Monokel-Kobra
Synonyme: Monokelkobra, Naja naja kaouthia
Zoologische Bezeichnung: Naja kaouthia
Englisch: Monocled Cobra
Definition
Die Monokel-Kobra ist eine medizinisch relevante Giftschlange aus der Gattung der Echten Kobras (Naja) und zählt zur Familie der Giftnattern (Elapidae). Die Art wird auch in Deutschland relativ häufig in Gefangenschaft gehalten.
Biologie
Die Monokel-Kobra weist einen schlanken Körperbau auf, der Kopf setzt sich wenig vom Hals ab. Die Gesamtlänge beträgt 100 bis 200 cm. Das Auge weist eine runde Pupille auf. Die Färbung ist sehr variabel, in Gefangenschaft trifft man häufig albinotische Tiere an (siehe Bild). Im Nacken ist ein Fleck erkennbar, der an ein Monokel erinnert, wenn der für Kobras typische Hut aufgestellt wird. Es besteht Verwechslungsgefahr mit Naja atra (Chinesische Kobra), Naja naja (Brillenschlange) und Naja siamensis (Siamesische Speikobra). Die Monokel-Kobra pflanzt sich durch Oviparie fort.
Giftapparat
Der Giftapparat im Allgemeinen ist typisch für alle Vertreter der Giftnattern:
- Giftdrüse: evolutionsbiologisch betrachtet eine umgebildete Speicheldrüse, seitlich beiderseits des Schädels, von Muskeln umgeben.
- Giftkanal, welcher Giftdrüse und Giftzähne verbindet.
- Giftzähne (Fangzähne): relativ klein, beiderseits im vorderen Oberkiefer befindlich. Sie besitzen einen Giftkanal, über welchen das Gift im Falle eines Bisses injiziert wird. Anatomisch gesehen ist die Monokel-Kobra theoretisch in der Lage Gift zu speien, was jedoch äußerst selten vorkommt.
Verbreitung
Die Monokel-Kobra ist weit verbreitet: Bangladesch, Bhutan, Kambodscha, China, Indien, Laos, Malaysia, Myanmar, Nepal, Thailand und Vietnam. Es werden verschiedene Habitate besiedelt, etwa Reisfelder, Grasland, Waldgebiete, Ackerland oder Mangroven. Die Art kommt regelmäßig in der Nähe zu menschlichen Siedlungen vor, was zu Konflikten führt. Naja kaouthia ist derzeit noch nicht bedroht, doch die Bestände sind stark rückläufig.
Toxikologie
Das Giftsekret der Monokel-Kobra ist sehr wirksam, der Giftbiss muss als lebensbedrohlich betrachtet werden. Das Toxingemisch weist postsynaptische Neurotoxine wie Alpha-elapitoxin-Nk2a (alpha-Elapitoxin) und Cobrotoxin-2 auf, die auf das vegetative Nervensystem und somatische Nervensystem wirken. Sie blockieren als Antagonisten die Nikotinrezeptoren der motorischen Endplatte. Dadurch kommt es zu Lähmungserscheinungen, die sich anfangs als Ptosis äußern und bis hin zu einer totalen Paralyse mit letaler Atemlähmung führen können. Des Weiteren sind Zytotoxine (z.B. Cytotoxin 3) enthalten, welche durch Schädigung von Zellwänden zum Absterben von Zellen und Geweben führen (Zytolyse) und somit lokale Nekrosen bewirken. Kardiotoxische Bestandteile sind wahrscheinlich vorhanden, haben jedoch keine akute klinische Relevanz.
In 60 bis 80 Prozent der Bisse kommt es zu einer Intoxikation, der Rest sind trockene Bisse ohne Giftinjektion. Unbehandelt liegt die Letalität bei 1 bis 10 Prozent, wobei die hohe Variation durch verschiedene Angaben von Dunkelziffern zustande kommt.
Symptome
Nach einem Giftbiss treten lokale Symptome wie Schmerzen, Schwellung, Erythem oder Juckreiz auf. Blasenbildung und eine mäßig bis massiv ausgeprägte Nekrose können vorkommen. Es können im weiteren Verlauf folgende unspezifische Beschwerden auftreten: Schwitzen, Salivation, Übelkeit, Emesis, Kopfschmerzen, Diarrhoe, Vertigo, Abdominalschmerzen, Krämpfe, Tachykardie und Hypotonie bis hin zum Schock, u. U. Tod durch Kreislaufversagen. Die neurotoxische Komponente bewirkt eine fortschreitende Paralyse, die sich im Anfangsstadium als Ptosis ausdrückt und zu einer peripheren Atemlähmung mit letalem Ausgang führen kann. Der Tod kann unbehandelt innerhalb weniger Stunden eintreten.
Komplikationen
- Sekundärinfektionen durch den Giftbiss oder mangelhafte Wundversorgung
- Klassische Komplikationen sind allergische Reaktionen auf das Gift.
- Weiterhin gehen Nekrosen häufig mit einer Sepsis einher.
- Gegebenenfalls tritt eine sekundäre Nierenschädigung auf.
Hautkontakt/ Schleimhautkontakt
Wie bereits erwähnt, ist die Monokel-Kobra in der Lage Gift zu speien, wenngleich dies selten beobachtet wird. Die zytotoxische Komponente ist als Kontaktgift wirksam. Gelangt es durch das Speien der Kobra auf die Haut, kann es zu Schmerzen, Schwellungen und entzündlichen Beschwerden kommen. Auf Schleimhäuten ist mit entsprechend stärkerer Reizwirkung zu rechnen. Gelangt das Gift in die Augen, kann es zu starken Schädigungen bis hin zu dauerhafter Erblindung kommen, wenn es nicht unverzüglich ausgewaschen wird. Nach Kontakt mit Schleimhäuten oder Augen muss mit einer geeigneten Flüssigkeit (Wasser, notfalls z.B. auch Milch, Urin) gespült werden (mind. 10-15 Minuten). Ein Augenarzt sollte hinzugezogen werden. Je nach Zustand des Betroffenen sollte ein Notarzt gerufen werden.
Therapie des Giftbisses
- Das Bissopfer muss Ruhe bewahren und die Bissstelle ist ruhig zu halten. Nach sofortiger Alarmierung des Notarztes sollte der Patient liegend in das nächstgelegene Krankenhaus transportiert werden.
- Die Kompressionsmethode ist anzuwenden, um die Distribution der Toxine zu verzögern. Dabei wird eine eventuell verstärkte Lokaltoxizität in Kauf genommen.
- Die Möglichkeit der künstlichen Beatmung ist unbedingt sicherzustellen.
- Maßnahmen zur Vermeidung einer Sepsis sind zu treffen (ggf. Antibiotika), Tetanusprophylaxe.
- Schockprophylaxe.
- Infusion mit 0,9%iger Kochsalzlösung zwecks Nierenschutz..
- Weitere Maßnahmen dienen der symptomatischen Therapie.
- Antivenine: Allgemein gilt, dass der Einsatz von Antiveninen nur in Rücksprache mit einer Giftnotruf-Zentrale und nach gründlicher Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen sollte. Nach Bissen durch Kobras ist die Anwendung beim ersten Auftreten neurotoxischer Effekte indiziert. Folgende Präparate stehen beispielsweise zur Verfügung:
- Cobra Antivenin (Thai Red Cross Society)
- Naja kaouthia Antivenom (Venom Research Unit, Univ. of Med. & Pharm., Ho Chi Minh)
Literatur
- O'Shea: Giftschlangen - Alle Arten der Welt in ihren Lebensräumen, Kosmos Verlag, 2006.
- Trutnau: Schlangen im Terrarium Bd. 2: Giftschlangen. Verlag Ulmer, Stuttgart 1998.