Hypermobiles EDS
Synonyme: Ehlers-Danlos-Syndrom Typ III, EDS Typ III, hypermobiler EDS-Typ
Definition
Das hypermobile EDS, kurz hEDS, ist ein Subtyp des Ehlers-Danlos-Syndroms, der sich vor allem durch eine Hypermobilität großer und kleiner Gelenke auszeichnet.
Epidemiologie
Die geschätzte Prävalenz des hEDS beträgt etwa 1:5.000 bis 1:20.000. Damit ist das hEDS die häufigste Form des Ehlers-Danlos-Syndroms.
Ätiologie
Die Ätiologie ist zur Zeit (2024) noch nicht vollständig geklärt. Bei einem Teil der Patienten ist eine Mutation der Gene TNXB oder COL3A1 auslösend für die Erkrankung. Bei diesen Patienten sind reduzierte Spiegel des Glykoproteins Tenascin-X nachweisbar.
Man vermutet, dass das hypermobile EDS auf einer Haploinsuffizienz beruht. Sie führt zu einer veränderten Morphologie (Frakturierung) der elastischen Fasern und zu einer verminderten Kollagendichte. Die Kollagenfibrillen selbst weisen keine strukturellen Auffälligkeiten auf.
Der Erbgang ist autosomal-dominant.
Symptome
Die Expression des Gendefekts kann individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Manche Patienten haben nur geringfügige Einschränkungen, während andere durch die Schwere der Erkrankung im täglichen Leben stark limitiert sind. Die Erkrankung wird oft erst nach einer langen Verlaufsdauer (> 20 Jahre) erkannt. Die charakteristischen Zeichen der klassischen oder vaskulären EDS-Typen (Haut- und Gefäßverletzlichkeit) fehlen beim hEDS in der Regel. Die Haut ist zwar weich, aber nur wenig oder gar nicht überdehnbar.
Zu den wichtigsten Symptomen zählen:
- Überbeweglichkeit der Gelenke
- Häufige Luxationen bzw. Subluxationen
- Gelenkschmerzen (infolge der Überbeweglichkeit)
- Neigung zu Sehnenreizungen
Die Veränderungen können zu vorzeitigen degenerativen Veränderungen der Bandscheiben und der Gelenke (Arthrose, Gelenkzysten) führen.
Als weitere Symptome können hinzutreten:
- Xerostomie
- Parodontitis
- gastrointestinale Beschwerden
- Müdigkeit/Erschöpfung
Besonderheiten
Beim hEDS kommt es zu einem verminderten Ansprechen auf Lokalanästhetika. Kinder mit hEDS lernen häufig erst recht spät Laufen, da sie ihre Überbeweglichkeit kompensieren müssen.
Cave: Patienten mit hEDS werden aufgrund der Seltenheit des Krankheitsbildes häufig unberechtigt als Simulanten oder Hypochonder abgestempelt.
Diagnostik
Die Diagnose "hEDS" wird klinisch gestellt. Dabei kommt die Diagnose-Checkliste der Ehlers Danlos Society aus dem Jahr 2017 zum Einsatz. Um die Diagnose hEDS zu stellen, müssen die Kriterien 1, 2 und 3 gleichzeitig erfüllt sein.
Kriterium 1 | Vorliegen einer Gelenkhypermobilität |
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Gilt erfüllt bei einem Beighton-Score:
Liegt der Score unter dem Cutoff, müssen weitere Hypermobilitätsmerkmale vorliegen. | |
Kriterium 2 | Weitere charakteristische Merkmale |
Gliedert sich in die Merkmale A, B und C. Gilt als erfüllt, wenn zwei oder mehr der Merkmale vorliegen | |
Merkmal A (fünf der der folgenden Punkte müssen erfüllt sein)
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Merkmal B
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Merkmal C (mindestens eines der folgenden Symptome muss vorliegen)
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Kriterium 3 | Ausschluss von Differentialdiagnosen |
Für ein positives Vorliegen des Kriteriums müssen die folgenden Bedingungen erfüllt sein:
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Da der zugrundeliegende Gendefekt noch nicht eindeutig identifiziert ist, ist die molekulargenetische Untersuchung nicht wegweisend. Sie kann jedoch zum Ausschluss anderer hereditärer Bindegewebserkrankungen sinnvoll sein.
Therapie
Das hypermobile Ehlers-Danlos-Syndrom ist zur Zeit (2024) nicht heilbar. Wie bei anderen genetisch bedingten Erkrankungen würde nur die rechtzeitige Gentherapie eine Option darstellen. Solange diese Therapie nicht verfügbar ist, erfolgt die Behandlung rein symptomatisch, z.B. durch:
- Medikamente
- Analgetika (Ibuprofen, Metamizol, in schweren Fällen Opiate)
- Muskelrelaxantien (Tetrazepam)
- Versorgung mit Orthesen und anderen Hilfsmitteln (Rollstuhl)
- Krankengymnastik
Prognose
Die Betroffenen haben eine normale Lebenserwartung.
Literatur
- Ehlers Danlos Society Diagnosekriterien für das hypermobile Ehlers-Danlos-Syndrom, abgerufen am 15.02.2023