Brexucabtagen-Autoleucel
Synonym: Brexucabtagen autoleucel
Handelsname: Tecartus®
Definition
Brexucabtagen-Autoleucel ist eine CAR-T-Zell-Therapie zur Behandlung des Mantelzell-Lymphoms bei Erwachsenen.
Herstellung
Die Therapie mit CAR-T-Zellen ist eine Individualtherapie. Für die Herstellung der Infusionslösung werden dem Patienten vorab durch Leukozytapherese T-Zellen entnommen ("Harvesting"), im Labor selektiert und mit Hilfe von Zytokinen (Interleukin-2) klonal vermehrt. Anschließend werden sie durch Transduktion gentechnisch verändert. Mithilfe eines retroviralen Vektors wird in die entnommenen T-Zellen ein genetischer Code inseriert, der für den Antigenrezeptor Anti-CD19-CAR kodiert. Die Zellen bilden diesen Antigenrezeptor auf ihrer Oberfläche und werden dem Patienten reinfundiert.[1][2]
Wirkmechanismus
Brexucabtage-Autoleucel enthält sogenannte Anti-CD19-CAR-T-Zellen, die sich gegen das Oberflächenantigen CD19 auf Tumorzellen richten. Wenn die Anti-CD19-CAR-T-Zellen an eine CD19-exprimierende Tumorzelle binden, aktivieren die kostimulierenden Domänen CD28 und CD3-zeta nachgeschaltete Signalkaskaden. Diese führen bei den T-Zellen zur Proliferation und zur Sekretion von inflammatorischen Zytokinen und Chemokinen. Durch die zytotoxische Aktivität der T-Zellen kommt es zur Apoptose und Nekrose der CD19-exprimierenden Zielzellen. Da CD19 auch von gesunden B-Zellen exprimiert wird, beschränkt sich die zytotoxische Wirkung jedoch nicht streng selektiv auf Tumorzellen.
Indikation
Behandlung von erwachsenen Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem Mantelzell-Lymphom (MCL). Die Patienten müssen zuvor bereits zwei oder mehr systemische Therapien erhalten haben, die einen Bruton-Tyrosinkinase-Inhibitor einschließen.[2]
Darreichungsform
- Infusionsdispersion
Dosierung
Eine Einzeldosis Brexucabtagen-Autoleucel enthält 2 x 106 CAR-positive, lebensfähige T-Zellen pro kg Körpergewicht bzw. maximal 2 x 108 CAR-positive, lebensfähige T-Zellen für Patienten mit einem Gewicht von 100 kg und darüber.[3]
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Anwendung
Vor der eigentlichen Behandlung erhalten die Patienten am fünften, vierten und dritten Tag vor der Infusion von Brexucabtagen-Autoleucel eine Chemotherapie zur Lymphozytendepletion. Diese besteht aus Cyclophosphamid (500 mg/m2) und Fludarabin (30 mg/m2).[3]
Brexucabtagen-Autoleucel sollte in einem qualifizierten Behandlungszentrum von einem erfahrenen Arzt verabreicht werden. Vor der Infusion sollte eine Dosis Tocilizumab und eine Notfallausrüstung bereitstehen, falls sich ein Zytokinfreisetzungssyndrom entwickelt. Darüber hinaus sollte der Patient eine Stunde vor der Infusion eine Prämedikation mit Paracetamol und Diphenhydramin erhalten, um eine akute Infusionsreaktion zu vermeiden.[4]
Aufgrund der möglichen Nebenwirkungen sollten sich die Patienten in den ersten vier Wochen nach der Infusion in der Nähe des Behandlungszentrums aufhalten. Insbesondere in den ersten zehn Tagen nach der Infusion sollten die Patienten regelmäßig auf Symptome eines Zytokinfreisetzungssyndroms, neurologische Ereignisse oder auftretende Toxizitäten überwacht werden.
Nebenwirkungen
Häufige (≥1/100 to <1/10) oder sehr häufige (≥1/10) Nebenwirkungen, die unter der Therapie mit Brexucabtagen-Autoleucel auftreten, sind beispielsweise:[3]
- Zytokinfreisetzungssyndrom (CRS)
- Infektionen
- Neutropenie, Leukopenie, Lymphopenie, Thrombozytopenie, Anämie
- Hypogammaglobulinämie
- Hypalbuminämie
- Hypophosphatämie
- Dehydratation
- Insomnie, Delirium
- Enzephalopathie
- Kopfschmerzen
- Tremor, Aphasie, Ataxie
- erhöhter intrakranieller Druck
- Krampfanfälle
- Nausea, Diarrhö, Erbrechen
Ein Zytokinfreisetzungssyndrom (CRS) trat in den Zulassungsstudien bei 91% der Patienten auf, bei 15% der Patienten ein schweres oder potentiell lebensbedrohliches CRS vom Grad 3 oder höher.[4]
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff
Warnhinweise
Brexucabtagen-Autoleucel sollte nicht bei Schwangeren oder bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, angewendet werden.
Nutzenbewertung
Gemäß § 35a SGB V gilt der Zusatznutzen eines Orphan Drugs bereits durch die Zulassung als belegt. Der G-BA bewertet in seinem Beschluss vom 5.08.2021 den Zusatznutzen wie folgt:[5]
- Anhaltspunkt für einen nicht-quantifizierbaren Zusatznutzen, weil die wissenschaftliche Datengrundlage eine Quantifizierung nicht zulässt
Kosten
Die Jahrestherapiekosten von Brexucabtagen-Autoleucel betragen rund 360.000 €.
Quellen
- ↑ Pschyrembel - Brexucabtagen autoleucel, abgerufen am 04.03.2022
- ↑ 2,0 2,1 Pharmazeutische Zeitung - Brexucabtagen autoleucel, abgerufen am 04.03.2022
- ↑ 3,0 3,1 3,2 Gelbe Liste - Brexucabtagen autoleucel, abgerufen am 04.03.2022
- ↑ 4,0 4,1 EMA - Tecartus, abgerufen am 04.03.2022
- ↑ G-BA: Nutzenbewertung von Arzneimitteln mit neuen Wirkstoffen nach § 35a SGB V: Autologe Anti-CD19-transduzierte CD3-positive Zellen (Mantelzell-Lymphom, vorbehandelte Patienten) vom 5. August 2021
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