Kardioplegie
Synonym: Herzstillstand
Englisch: cardioplegia
Einteilung
Man unterscheidet zwei verschiedene Formen der Kardioplegie:
- Spontan auftretende Kardioplegie: Herzstillstand aufgrund einer Asystolie, eines Kammerflimmerns oder einer elektromechanischen Entkoppelung. Diese Form der Kardioplegie ruft einen Kreislaufstillstand hervor und führt zum Tod, sofern keine Reanimation stattfindet.
- Iatrogene Kardioplegie: Eine künstlich herbeigeführte Kardioplegie wird bei chirurgischen Eingriffen am Herzen zur Verlängerung der Ischämiedauer eingesetzt.
Im engeren Sinn wird der Begriff "Kardioplegie" - vor allem im angelsächsischen Raum - eher für den iatrogen induzierten Herzstillstand verwendet.
Technik
Für eine künstlich herbeigeführte Kardioplegie wird eine kardioplegische Lösung in die Koronararterien appliziert. Kardioplegische Lösungen können hypotherm (Temperatur von 4 °C) oder normotherm sein. Sie weisen pharmakologisch verschiedene Zusammensetzungen (z.B. Procain, Magnesium, Kalium) auf.
Hyperkaliämische Lösungen enthalten zwischen 20 und 25 mmol/l Kalium (normal: 3,5 bis 5,3 mmol/l). Sie führen über die resultierende permanente Membrandepolarisation zu einem raschen diastolischen Herzstillstand.
Auch unter Kardioplegie kann es zu einer mechanisch induzierten myokardialen Erregung kommen.
Physiologie
Hypotherme Kardioplegie senkt den Sauerstoffverbrauch des Herzens auf etwa 0,05 ml/100 g Herzgewebe/min. Die Zusammenhänge lassen sich mittels des Van't-Hoff-Gesetzes nachvollziehen. Unter Ruhebedingungen werden normalerweise 10 ml/100 g Herzgewebe/min benötigt. Durch die Reduktion des Sauerstoffbedarfs um rund 95% können Ischämiezeiten von bis zu 2 Stunden toleriert werden.
Literatur
- Henne-Bruns, Düring, Kremer: Duale Reihe - Chirurgie, 2007, S. 997