Leber (Wiederkäuer)
Synonym: Hepar
Englisch: liver
Definition
Die Leber der Wiederkäuer ist das zentrale Stoffwechselorgan und ähnelt stark der Leber des Menschen bzw. der übrigen Haussäugetiere.
Anatomie
Aufgrund der ähnlichen Anatomie kann die Leber der Wiederkäuer mit jener des Fleischfressers verglichen werden. Da dieser alle morphologischen Gegebenheiten aufweist, kann der genaue Leberaufbau (Befestigung, Leberflächen, Leberränder) und die Funktion dort nachgelesen werden.
siehe Hauptartikel: Leber (Fleischfresser)
Leberlappen
Die Leber der Wiederkäuer weist eine geringere Gliederung auf als bei den übrigen Haussäugern. Man kann als einzigen Einschnitt die Incisura ligamenti teretis am Margo ventralis auffinden. Dabei grenzt eine Linie zwischen dieser Inzisur und der Impressio oesophagea nach links den ungegliederten Lobus hepatis sinister ab. Ebenso ungelappt ist der rechts der Gallenblase liegende Lobus hepatis dexter. Gleichzeitig zeigt der Lobus quadratus keine Besonderheiten auf, wobei der Lobus caudatus einen großen, den rechten Leberlappen überragenden Processus caudatus besitzt. Gleichzeitig entspringt am Lobus caudatus einen auf die Leberpforte gerichteten Processus papillaris. Außerdem ist die Vena cava caudalis in den dorsalen Leberrand in einem Sulcus venae cavae teilweise in das Lebergewebe eingelassen. Folgende Lappen und Gliederungen findet man an einer Wiederkäuerleber:
- Lobus hepatis sinister
- Lobus hepatis dexter
- Lobus quadratus
- Lobus caudatus
- Proc. caudatus
- Proc. papillaris
Topographie
Die Topographie der Leber beim Wiederkäuer ist maßgeblich durch den Raumbedarf der Vormägen beeinflusst. Beim neugeborenen Kalb liegt der linke Leberlappen noch deutlich links der Medianebene, wobei es beim erwachsenen Tier zu einer Verschiebung des Organs kommt, sodass die Leber letztendlich auf der rechten Körperseite zum liegen kommt. Betrachtet man erwachsene Wiederkäuer, so erstreckt sich die Leber in der seitlichen Projektion von der Zwerchfellkuppel im ventralen Drittel des 6. Interkostalraums (IKR) bis hin zum dorsalen Drittel des letzten IKR. Die Leber erfährt ebenso ihre Befestigung durch die üblichen Leberbänder, jedoch erhält sie beim Wiederkäuer die hauptsächliche Lagestabilität durch den Druck der benachbarten Eingeweide.
Die Facies visceralis der Leber hat eine enge Lagebeziehung zum Netzmagen (Impressio reticularis), zum Pansenvorhof, zum Blättermagen (Impressio omasica), zur Pars cranialis duodeni, zur Bauchspeicheldrüse und zu den Leerdarmschlingen.
Der ursprüngliche Margo dorsalis erfährt durch die Verlagerung nach rechts und eine Rotation um 45° (gegen den Uhrzeigersinn) einen schrägen Verlauf, der von kranioventral nach kaudodorsal zeigt. Die Zwerchfellkuppel drängt dabei den Rand nach medial, weshalb er in eine annähernd mediane Lage gerät. Außerdem kann man am kaudalen Ende des Margo dorsalis eine deutliche Impressio renalis feststellen. Diese Eindellung wird vom Kranialpol der rechten Niere verursacht. Direkt unterhalb der Impressio oesophagea ragt ein kleiner Teil des Lobus hepatis sinister zwischen dem Zwerchfell und dem Netzmagen auf die linke Körperseite.
Der unregelmäßig geformte Ventralrand reicht vom 6. Rippenknorpel zur Mitte oder gar bis zum proximalen Drittel der letzten Rippe.
Klinik
Das Leberdämpfungsfeld liegt proximal zwischen dem 10. und 12. Interkostalraum. Möchte man eine Leberbiopsie durchführen, muss proximal im 11. und 12. IKR punktiert werden.
Es kommt nicht selten vor, dass Fremdkörper ihren Weg durch die Haubenwand finden (traumatische Retikulitis) und auf dem Weg in Richtung Herzbeutel die Leber verletzen.
Literatur
- Salomon, Franz-Viktor, Hans Geyer, and Uwe Gille, eds. Anatomie für die Tiermedizin. Enke, 2008.
- Popesko, Peter. Atlas der topographischen Anatomie der Haustiere. Georg Thieme Verlag, 7., unveränderte Auflage. 2007.
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