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Juveniles Polyposis-Syndrom

Synonyme: familiäre juvenile Polyposis (FJP), juvenile Polyposis

1. Definition

Das juvenile Polyposis-Syndrom, kurz JPS, ist eine seltene, autosomal-dominant vererbte Erkrankung, bei der multiple juvenile hamartomatöse Polypen im Kolon bzw. im gesamten Magen-Darm-Trakt auftreten können. Die Erkrankung zählt zu den hamartomatösen Polyposis-Syndromen.

2. Epidemiologie

Das juvenile Polyposis-Syndrom weist eine Prävalenz von 1/100.000 bis 1/160.000 auf. Das Alter bei Diagnosestellung beträgt durchschnittlich 18 Jahre.

Einzelne solitäre juvenile Polypen können auch sporadisch bei ca. 2 % aller Kinder unter 10 Jahren nachgewiesen werden.

3. Pathogenese

Das juvenile Polyposis-Syndrom ist eine autosomal-dominant vererbte Erkrankung mit inkompletter Penetranz. Im SMAD4-Gen (auch: DPC4-Gen) an Genlokus 18q21.1 finden sich in ca. 30 % d.F. Punktmutationen oder große Deletionen. Dieses Gen kodiert für einen zytoplasmatischen Mediator innerhalb der TGF-β-Signalkaskade. Dabei liegt in 25 bis 50 % d.F. eine Neumutation vor. Außerdem lassen sich häufig Mutationen im PTEN- und BMPR1A-Gen (auf Chromosom 10) nachweisen. Der Mechanismus, durch den die Mutationen Hamartome verursachen, ist derzeit (2019) unklar.

Die SMAD4-Mutation ist weiterhin mit einer hereditären hämorrhagischen Teleangiektasie (Morbus Osler) assoziiert. Das Lebenszeitrisiko für die Entwicklung eines Magenkarzinoms liegt bei 20 bis 30 %. Zwar entarten die juvenilen Polypen nicht direkt, jedoch entwickeln 50 % der Patienten auch kolorektale Adenome. Angaben zum Risiko eines kolorektalen Karzinom schwanken je nach Literatur zwischen 20 und 68 %.[1] Möglicherweise ist das Risiko für Pankreas- und Duodenalkarzinome ebenfalls erhöht.

Weitere assoziierte Erkrankungen sind:

4. Klinik

Beim juvenilen Polyposis-Syndrom treten multiple Polypen auf, die hauptsächlich das Kolon befallen, in 14 % d.F. den Magen und seltener das Duodenum, Jejunum und/oder Ileum. Die Polypen treten i.d.R. in der ersten Lebensdekade auf, während die meisten Patienten spätestens bis zum 20. Lebensjahr erste Symptome zeigen, z.B. peranale Blutungen, Bauchschmerzen, Diarrhöen und Zeichen einer Eisenmangelanämie. Auch eine exsudative Enteropathie mit Entwicklungsverzögerung ist möglich.

Die schwerste Verlaufsform, die "juvenile Polyposis des Kindesalters", manifestiert sich bereits in den ersten Lebensjahren und besitzt eine hohe Mortalität.

5. Diagnostik

Kriterien für die Diagnosestellung eines juvenilen Polyposis-Syndroms sind:

  • mehr als 5 juvenile Polypen im Kolon
  • multiple juvenile Polypen in anderen Teilen des Gastrointestinaltrakts
  • mindestens ein juveniler Polyp bei positiver Familienanamnese

Um den Gendefekt zu verifizieren, wird eine molekulargenetische Untersuchung mit humangenetischer Beratung durchgeführt.

6. Pathohistologie

Pathohistologisch sind die juvenilen Polypen charakterisiert durch:

7. Differenzialdiagnosen

8. Therapie

Beim juvenilen Polyposis-Syndrom wird versucht, das Auftreten eines Malignoms frühzeitig zu erkennen und mittels Polypektomie zu verhindern. Einzelne sporadische juvenile Polypen stellen keine Präkanzerose dar, sollten aber wegen Blutungsgefahr vollständig abgetragen werden. Bei schweren Verläufen kann die partielle oder komplette Kolektomie notwendig sein.

Derzeit wird bei Erkrankten sowie bei asymptomatischen Patienten mit Mutationsnachweis ab dem 10. bis 15. Lebensjahr eine komplette Koloskopie und eine Ösophagogastroduodenoskopie alle 1 bis 3 Jahre (je nach Befund) empfohlen.

9. Quellen

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