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Paukenhöhle

(Weitergeleitet von Cavum tympani)

Synonyme: Cavitas tympani, Cavum tympani, Tympanon, Paukenraum, "Pauke"
Englisch: tympanum, tympanic cavity

1. Definition

Als Paukenhöhle bezeichnet man den Hohlraum des Mittelohrs, in dem sich die Gehörknöchelchen befinden. Sie beginnt direkt hinter dem Trommelfell und wird durch die Tuba auditiva belüftet, die einen Druckausgleich ermöglicht.

2. Einteilung

Die Paukenhöhle ist ca. 12 bis 15 mm lang und 3 bis 7 mm breit. Ihr Binnenvolumen ist gering und beträgt nur etwa 1 cm3. Vereinfacht besteht sie aus 3 Abschnitten:

Einige Autoren unterscheiden noch zwischen:

Idealisiert kann man sich die Paukenhöhle als ein Rechteck vorstellen, sodass insgesamt 6 Wandabschnitte unterschieden werden:

3. Übersicht

3.1. Epitympanon

Das Epitympanon ist der oberste Abschnitt der Paukenhöhle, der oberhalb des Trommelfells gelegen ist. Es wird auch als "Recessus epitympanicus" oder "Atticus" bezeichnet und enthält die Paries tegmentalis.

Kranial wird die Paukenhöhle durch eine dünne Knochenplatte von der mittleren Schädelgrube abgegrenzt, die man als Paukendach (Tegmen tympani) bezeichnet. Bei bis zu 20 % der Menschen finden sich Knochendefekte im Tegmen, insbesondere rechtsseitig, die von Dura mater bedeckt sind. Das Tegmen kann auch pneumatisiert sein. Es entwickelt sich aus der Pars petrosa (medial) und Pars squamosa (lateral) des Os temporale. Der im Dach lokalisierte Abschnitt der Fissura petrosquamosa verknöchert bis auf ein Loch für die Arteria tympanica superior.

Im Epitympanon befinden sich Hammerkopf (Caput mallei) und Ambosskörper (Corpus incudis). Die Sehne des Musculus tensor tympani befindet sich meist 5 mm unterhalb des Tegmens und definiert die Grenze zum Mesotympanon.

Hier befindet sich auch der je 5 mm breite und lange Knochenkanal Aditus ad antrum, den den Zugang zum Antrum mastoideum bzw. zu den Cellulae mastoideae bildet. Eine quer verlaufende Schleimhautfalte, die Plica mallearis superior, teilt das Epitympanon in einen vorderen und einen hinteren Abschnitt.

3.2. Mesotympanon

Das Mesotympanon stellt den mittleren Abschnitt der Paukenhöhle dar. Die anatomische Beziehung des Mesotympanons zu den Nachbarstrukturen wird durch die umgebenden 4 Wände beschrieben:

3.2.1. Paries caroticus

Der Paries caroticus bildet die vordere mediale Begrenzung der Paukenhöhle. In der unteren Hälfte findet sich der aufsteigende Abschnitt der Pars petrosa der Arteria carotis interna (ACI) mit einem umgebendem Venenplexus. In der meist 2 mm dicken Knochenwand können Dehiszenzen vorliegen, sodass die ACI direkt von der Schleimhaut der Paukenhöhle überzogen ist. Durch feine Kanälchen (Canaliculi caroticotympanici) zweigen die Äste der ACI (Rami caroticotympanici) mit Sympathikusfasern (Nervi caroticotympanici) ab. Oberhalb des Karotiskanals liegen das innere Ostium der Tuba auditiva (Ostium tympanicum tubae auditivae) und der Musculus tensor tympani (Canalis musculotubarius).

3.2.2. Paries membranaceus

Der Paries membranaceus macht die laterale untere Wand der Paukenhöhle aus. Sie wird hauptsächlich vom Trommelfell gebildet. Hier findet sich eine nach vorne und hinten reichende Schleimhautfalte, die Plicae mallearis anterior und posterior. Sie geht vom Hammerhals (Collum mallei) aus und buchtet sich nach unten entlang dem Hammergriff (Manubrium mallei) aus. Zwischen der Falte und dem Trommelfell liegen der Recessus membranae tympani anterior und posterior (Troeltsch-Taschen). Letztere dehnt sich durch einen Schlitz zwischen der Pars flaccida des Trommelfells und dem Collum mallei aus (Prussak-Raum bzw. Recessus membranae tympanicae superior).

In der Plica befindet sich die Chorda tympani, die dorsal des Trommelfellrandes in die Paukenhöhle eintritt und zwischen Hammerhals und langem Ambossschenkel (Crus longum incudis) nach vorne entlang des Processus anterior mallei zur Fissura petrotympanica verläuft.

3.2.3. Paries mastoideus

Der Paries mastoideus bildet den hinteren Wandabschnitt, der an die Mastoidzellen angrenzt. Im oberen Abschnitt befindet sich das Antrum mastoideum mit dem Aditus ad antrum. Am Eingang des Aditus ist der kurze Ambossschenkel mit dem hinteren Ambossband befestigt. Das Antrum und der Aditus werden vorne durch die Vorwölbung des lateralen Bogengangs (Prominentia canalis semicircularis lateralis) begrenzt. Unterhalb davon liegt der Fazialiskanal, der am Boden des Antrums nach lateral verläuft und dann hinter dem Trommelfell zum Foramen stylomastoideum absteigt.

Die Eminentia pyramidalis enthält die Sehne des Musculus stapedius, die über eine kleine Knochenöffnung an der Spitze zum hinteren Schenkel des Steigbügels zieht. Zwischen Fenestra vestibuli bzw. Stapes und Eminentia pyramidalis befindet sich eine Aussackung der Paukenhöhle. Diese wird meist durch eine kleine Knochenbrücke unterteilt, sodass man zwischen Sinus posterior (kranial) und Sinus tympani (kaudal) unterscheidet.[1] Knochenbälkchen zwischen Eminentia und Promontorium werden als Ponticuli bezeichnet. Sie verlaufen lateral vom Sinus posterior.

3.2.4. Paries labyrinthicus

Der Paries labyrinthicus entspricht der medialen Wand der Paukenhöhle. Sie trennt die Paukenhöhle vom Innenohr bzw. der Schnecke (Cochlea). Die Wand verläuft fast parallel zum Trommelfell. Der Großteil wird durch das Promontorium tympani gebildet, hervorgerufen durch die basale Cochleawindung.

Oberhalb des Promontoriums liegt die Fenestra vestibuli (ovales Fenster), welche von der Fußplatte des Steigbügels ausgefüllt wird. Unterhalb des Promontoriums liegt die Fenestra cochleae (rundes Fenster), welches zur Scala tympani der Cochlea führt. Die Fenstra vestibuli ist durch die Membrana tympanica secundaria verschlossen. Das Subiculum promontorii bildet eine knöcherne Brücke zur Prominentia styloidea.

Oberhalb der Fenestra vestibuli befindet sich die Prominentia canalis facialis, in welcher der Fazialiskanal verläuft. Vor und oberhalb des ovalen Fensters liegt der Processus cochleariformis, um den die Sehen des Musculus tensor tympani nach lateral gelenkt werden. Hier liegt auch das tympanale Ende des Semicanalis musculus tensoris tympani und unterhalb davon die innere Tubenöffnung. Von unten nach oben über das Promontorium verläuft eine Rinne für den Nervus tympanicus und die Arteria tympanica inferior. Diese Rinne wird als Sulcus promontorii bezeichnet. Der Nervus tympanicus tritt dabei von unten aus dem Foramen jugulare durch den Canaliculus tympanicus in die Paukenhöhle ein und verlässt sie oberhalb des Promontoriums durch den Hiatus canalis nervi petrosi minoris.

3.3. Hypotympanon bzw. Paries jugularis

Der hintere untere Abschnitt der Paukenhöhle liegt unterhalb des Bodens des Meatus acusticus externus und zählt größtenteils zur Pars tympanica ossis temporalis. Eine dünne Knochenplatte bildet die Trennwand zum Bulbus superior der Vena jugularis interna (Paries jugularis tympani). Ist der Bulbus nur gering ausgebildet, kann der Boden auch dick und durch Cellulae tympanicae pneumatisiert sein. Gelegentlich finden sich auch Knochendehiszenzen.

Der Raum zwischen unterem Trommelfellrand und Paries jugularis definiert das Hypotympanon. Hier ragt von innen die Prominentia styloidea des Processus styloideus vor.

4. Gehörknöchelchen

In der Paukenhöhle befinden sich die drei Gehörknöchelchen (Ossicula auditus):

Der Hammer ist am Trommelfell befestigt und artikuliert mit dem Amboss über ein Sattelgelenk (Articulatio incudomallearis). Die straffe Gelenkkapsel und kleine Knochenvorsprünge sorgen jedoch dafür, dass das Gelenk funktionell einer Amphiarthrose entspricht. Amboss und Steigbügel sind über ein flaches Kugelgelenk mit ebenfalls geringem Bewegungsumfang verbunden (Articulatio incudostapedialis). Der Steigbügel ist in der Fenestra vestibuli eingelassen.

siehe Hauptartikel: Gehörknöchelchen

5. Bänder

6. Innervation

Sensorische und vasomotorische Nervenfasern der Schleimhäute und Blutgefäße verlaufen im Plexus tympanicus auf dem Promontorium tympani. Er wird aus präganglionären, parasympathischen Fasern aus dem Nervus tympanicus des Nervus glossopharyngeus und sympathischen Nervi caroticotympanici gebildet. Im Plexus liegen regelmäßig Ganglienzellen (Ganglion tympani) und das Glomus tympanicum.

7. Blutgefäße

Die arterielle Gefäßversorgung der Paukenhöhle erfolgt über Äste der Arteria carotis externa (Arteria pharyngea ascendens, Arteria maxillaris, Arteria auricularis posterior) und Arteria carotis interna (Rami caroticotympanici):

Die Venen folgen den Arterien und drainieren in den Plexus venosus pterygoideus und pharyngeus sowie in die Vena retromandibularis.

8. Lymphbahnen

Die Lymphe der Paukenhöhle fließt mit den Blutgefäßen zu den Nodi lymphatici parotidei, jugulares interni und retropharyngeales.

9. Histologie

Die Paukenhöhle ist von einer dünnen Schleimhautschicht ausgekleidet, die aus einem einschichtigen isoprismatischen (kubischen) Epithel besteht, in das Becherzellen eingestreut sind. Im vorderen Bereich der Paukenhöhle findet man in der Lamina propria kleine Drüsen, die Glandulae tympanicae. Im Bereich der Gehörknöchelchen wird das isoprismatische Epithel durch ein mehrschichtiges Plattenepithel abgelöst.

10. Klinik

Eine häufige pathologische Veränderung im Bereich der Paukenhöhle ist der Paukenerguss (Seromukotympanon).

11. Podcast

FlexTalk – Man höre und staune: Das Ohr
FlexTalk – Man höre und staune: Das Ohr

12. Quellen

  1. Holt JJ Posterior sinus of the middle ear, Ann Otol Rhinol Laryngol. 2007 Jun;116(6):457-61, abgerufen am 27.09.2022

13. Bildquelle

  • Bildquelle Podcast: ©Magda Ehlers / Pexels

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