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Lasmiditan

Handelsname: Rayvow®, Reyvow®
Synonyme: Lasmiditanum, COL-144, LY573144
Englisch: lasmiditan

1. Definition

Lasmiditan ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Serotoninrezeptor-Agonisten, der zur Akutbehandlung der Kopfschmerzphase von Migräne-Attacken eingesetzt wird.

2. Chemie

Lasmiditan weist im Gegensatz zu Triptanen keine Tryptophan-Partialstruktur auf. Stattdessen besteht es aus drei Ringsystemen (Trifluorbenzoesäure, Pyridin-2-Amin, N-Methylpiperidin), die über funktionelle Gruppen miteinander verbunden sind.

Die Summenformel ist C19H18F3N3O2. Der chemische Name lautet:

  • 2,4,6-Trifluor-N-(6-(1-methylpiperidin-4-carbonyl)pyridin-2-yl)benzamid (IUPAC)

Die molare Masse beträgt 377,36 g/mol, der Oktanol-Wasser-Koeffizient (logP) 2,76. Die CAS-Nummer lautet 439239-90-4. Die Substanz liegt als Hemisuccinat bei Raumtemperatur als weißes, kristallines Pulver vor, das in Wasser schwer löslich, in Ethanol leicht löslich und in Methanol löslich ist.[1][2]

3. Wirkmechanismus

Der genaue Wirkmechanismus ist bisher (2023) nicht bekannt. Lasmitidan ist ein starker und selektiver Agonist am 5-HT1F-Rezeptor. Diese Rezeptoren kommen an den zentralen und peripheren Enden der Trigeminus-Neuronen vor und scheinen zur Hyperpolarisation der Nervenenden und Hemmung von deren Aktivität beizutragen.

Im Gegensatz zu Triptanen bindet Lasmiditan nur gering an 5-HT1B- und 5-HT1D-Rezeptoren, die eine Vasokonstriktion verursachen.[3][4] Daher kann Lasmitidan bei Patienten angewendet werden, bei denen Triptane kontraindiziert sind (z.B. bei koronarer Herzkrankheit). Lasmiditan hat praktisch keine Affinität zu anderen 5-HT-Rezeptorsubtypen oder Monoaminrezeptoren (z.B. adrenerg, dopaminerg).[5]

4. Pharmakokinetik

Lasmitidan wird nach oraler Aufnahme rasch resorbiert. Maximale Plasmaspiegel werden nach 1,8 Stunden erreicht. Die Plasmaproteinbindung beträgt 55 bis 60 %. Lasmitidan passiert die Blut-Hirn-Schranke. Die hepatische und extrahepatische Biotransformation erfolgt hauptsächlich durch Nicht-CYP-Enzyme, wobei die Ketonreduktion der primäre Abbauweg zu sein scheint. Die Elimination der Metaboliten erfolgt mit dem Urin. Die Eliminationshalbwertszeit beträgt 5,7 Stunden.[1]

5. Indikationen

Lasmiditan wird zur Akutbehandlung der Kopfschmerzphase von Migräne-Attacken mit oder ohne Aura bei Erwachsenen angewendet.[6]

Mit einer Besserung der Symptome ist innerhalb von 30 Minuten zu rechnen, wobei auch Übelkeit, Phonophobie und Photophobie gelindert werden. Die Wirkung ist dosisabhängig.[7]

6. Darreichungsform

Lasmiditan (als Hemisuccinat) steht in Form von Filmtabletten zur oralen Anwendung zur Verfügung.[6]

7. Dosierung

Die empfohlene Initialdosis bei Erwachsenen beträgt 100 mg; sie kann für eine stärkere Wirksamkeit auf 200 mg erhöht oder für eine bessere Verträglichkeit auf 50 mg verringert werden. Die Einnahme der zweiten Dosis gleicher Wirkungsstärke sollte nicht innerhalb von 2 Stunden nach der ersten Einnahme erfolgen. Es dürfen zudem nicht mehr als 200 mg innerhalb von 24 Stunden eingenommen werden.[6]

Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.

8. Nebenwirkungen

Die Nebenwirkungen sind dosisabhängig:[6]

Kardiovaskuläre Nebenwirkungen sind:

Überempfindlichkeitsreaktionen, einschließlich Angioödemen, Hautausschlägen und Lichtempfindlichkeitsreaktionen können selten (0,1 %) auftreten.

9. Wechselwirkungen

Bei gleichzeitiger Anwendung mit anderen serotonergen Arzneimitteln (z.B. selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs), Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRIs), trizyklische Antidepressiva (TCAs) und Monoaminoxidase (MAO)-Hemmer) kann ein Serotonin-Syndrom auftreten.[6]

Bei einer Kombination mit Alkohol oder anderen ZNS-dämpfenden Arzneimitteln werden die sedierenden Nebenwirkungen verstärkt.

Die bradykardisierende Wirkung anderer Arzneimittel (z.B. Betablocker) wird verstärkt.

10. Kontraindikationen

Die Einnahme ist bei einer Überempfindlichkeit gegen Lasmiditan oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels kontraindiziert.[6] Die Einnahme während der Schwangerschaft wird nicht empfohlen. Ob das Stillen zu unterbrechen ist oder auf die Behandlung während der Stillzeit verzichtet werden soll, ist im Einzelfall zu entscheiden. Tierexperimentelle Studien haben eine Reproduktionstoxizität und den Übertritt von Lasmiditan in die Muttermilch gezeigt.[6]

11. Missbrauch

Es gibt Hinweise auf ein Missbrauchspotenzial.[6]

12. Verschreibungspflicht

Präparate, die Lasmiditan enthalten, sind verschreibungspflichtig.

13. Toxizität

Bei einer Überdosierung ist mit dem verstärkten Auftreten von Nebenwirkungen zu rechnen, zudem kann ein Serotoninsyndrom ausgelöst werden. Ein spezifisches Antidot ist nicht bekannt.[6]

14. Zulassung

Das Arzneimittel ist in der EU seit 2022[6], in den USA seit 2019 zugelassen.[8]

15. ATC-Code

  • N02CC08 - Analgetika - Migränemittel - Selektive Serotonin-5-HT1-Rezeptoragonisten

16. Quellen

  1. 1,0 1,1 Reyvow. Full prescribing information. FDA, abgerufen am 07.03.2023
  2. Molecule of the month. Lasmiditan hydrochloride. Drug News Perspect. 2010
  3. Oswal JC, Schuster NM. Lasmiditan for the treatment of acute migraine: a review and potential role in clinical practice, J Pain Res. 2018
  4. Beauchene JK, Levien TL. Lasmiditan: Acute Migraine Treatment Without Vasoconstriction. A Review. J Pharm Technol. 2021
  5. Clemow DB et al. Lasmiditan mechanism of action - review of a selective 5-HT1F agonist. J Headache Pain. 2020
  6. 6,0 6,1 6,2 6,3 6,4 6,5 6,6 6,7 6,8 6,9 Rayvow. Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels. EMA, abgerufen am 07.03.2023
  7. Raffaelli B et al. The safety and efficacy of the 5-HT1F receptor agonist lasmiditan in the acute treatment of migraine. Expert Opinion on Pharmacotherapy, 2017
  8. Lamb YN. Lasmiditan: First Approval. Drugs. 2019

17. Weblinks

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