Maribavir
Handelsname: Livtencity®
Englisch: maribavir
Definition
Maribavir ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der Virostatika zur Behandlung von CMV-Infektionen.
Chemie
Maribavir ist ein Nukleosidanalogon, das als Ersatz für eine Nukleobase ein 2-Amino-Benzimidazol-Gerüst trägt, das an der Aminogruppe mit einer Isopropylgruppe und an Position 5 und 6 mit je einem Chloratom substitutiert ist.
Die Summenformel lautet C15H19Cl2N3O4. Das Molekulargewicht beträgt 376,2 g/mol.[1]
Wirkmechanismus
Maribavir hemmt kompetitiv die ATP-Bindetasche der UL97-Proteinkinase der Cytomegalieviren. Die Hemmung führt zum Ausbleiben der viralen Replikation und Reifung, Enkapsidierung und Kernausschleusung. Unter der Therapie können Mutationen der Kinase auftreten, die zu einer Resistenz gegenüber dem Virostatikum führen.[2]
Ist das ZNS von der Infektion betroffen, ist Maribavir nicht wirksam, da es die Blut-Hirn-Schranke nicht in ausreichendem Maß durchqueren kann.
Pharmakokinetik
Der Steady State wird nach zwei Tagen erreicht. Das Verteilungsvolumen beträgt 27,3 Liter, die Plasmaproteinbindung 98%. Die Metabolisierung erfolgt durch CYP3A4 und CYP1A2. Die Eliminationshalbwertszeit liegt bei 4,3 Stunden.[2]
Indikation
- CMV-Infektionen, die refraktär oder resistent gegenüber der Behandlung mit anderen Virostatika sind (v.a. Ganciclovir, Valganciclovir, Cidofovir und Foscarnet) bei erwachsenen Patienten, die sich einer hämatopoetischen Stammzellentransplantation oder Transplantation solider Organe unterzogen haben[2]
Darreichungsform
Maribavir ist als Filmtablette mit 200 mg Wirkstoff zur oralen Einnahme erhältlich.
Dosierung
Die empfohlene Dosierung beträgt je 400 mg zweimal täglich für 8 Wochen. Wird gleichzeitig ein starker oder mäßiger CYP3A4-Induktor eingesetzt (z.B. Carbamazepin, Phenobarbital), muss die Dosis auf 1.200 mg zweimal täglich erhöht werden. Bei Nieren- oder Leberinsuffizienz ist keine Dosisanpassung notwendig.[2]
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Mögliche Nebenwirkungen von Maribavir sind:
Wechselwirkungen
- Maribavir kann die Plasmaspiegel von CYP3A4-Substraten erhöhen (v.a. Tacrolimus, Sirolimus, Ciclosporin). Die Plasmaspiegel v.a. von Immunsuppressiva sollten deshalb überwacht werden.
- CYP3A4-Inhibitoren können zu erhöhten Plasmaspiegeln von Maribavir führen, während CYP3A4-Induktoren die Plasmaspiegel erniedrigen können.
- Maribavir antagonisiert die Wirkung von Ganciclovir und Valganciclovir, da es die Kinase inihibiert, welche (Val)ganciclovir aktiviert.
- Substrate von CYP1A2 mit geringer therapeutischer Breite sollten nur mit Vorsicht angewandt werden, da Maribavir in vitro CYP1A2 induziert.
- Substrate von BCRP mit geringer therapeutischer Breite sollten nur mit Vorsicht angewandt werden, da Maribavir in vitro BCRP inhibiert.
- Die Plasmaspiegel von P-gp-Substraten werden erhöht (z.B. Digoxin)
Eine detaillierte Tabelle mit eventuell erforderlichen Dosisanpassungen findet sich in der Fachinformation.[2]
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen den Arzneistoff
- gleichzeitige Anwendung von Ganciclovir oder Valganciclovir
Besondere Hinweise
Nach Ende der Behandlung kann es zu einem Wiederauftreten der Virusinfektion kommen. Tritt während der Behandlung ein Wiederaufflammen der Infektion auf, sollte das Virus auf das Vorliegen einer Resistenz getestet werden.
Zulassung
Die Arzneimittelzulassung in Europa durch die EMA erfolgte im November 2022. In den USA ist Maribavir seit 2021 zugelassen.
Quellen
- ↑ Maribavir in der pubchem-Datenbank; aufgerufen am 17.12.2022
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Livtencity 200 mg Filmtablette: Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels (Fachinformation); aufgerufen am 17.12.2022