Hypolipoproteinämie
Synonyme: Hypolipidämie, Hypolipämie
Englisch: hypolipoproteinemia, hypolipemia
Definition
Die Hypolipoproteinämie ist eine seltene Lipidstoffwechselstörung, die mit einer erniedrigten Konzentration an Lipoproteinen im Blutserum einher geht.
- ICD-10-Code: E78.6
Einteilung
Hypolipoproteinämien werden in primäre (angeborene) und sekundäre Hypolipoproteinämien unterteilt. Während bei den primären Hypolipoproteinämien ein Mangel an bestimmten Apolipoproteinen vorliegt, gehen die sekundären Hypolipoproteinämien mit erniedrigten Konzentrationen verschiedener Lipoproteine sowie mit einer Hypocholesterinämie oder Hypotriglyceridämie einher.
Primäre Hypolipoproteinämien
Mit einem verminderten HDL-Cholesterin gehen folgende hereditäre Erkrankungen einher:
- Analphalipoproteinämie (Tangier-Krankheit): autosomal-rezessiver Gendefekt auf Chromosom 9 mit Verminderung des ABCA1-Transporters (Cholesterintransporter)
- ApoA-I-Mangel: Deletionen im ApoA-I-Gen
- familiärer LCAT-Mangel: Mangel des Enzyms LCAT
- primäre Hypoalphalipoproteinämie: unklare Ursache
Weiterhin existieren primäre Hypolipoproteinämien, die zu einem reduzierten LDL-Cholesterin führen:
- Abetalipoproteinämie (Bassen-Kornzweig-Syndrom): autosomal-rezessiv vererbter Gendefekt mit völligem Fehlen von Apolipoprotein B (ApoB)
- Familiäre Hypobetalipoproteinämie: autosomal-dominant vererbter Mangel an Apolipoprotein B
- Hooft-Syndrom: Pathophysiologie unklar
Sekundäre Hypolipoproteinämien
Zu einer Reduktion von LDL-Cholesterin führen:
- verminderte Synthese:
- Fortgeschrittene Lebererkrankungen (z.B. Leberzirrhose)
- Autoimmun-Hypo-β-Lipoproteinämie
- Malabsorption:
- Morbus Whipple
- Sprue
- Chronische Pankreatitis
- Zustand nach Darmresektion)
- Morbus Addison
- verstärkter Katabolismus:
- Steroidproduzierendes Nebennierenrindenadenom
- Hyperthyreose
- Chronische Anämie
- Hunger (Anorexie)
- Morbus Gaucher
- chronische Infektionen
- Niacin-Intoxikation
Das HDL-Cholesterin wird u.a. durch folgende sekundäre Faktoren erniedrigt:
Symptome
Meist verläuft eine Verminderung von HDL asymptomatisch, jedoch handelt es sich um einen unabhängigen Risikofaktor für das Auftreten von kardiovaskulären Erkrankungen. Bei primären Störungen existieren meist spezifische Symptome, z.B. gelbe Verfärbung der Tonsillen und neurologische Störungen bei der Tangier-Krankheit oder Hornhauttrübung und hämolytische Anämie bei LCAT-Mangel.
Bei der Abetalipoproteinämie und der homozygoten familiären Hypobetaloproteinämie stehen anfangs Steatorrhö und Malabsorption im Vordergrund, im Verlauf kommt es zu neurologischen Defiziten (z.B. Ataxie, Areflexie).
Diagnostik
Sekundäre Hypolipoproteinämien werden meist zufällig im Rahmen einer routinemäßigen Blutbildkontrolle entdeckt. Bei primären Hypolipoproteinämien können z.T. Elektrophorese, Enzymaktivitätsmessungen und molekulargenetische Untersuchungen wegweisend sein.
Therapie
Bei primären Hypolipoproteinämien ist eine ursächliche Behandlung kaum möglich. Je nach Pathogenese kann eine fettarme, vitaminreiche Ernährung und eine symptomatische Therapie sinnvoll sein.
Bei sekundären Hypolipoproteinämien sollte die Grunderkrankung behandelt werden.
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