Nierenbecken
Synonyme: Pelvis renalis, Pyelon
Englisch: renal pelvis
Definition
Das Nierenbecken ist der Auffangraum der Nieren für den aus den Ductus papillares (Nierenpapillen, Papillengänge) tropfenden Harn. Im Verlauf verjüngt sich das Nierenbecken zum Harnleiter, die Verbindung zwischen Niere und Harnblase.
Nomenklatur
In der klinischen Anatomie bezeichnet man mit dem Begriff "Nierenbecken" meist nur den weiten Hauptraum des Nierenbeckens, während die Nierenkelche separat betrachtet werden. Beide Komponenten fasst man dann wiederum zum Nierenbeckenkelchsystem (NBKS) zusammen.
Gliederung
Das Nierenbecken ist aus einem System von Nierenkelchen (Calix renalis) aufgebaut:
Calices renales minores
Die Calices renales minores, oder "kleinen Nierenkelche" umschließen je eine bis drei Nierenpapillen, wie ein Eierbecher das Ei. An einer Niere gibt es ungefähr 10 kleine Nierenkelche.
Calices renales majores
Die kleinen Nierenkelche vereinigen sich zu 2 großen Nierenkelchen (Calices renales majores), welche sich wiederum zu einem gemeinsamen Raum zusammenschließen. Dieser Beckenraum verjüngt sich schließlich zum Harnleiter.
Formen
Das Kelchsystem kann zwei Formen aufweisen
- Ampullärer Typ: Die Nierenkelche sind kurz und münden direkt in einen gemeinsamen Raum ohne vorher die Calices renalis majores zu bilden.
- Dendritischer Typ: Die Nierenkelche sind lang und erscheinen durch ihre Verzweigungen baumartig.
Lage
Das Nierenbecken findet sich in der Nierenbucht (Sinus renalis) in Höhe des 1.-2. Lendenwirbels, cirka 3-6 cm vom lateralen Rand der Wirbelkörper. Das Nierenbecken liegt wie die Niere auch demzufolge im Retroperitoneum. Der operative Zugang erfolgt meist über den Rücken des Patienten.
Histologie
- Tunica mucosa: Sie besteht aus Übergangsepithel und kleidet das Nierenbecken von innen aus.
- Tela submucosa: Eine dünne Schicht zwischen Mucosa und Muscularis.
- Tunica muscularis: Eine gut ausgebildete Muskelschicht aus Bündel glatter Muskelzellen. Sie sorgt mit peristaltischen Wellen für den Weitertransport des Urins.
- Tunica adventitia: Diese Bindegewebsschicht verbindet das Nierenbecken mit dem umgebenden Gewebe des Retroperitonealraums.
Funktion
Das Kelchsystem und das Nierenbecken gehören bereits zu den ableitenden Harnwegen, da in ihnen der Harn nur aufgefangen und weitergeleitet wird. Außerdem befinden sich hier die Schrittmacherzellen für die Peristaltik der Ureteren.
Erkrankungen des Nierenbeckens
Das Nierenbecken kann u.a. bei folgenden Erkrankungen mitbetroffen sein:
- Pyelonephritis: Nierenbeckenentzündung
- Urolithiasis: Nierenbeckensteine
Podcast
Bildquelle
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