Glycopyrroniumbromid
Synonyme: Glycopyrronii bromidum u.a.
Handelsnamen: Robinul®, Axhidrox® u. a .
Englisch: glycopyrronium bromide
Definition
Bei Glycopyrroniumbromid handelt es sich um einen Wirkstoff aus der Gruppe der Parasympatholytika, der zur Erweiterung der Bronchien und zur Therapie der primären Hyperhidrose zum Einsatz kommt.
Chemie
Die Summenformel von Glycopyrroniumbromid lautet C19H28BrNO3. Das Molekulargewicht beträgt 383,34 g/mol. Es handelt sich um eine quartäre Ammoniumverbindung.
Wirkmechanismus
Die Wirkung von Glycopyrroniumbromid basiert darauf, dass es an die Muscarinrezeptoren bindet, kompetitiv zur Blockade des Parasympathikus führt und hauptsächlich in der Peripherie wirkt. Am stärksten werden die Muscarinrezeptoren des Typs M1 und M3 blockiert, welche die Bronchokonstriktion vermitteln.[1] So wirkt das Anticholinergikum tonusmindernd auf die glatte Muskulatur der Bronchien, wodurch es zur Bronchodilatation kommt. Es reduziert jedoch auch die Motilität des Gastrointestinaltraktes und den Speichelfluss im Rachenraum. Zudem werden bei topischer Applikation überaktive Schweißdrüsen gehemmt.
Pharmakokinetik
Die Plasmahalbwertszeit beträgt durchschnittlich 55 Minuten, wonach der Arzneistoff anschließend zu 85 % renal ausgeschieden wird. Ein weiterer Teil wird über das Enzym CYP2D6 metabolisiert.
Indikationen
- Glycopyrroniumbromid ist im Rahmen der Therapie der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) zur Linderung der Symptome indiziert.
- Eine weitere Indikation ist die Hyperhidrosis, wobei das Arzneimittel vor allem bei Patienten mit gustatorischem Schwitzen angewendet wird. Seit 2022 ist der Wirkstoff zur topischen Therapie der schweren axillären primären Hyperhidrose zugelassen. Dabei wird Glycopyrroniumbromid lokal auf die Haut der Achselhöhle aufgetragen. Bei Bedarf können auch Füße und Handflächen therapiert werden. Ursprünglich wurde die Verringerung der Schweißsekretion als Nebenwirkung beobachtet und erst im Nachgang therapeutisch genutzt.
- Als Injektionslösung wird Glycopyrroniumbromid im Rahmen der präoperativen Medikation verwendet, um Speichelfluss, Sekretion im Pharynx, Trachea und Bronchialsystem sowie die Magensaftmenge herabzusetzen.[2]
Darreichungsformen
Das Arzneimittel wird als Injektionslösung, Kapsel mit Pulver zur Inhalation, Creme bzw. Roll-on appliziert.
Dosierung
Bei Kapseln mit Pulver zur Inhalation ist eine Kapsel täglich anzuwenden. Bei Injektionslösungen beträgt die empfohlene Dosis 0,004-0,008 mg/kgKG bis zu einer Höchstdosis von 0,4 mg.[2]
Bei der Behandlung der Hyperhidrosis wird Glycopyrroniumbromid initial täglich auf die entsprechenden Hautpartien aufgetragen. Im Verlauf kann die Anwendung meist reduziert werden.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
- Nasopharyngitis
- Kopfschmerzen
- Schwindel, Somnolenz, Schwäche
- Nervosität, Schlaflosigkeit
- Störungen des Gastrointestinaltrakts: Übelkeit, Obstipation, Gastroenteritis
- Schweißreduktion, Mundtrockenheit
- Harnwegsinfektionen
- Sehstörungen
- Schmerzen des Bewegungsapparats
- Arrhythmie
Wechselwirkungen
Folgende Wechselwirkungen sind bekannt:[3][2]
- Anticholinergika: Eine gleichzeitige Gabe von Glycopyrroniumbromid mit anderen Anticholinergika ist nicht empfohlen.
- Cimetidin und andere Inhibitoren des organischen Kationentransports: Es kommt zu einer Erhöhung der Gesamtexposition (AUC) von Glycopyrronium und einer Verringerung der renalen Clearance.
- β-Sympathomimetika: Glycopyrronium zur Injektion kann die tachykarde Wirkung von β-Sympathomimetika verstärken.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff
- Die Anwendung mit anderen Parasympatholytika ist kontraindiziert.
- bei Glaukomen, Stenosen der Harnwege oder des Gastrointestinaltraktes, Darmatonie, schwere Colitis ulcerosa und Myasthenia gravis ist die Anwendung von Glycopyrroniumbromid zur Injektion kontraindiziert[2]
- Eine weitere Kontraindikation stellt das Sjögren-Syndrom dar.
Verordnungshinweise
Glycopyrroniumbromid unterliegt der Verschreibungspflicht.
Nutzenbewertung
Eine Nutzenbewertung von Glycopyrronium als Monotherapie bei COPD durch das IQWiG liegt zur Zeit (2018) nicht vor. Bei der Kombinationstherapie mit Indacaterol/Glycopyrronium bestehen bei leichten COPD-Formen Hinweise auf einen geringen Zusatznutzen.[4]
Quellen
- ↑ Infomed, abgerufen am 2.10.2018
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 Fachinformation zu Robinul zur Injektion
- ↑ Fachinfo zu Seebri Breezhaler, Hartkapsel mit Pulver zur Inhalation, abgerufen am 3.10.2018
- ↑ Dossierbewertung A13-40 Version 1.0 Indacaterol/Glycopyrronium – Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V, abgerufen am 3.10.2018