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Kreislaufstillstand

(Weitergeleitet von Kreislaufversagen)

Synonyme: Herz-Kreislauf-Stillstand, Kreislaufversagen, Herzstillstand, klinischer Tod
Englisch: cardiac arrest, circulatory arrest

1. Definition

Ein Kreislaufstillstand ist ein Ausfall des Herz-Kreislauf-Systems durch Versagen der Pumpfunktion des Herzens. Die Blutzirkulation kommt zum Erliegen. Dieser Zustand ist ein Notfall, da er nur für einen kurzen Zeitraum reversibel ist und durch eine Reanimation aufgehoben werden kann. Als Synonym wird auch der Begriff klinischer Tod verwendet.

2. Nomenklatur

Die Begriffe "Kreislaufstillstand", "Herzstillstand" und "Herz-Kreislauf-Stillstand" werden weitgehend synonym verwendet. Am treffendsten ist der Terminus "Kreislaufstillstand", da das Herz in den meisten Fällen nicht stillsteht, sondern im Gegenteil sogar hyperdynam ist (s.u.).

Ein Herzstillstand ohne jegliche Muskelaktivität liegt streng genommen nur bei einer spontanen Asystolie vor und bei einem pharmakologisch ausgelösten Herzstillstand, der sogenannten Kardioplegie.

3. Hintergrund

Bei einem Kreislaufstillstand ist die Auswurfleistung des Herzmuskels so gering, dass der Blutdruck in einen kritischen Bereich absinkt und die Organe nicht mehr ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgt werden. Bereits ein relativ kurz andauernder Kreislaufstillstand kann zu bleibenden Organschäden führen. Besonders empfindlich auf den Sauerstoffmangel reagiert das Gehirn - der Patient wird bereits nach wenigen Sekunden bewusstlos.

4. ICD10-Codes

  • I46.-: Herzstillstand
  • I46.0: Herzstillstand mit erfolgreicher Wiederbelebung
  • I46.1: Plötzlicher Herztod, so beschrieben
  • I46.9: Herzstillstand, nicht näher bezeichnet

5. Epidemiologie

Ein plötzlicher Kreislaufstillstand ist eine der häufigsten Todesursachen. Die Inzidenz eines Kreislaufstillstandes außerhalb des Krankenhauses wird auf etwa 40 bis 130 Fälle (36-128) pro 100.000 Einwohner geschätzt.[1]

6. Ursachen

Für einen Kreislaufstillstand kommen viele verschiedene Ursachen in Frage. Die folgende Aufzählung stellt nur eine Auswahl dar. Im klinischen Alltag kann man sich die wichtigsten Ursachen mithilfe der Akronyme 4H und HITS merken.

6.1. Kardiale Ursachen

6.2. Respiratorische Ursachen

Liegt eine Beeinträchtigung der Atmung vor, spricht man von einem asphyktischen Kreislaufstillstand.

6.3. Zerebrale Ursachen

6.4. Zirkulatorische Ursachen

6.5. Weitere Ursachen

Bei Kindern sind ein unbehandelter Schock oder respiratorisches Versagen die häufigsten Ursachen eines Kreislaufstillstands. Bei plötzlich aufretendem Kreislaufstillstand ohne bekannte Grunderkrankungen ist immer an Intoxikationen (Medikamente, Drogen) zu denken.

7. Pathophysiologie

Die Pumpleistung des Herzens kann aufgrund unterschiedlicher pathophysiologischer Zustände sistieren. Dazu zählen:

  • Kammerflimmern bzw. ventrikuläre Fibrillation (VF): Die Myozyten arbeiten unkoordiniert und unabhängig voneinander, so dass sich keine hämodynamisch wirksame Kontraktion des gesamten Herzmuskels ergibt.
  • Pulslose ventrikuläre Tachykardie (pVT): Die Herzventrikel schlagen so schnell, dass keine ausreichende Wiederbefüllung der Herzkammern eintritt und die Auswurfleistung zum Erliegen kommt.
  • Elektromechanische Entkoppelung (EMD, PEA): Das Herz zeigt eine ausreichende bioelektrische Aktivität, diese wird jedoch nicht in mechanische Herzaktionen umgesetzt.
  • Asystolie: Sie ist die schwerste Form des Kreislaufstillstands, bei der ein vollständiger Ausfall der elektrischen und mechanischen Herzaktionen vorliegt ("Nulllinie" im EKG). Die Asystolie hat die schlechteste Prognose aller vier Formen.

8. Einteilung

8.1. ...nach Herzaktivität

  • Hyperdynamer Kreislaufstillstand: Auch tachysystolischer Kreislaufstillstand genannt. Er bezeichnet einen Kreislaufstillstand mit erhöhter Herzaktivität, d.h. mit Kammerflattern, Kammerflimmern oder ventrikulärer Tachykardie und liegt in ca. 80% der Fälle vor.
  • Hypodynamer Kreislaufstillstand: Er liegt in etwa 20% der Fälle vor und umfasst Kreislaufstillstände mit extrem reduzierter bis aufgehobener Herztätigkeit wie die elektromechanische Entkopplung und die Asystolie.

8.2. ...nach Erkrankungsort

Nach dem Ort, an dem der Kreislaufstillstand eintritt, unterscheidet man ferner:

  • Kreislaufstillstand im Krankenhaus: In-hospital cardic arrest (IHCA, I-HCA)
  • Kreislaufstillstand außerhalb des Krankenhauses: Out-of-hospital cardiac arrest (OHCA, O-HCA)

9. Symptome

Man differenziert die Symptome in sichere und unsichere Symptome. Bei der klinischen Untersuchung sollte der Fokus stets auf der Feststellung der sicheren Symptome liegen, um eine Fehldiagnose zu vermeiden.

9.1. Sichere Zeichen

9.2. Unsichere Zeichen

10. Diagnostik

Da es sich bei einem Kreislaufstillstand um eine Notfallindikation handelt, beschränkt sich die Diagnostik zunächst auf das absolut notwendige.

Erst nach Stabilisierung des Patienten werden weitere diagnostische Maßnahmen durchgeführt, um die Ursache des Kreislaufstillstandes zu identifizieren.

11. Therapie

Ein Kreislaufstillstand muss sofort durch eine Reanimation behandelt werden. Sie kann im Notfall als so genannte Laienreanimation auch von Personen ohne medizinischen Background durchgeführt werden. Der Rettungsdienst bzw. der Notarzt können zusätzlich noch auf die medikamentöse Behandlung sowie die Defibrillation zurückgreifen. Dabei richtet sich das Vorgehen nach der Ursache und den Umständen des Kreislaufstillstands.

Grundsätzlich lassen sich die Therapiemaßnahmen bei einem Kreislaufstillstand in 2 Gruppen clustern:

12. Quiz

13. Bildquelle

  • Bildquelle für Flexikon-Quiz: © Christie Chau / unsplash

14. Quellen

  1. Kurt Lenz Michael Holzer: Herz-Kreislauf-Stillstand Medizinische Therapie 2007/2008 pp 1646-1652
Stichworte: Flexikon-Quiz, Herz, Kreislauf
Fachgebiete: Notfallmedizin

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