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Synonym: Harnvergiftung
Englisch: ur(a)emia, ur(a)emic syndrome
Als Urämie bezeichnet man die Kontamination (Vergiftung) des Blutes mit harnpflichtigen Substanzen.
Eine Urämie kann als Folge einer terminalen Niereninsuffizienz oder eines akuten Nierenversagens auftreten. Die Nieren sind in beiden Fällen nicht mehr in der Lage, harnpflichtige Substanzen in ausreichender Menge mit dem Harn auszuscheiden.
Man kann eine akute Urämie mit ausgedehnter Ödembildung und Blutdrucksteigerung und eine eher einschleichend entstehende chronische Urämie bei chronischer Niereninsuffizienz unterscheiden.
Eine Urämie hat klinisch sehr vielfältige Auswirkungen auf den Organismus. Für einige dieser Symptome lassen sich direkte pathophysiologische Zusammenhänge finden, bei anderen Symptomen ist die genaue Ursachenkaskade noch unklar. Die Übergänge zur Symptomatik der chronischen Niereninsuffizienz sind fließend.
Unbehandelt führt die Urämie zum urämischen Koma und schließlich zum Tod.
Es gibt kein einzelnes Urämietoxin, das für die pathologischen Veränderungen im Organismus verantwortlich gemacht werden kann. Vielmehr ist eine Vielzahl von über das physiologische Maß hinaus im Blut angereicherten Substanzen für die Organwirkungen verantwortlich. Darunter fallen neben dem am häufigsten verdächtigten Harnstoff auch Substanzgruppen wie Phenole, Polyamine sowie aliphatische und aromatische Amine.
Pathophysiologisch interessant ist die Entwicklung der Amyloidose, die durch die Ablagerung von Beta-2-Mikroglobulin bedingt ist. Diese Ablagerungen können zur Instabilität von Knochen- und Sehnenstrukturen führen. Eine in diesem Zusammenhang recht häufige Erscheinung ist das Karpaltunnelsyndrom.
Die Diagnose ist durch die Konstellation der charakteristischen multimorbiden Symptomatik und der Erhöhung der Retentionswerte relativ leicht zu stellen. Insbesondere die Konzentration des Harnstoffs im Serum ist ein aufschlussreicher Parameter zur Beurteilung des Schweregrades einer Urämie.
Die Therapie der Urämie ist gleichzusetzen mit der Therapie der zugrundeliegenden Niereninsuffizienz. Die Therapie der Wahl ist die sofortige Dialyse, die das Blut von harnpflichtigen Substanzen reinigt. Abhängig vom Alter und von weiteren Grunderkrankungen ist - bei Verfügbarkeit eines Spenderorgans - eine Nierentransplantation anzustreben.
Als ergänzende Maßnahmen nach Abklingen der akuten Phase kommen in Frage:
Tags: Nierenversagen, Urämie
Fachgebiete: Nephrologie
Diese Seite wurde zuletzt am 15. Februar 2019 um 10:39 Uhr bearbeitet.
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