Chronische Gastritis (Hund)
Synonym: Chronische Magenschleimhautentzündung
Englisch: chronic gastritis
Definition
Als chronische Gastritis bezeichnet man eine Form der Gastritis (Entzündung der Magenschleimhaut) beim Hund.
Ätiologie
Chronische Gastritiden entwickeln sich aufgrund verschiedener, häufig ungeklärter Auslöser. Neben parasitären Infektionen (z.B. Physaloptera rara, Ollulanus tricuspis) sind auch einige Hunderassen prädisponiert für die Entwicklung chronischer Magenentzündungen. Ein Großteil der Erkrankungen ist idiopathisch, wobei eine immunbedingte Ursache vermutet wird. Im Rahmen des IBD-Komplexes (Inflammatory-Bowel-Disease-Complex) können sowohl im Magen als auch in anderen Abschnitten des Darmtraktes entzündliche Prozesse vorkommen.
Eine nicht abgeheilte akute Gastritis (z.B. im Rahmen einer Leptospirose), wird nicht als chronische Gastritis klassifiziert.
Klassifizierung
Eine Einteilung der chronischen Gastritis wie in der Humanmedizin (Typ-A-, Typ-B- und Typ-C-Gastritis) gibt es in der Tiermedizin nicht. Die Klassifizierung erfolgt anhand der Ergebnisse der durchgeführten Biopsien (endoskopisch oder chirurgisch). Dabei unterscheidet man:[1]
- je nach Art des Entzündungsprozesses in der Magenschleimhaut und in der Lamina propria mucosae zwischen: Atrophie, Hypertrophie und Ulzeration
- je nach dominierender Zellart im Infiltrat zwischen: eosinophil, granulomatös und lymphoplasmazellulär
Verlaufsform | Klassifizierung |
---|---|
chronische Gastritis |
Pathogenese
Die genaue Pathogenese ist meist unklar. Eine eindeutige Ursache liegt nur bei einer parasitär bedingten chronischen Gastritis vor. Rassebedingte chronische Gastritiden kommen v.a. beim Basenji, den Drentse Patrijshond und den norwegischen Lundehunden vor.
Klinik
Leitsymptom der chronischen Gastritis sind:
- intermittierendes Erbrechen (von vereinzelt pro Woche bis mehrmals täglich)
- wechselnder Appetit bis Anorexie und Gewichtsverlust
Das Erbrechen kann zusammen mit Stresssituationen, vermehrter Anstrengung oder erhöhter Anforderung an den Hund (Nervosität von Hund und/oder Besitzer) auftreten. Das Erbrochene kann neben Schleim und unverdautem Futter manchmal auch Galle und in ausgeprägten Fällen Blut enthalten (Hämatemesis). Das erbrochene Blut ist dabei frisch und hellrot oder kaffeesatzartig, krümelig und schwarz (Hämatin). Bei stärkeren und länger anhaltenden Blutungen tritt auch Melaena (blutdurchsetzter Kot) auf.
Nicht jede chronische Gastritis ist mit auffallenden Symptomen verbunden. Teilweise geht die Erkrankung auch nur mit Lethargie und verminderter Futteraufnahme einher.
Differenzialdiagnosen
Mögliche Differenzialdiagnosen sind alle nicht-entzündlich bedingten gastrischen Probleme, wie gastrointestinale Fremdkörper, Magenulzera, Neoplasien, Magenmotilitäts- bzw. -entleerungsprobleme, Futterunverträglichkeiten und Futterhypersensitivität sowie chronische extragastrische Erkrankungen (Nieren-, Leber- oder Nebenniereninsuffizienz sowie Pankreatitis). Grundsätzlich müssen alle Ursachen von chronischem Erbrechen in Betracht gezogen werden.
Diagnose
Sowohl eine ausführliche Anamnese (insbesondere bezüglich Fütterungsgewohnheiten, Lebensumfeld, Auftreten und Dauer des Erbrechens) als auch eine gründlich durchgeführte klinische Untersuchung können wichtige Hinweise auf eine chronische Gastritis erbringen. Die definitive Diagnose kann aber nur mittels Gastroskopie mit Biopsie und anschließender histopathologischer Untersuchung erfolgen.
Bei der Diagnosestellung muss immer die Gesamtheit aller vorliegenden Befunde betrachtet werden, da auch bei klinisch gesunden Tiere pathologische Histologiebefunde erhoben werden können. Mittels weiterführender Diagnoseverfahren (Labormedizin, Bildgebung u.ä.) kann eine chronische Gastritis von den restlichen Differenzialdiagnosen abgegrenzt werden.
Therapie
Da eine chronische Gastritis - mit Ausnahme einer parasitär bedingten Erkrankung - meist ohne erkennbaren Auslöser entsteht, beruht die Therapie auf den gleichen Prinzipien wie beim IBD-Komplex. Neben diätetischen Maßnahmen kommen schleimhautabdeckende Medikamente (z.B. Sucralfat 20 bis 40 mg/kgKG TID oral)[2] und oft auch Medikamente zur Unterdrückung der Magensäureproduktion (Protonenpumpenhemmer, z.B. Omeprazol 1 mg/kgKG SID oral[3] und/oder H2-Rezeptor-Antagonisten, z.B. Ranitidin 0,5 bis 2 mg/kgKG BID bis TID oral[4]) zum Einsatz. Bei histologisch gesicherter chronischer Gastritis sollten neben den gastroprotektiven Wirkstoffen auch Glukokortikoide (z.B. Prednisolon 0,5 bis 1,5 mg/kg/Tag, aufgeteilt auf zwei orale Applikationen) angewendet werden.[5]
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Eine Nahrungskarenz ist bei einer chronischen Gastritis nicht indiziert, jedoch sollte anhand der Fütterungsanamnese herausgefunden werden, welche Protein- und Kohlenhydratquellen bislang verfüttert wurden. Anhand dessen empfiehlt es sich, ein bisher nicht verwendetes Futter mit einheitlichen Inhaltsstoffen (z.B. nur Fisch und Reis) zu verwenden und für mindestens 6 Monate konsequent beizubehalten. In machen Fällen gelingt hierdurch eine Symptomreduktion.
Literatur
- Hans G. Niemand (Begründer), Peter F. Suter, Barbara Kohn, Günter Schwarz (Herausgeber). Praktikum der Hundeklinik. 11., überarbeitete und erweiterte Auflage. Enke-Verlag, 2012.
Quellen
- ↑ R.J. Washabau et al. Endoscopic, Biopsy, and Histopathologic Guidelines for the Evaluation of Gastrointestinal Inflammation in Companion Animals, 04 January 2010. Journal of Veterinary Internal MedicineVolume 24, Issue 1
- ↑ CliniPharm CliniTox. Sucralfat CliniPharm Wirkstoffdaten, abgerufen am 19.12.2019
- ↑ CliniPharm CliniTox. Omeprazol CliniPharm Wirkstoffdaten, abgerufen am 19.12.2019
- ↑ CliniPharm CliniTox. Ranitidin CliniPharm Wirkstoffdaten, abgerufen am 19.12.2019
- ↑ CliniPharm CliniTox. Prednisolon CliniPharm Wirkstoffdaten, abgerufen am 19.12.2019