tage nach dem Stich der Mücke wächst der Wurm auf eine Länge von 2 bis 3 cm heran und erreicht dann die Arteria pulmonalis und das rechte Herz. Nach frühestens 180 Tagen p.i. (meist aber später) sind die Parasiten geschlechtsreif.
Etwa 9 bis 10 Monate nach der Infektion erreicht die Parasitämie ein Plateau, das über lange Zeit beibehalten werden kann. Zu beachten ist jedoch, dass bei etwa 30 bis 50 % der Hunde infolge von Immunreaktionen die Mikrofilariendichte plötzlich auf Werte unterhalb der Nachweisgrenze absinkt. In dieser Phase können die adulten Würmer jedoch persistieren. Ihre Lebensdauer liegt bei bis zu 7 Jahren.
Verbreitung
Dirofilaria immitis kommt endemisch in den meisten tropischen und subtropischen Regionen der Erde vor sowie zunehmend in angrenzenden Regionen mit gemäßigtem Klima. In Europa tritt der Parasit hauptsächlich im ganzen Mittelmeerraum auf, weist jedoch mittlerweile schon nördliche Ausläufer auf. Die Befallsrate hängt regional stark vom Klima und der Vektordichte ab, sodass in Oberitalien die Prävalenzen bei Hunden bei bis zu 80 % liegen.
Bei den in Deutschland und Österreich beobachteten Fällen handelt es sich höchstwahrscheinlich um importierte Erkrankungen, die bei Auslandsaufenthalten am Mittelmeerraum erworben wurden.
Epidemiologie
Das Spektrum potenzieller Zwischenwirte ist besonders groß und umfasst praktisch alle Gattungen der Stechmücken. Die in Mitteleuropa am häufigsten auftretenden Spezies sind: Aedes vexans, Aedes cinereus, Aedes sticticus und Culex pipiens.
Erkrankung
Die Parasiten siedeln sich in der Arteria pulmonalis und im rechten Herz an. Schäden entstehen v.a. durch sich bewegenden Würmer (Motilitätstraumen) sowie toxische Einflüsse von Wurmmetaboliten, die zu Endothelschäden in den proximalen Gefäßen der Lunge führen.
Eine Infektion zeigt sich klinisch mit anfänglichem chronischen Husten, der sich später zu Dyspnoe weiter entwickelt. In weiterer Folge treten Erbrechen auf, wobei die Tiere oft lethargisch wirken. Bei kleinen Hunderassen kann oftmals das Vena-Cava-Syndrom beobachtet werden. Darunter versteht man eine Obturationsstenose der kaudalen Hohlvene (Vena cava caudalis) und der rechten Vorkammer sowie Klappenbehinderung durch Wurmaggregate. Ein Teil des Syndroms ist eine intravasale Hämolyse.
Die Tiere verfallen in schockartige Zustände, weisen eine deutliche Braunfärbung des Urins auf (Hämaturie) und ihr Allgemeinbefinden wird progressiv schlechter.
Zoonose
Infektiöse Larven von Dirofilaria immitis und Dirofilaria repens können gelegentlich durch Stechmücken auch auf den Menschen übertragen werden. Die reifen Stadien von Dirofilaria immitis siedeln sich dann vorwiegend in der Lunge an und verursachen ca. 1 bis 4 cm große Rundherde. Die Adulten von Dirofilaria repens hingegen verursachen noduläre Herde in der Subkutis.
Der Großteil der autochthonen Fälle ist aus Italien, Frankreich und Griechenland bekannt. Importierte Infektionen konnten auch in anderen Ländern beobachtet werden (z.B. Deutschland, Österreich und Schweiz).
Literatur
- Eckert, Johannes, Friedhoff, Karl Theodor, Zahner, Horst, Deplazes, Peter. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Enke-Verlag, 2008.