Netobimin
Synonym: Methoxycarbonyl-amino(nitro-2-propylthio-5-phenylimino)-methyl-1-amino-2-ethan-sulfonsäure
Handelsname:Hapadex®
Englisch: netobimin
Definition
Netobimin ist ein Arzneistoff aus der Klasse der Probenzimidazole, der in der Veterinärmedizin als Endoparasitikum eingesetzt wird.
Chemie
Netobimin hat die Summenformel C14H20N4O7S2 und ein Molekulargewicht von 420,5 g/mol.
Netobimin ist ein Probenzimidazol, das erst im Gastrointestinaltrakt des Wirtsorganismus durch eine Reduktion der Nitrogruppe zur Aminogruppe mit anschließender Zyklisierung zum anthelmintisch aktiven Albendazol sowie seinen Metaboliten umgewandelt wird (Prodrug). Es ist wasserlöslich und kann daher sowohl oral als auch parenteral verabreicht werden.
Eigenschaften
Netobimin ist ein Antiparasitikum mit einem breiten Wirkspektrum gegen Nematoden, Cestoden und Trematoden. Als Probenzimidazol wird es im Pansen und teilweise auch im Ileum mithilfe der Bakterienflora zum aktiven Benzimidazol Albendazol umgewandelt wird.
Benzimidazole sind relativ langsam wirkende Anthelmintika, deren Bioverfügbarkeit und anthelminthische Wirkung weniger von der maximalen Wirkstoffkonzentration, sondern vielmehr von der Persistenz des Wirkstoffs im Wirt abhängt. Als Voraussetzung für eine volle Wirksamkeit der Arzneistoffe ist eine genügend lange Kontaktzeit mit den Parasiten unabdingbar. Im Gegensatz zu den Monogastriern (v.a. Fleischfresser) weisen Benzimidazole bei Wiederkäuern und Pferden durch die lange Verweildauer der Ingesta (inkl. Wirkstoff) im Pansen oder Caecum eine effektive Wirkung gegenüber sensiblen Parasiten auf.
Wirkmechanismus
Der anthelmintische Effekt von Netobimin beruht auf der Wirkung der Benzimidazole. Diese führen durch die Bindung an das Tubulin der Parasitenzelle zu einem Ungleichgewicht zwischen dem dimeren Tubulin und den polymeren Mikrotubuli. In weiterer Folge kommt es zu einer Hemmung der Polymerisation von Tubulin zu Mikrotubuli, wobei gleichzeitig die Depolymerisation am anderen Ende der Mikrotubuli ungehemmt weiter läuft. Dadurch werden lebenswichtige Vorgänge innerhalb der Parasitenzelle beeinträchtigt: Neben einer gestörten Ausbildung des Zytoskeletts kommt es zu einer Verminderung der Aufnahme und des intrazellulären Transportes von Nährstoffen und Stoffwechselsubstraten, sodass die verminderte Glucoseaufnahme zu einem gesteigerten Verbrauch von endogenem Glykogen führt. Nach Ausschöpfung der Reserven kommt es durch ATP-Mangel zum Absterben der Parasiten binnen 2 bis 3 Tagen.
Benzimidazole besitzen zusätzlich eine ovizide Wirkung, die auf der Hemmung der Spindelbildung und Mikrotubuli-abhängiger Prozesse beruht. Es kommt zu einer Störung des Metabolismus während der Embryogenese, sodass eine Unterbrechung im Fortpflanzungszyklus der Parasiten entsteht.
Pharmakokinetik
Netobimin steht in zwei unterschiedlichen Formulierungen zur Verfügung - als wasserlösliches Trisaminsalz oder als Zwitterion-Suspension.
Das pharmakologische Verhalten von Netobimin ist stark von der Formulierung, der Applikationsart und der Tierart abhängig. Da Netobimin selbst keinen antiparasitischen Effekt besitzt, hängt seine Wirkung gänzlich von der Umwandlung zu Albendazol und der Verfügbarkeit seiner Metaboliten ab.
Nachdem Netobimin oral verabreicht wurde, ist es im Gastrointestinaltrakt 12 bis 18 Stunden nach Applikation nachweisbar. Nachdem es rasch zu Albendazol reduziert und zyklisiert wurde, wird das aktive Albendazol resorbiert und gelangt so über den Blutweg in die Leber. Aufgrund eines ausgeprägten First-pass-Effekts ist es beim Rind nicht im Plasma nachweisbar. Nach einer parenteralen Applikation wird Netobimin schnell von der Injektionsstelle absorbiert und kann bereits nach 0,25 Stunden im Plasma gemessen werden. Anschließend wird es teils direkt, teils über die Galle in den Gastrointestinaltrakt sezerniert und dort durch die Pansen- und Ileumflora zu Albendazol reduziert und zyklisiert. Das daraus entstandene Albendazol wird absorbiert und unterliegt ebenfalls einem First-pass-Effekt.
Albendazol wird in der Leber zu Albendazolsulfoxid (ABSZO) oxidiert. Sowohl Albendazol als auch Albendazolsulfoxid sind anthelmintisch aktiv. In einem weiteren - jedoch deutlich langsamer ablaufenden oxidativen Schritt - wird Albendazolsulfoxid zum inaktiven Albendazolsulfon (ABSZO2) umgewandelt.
Indikation
Tier | Organsystem | Gruppe | Parasiten |
---|---|---|---|
Rind | Gastrointestinaltrakt | Nematoden | Ostertagia spp., Haemonchus placei, Trichostrongylus spp., Cooperia spp., Nematodirus spp., Bunostomum sp., Oesophagostomum spp., Trichuris spp., Toxocara spp. |
Cestoden | Moniezia spp. | ||
Respirationstrakt | Nematoden | Dictyocaulus viviparus | |
Leber | Trematoden | Fasciola hepatica, Dicrocoelium dendriticum | |
Schaf | Gastrointestinaltrakt | Nematoden | Ostertagia spp., Haemonchus contortus, Trichostrongylus spp., Cooperia spp., Nematodirus spp., Oesophagostomum spp., Chabertia spp., Bunostomum sp. |
Cestoden | Moniezia spp. | ||
Leber | Trematoden | Fasciola hepatica, Dicrocoelium dendriticum | |
Respirationstrakt | Nematoden | Dictyocaulus filaria | |
Ziege | Gastrointestinaltrakt | Nematoden | Haemonchus contortus, Ostertagia spp, Trichostrongylus spp, Cooperia spp., Nematodirus spp., Oesophagostomum spp., Chabertia ovina, BUnostomum sp. |
Respirationstrakt | Nematoden | Dictyocaulus filaria |
Dosis
Beim Rind kann bei oraler Applikation in einer Dosis von 20 mg/kgKG eine effektive Wirkung gegenüber Magen-Darm-Nematoden, Dictyocaulus spp., Moniezia spp., Fasciola hepatica und Dicrocoelium dendriticum erzielt werden. Beim Schaf und auch bei der Ziege liegen ähnliche Dosierungsverhältnisse vor.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Kontraindikation
Da die Verteilung von Albendazolsulfoxid und Albendazolsulfon in allen Geweben erfolgt, sollte Netobimin aufgrund der Plazentagängigkeit bei Kühen nicht während der ersten 7 Trächtigkeitswochen angewendet werden. Schafen darf Netobimin nicht während der ersten 5 Trächtigkeitswochen appliziert werden.
Nebenwirkungen
Albendazol weist in hohen Dosen teratogene und embryotoxische Eigenschaften auf. Diese Effekte werden vermutlich durch den Metabolit Albendazolsulfoxid - der zu einer Blockierung des Mikrotubulin führt - ausgelöst.
Wechselwirkung
Die gleichzeitige Gabe von Methimazol führt zu einer Veränderung des pharmakologischen Verhaltens von Netobimin sowie seinen Metaboliten. Methimazol inhibiert die Oxidation von Albendazol in der Leber durch eine kompetitive Hemmung des Flavin-containing-Monooxygenase-Systems (FMO-System) und erhöht die Eliminationshalbwertszeit von Albendazolsulfoxid signifikant.
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