Meatus acusticus externus
Synonyme: äußerer Gehörgang, "Gehörgang"
Englisch: external acoustic meatus
Definition
Der Meatus acusticus externus oder äußere Gehörgang ist die Verbindung des Trommelfells zur Umgebung. Er bildet zusammen mit der Ohrmuschel das Außenohr. Umgangssprachlich wird er oft nur als "Gehörgang" bezeichnet.
Anatomie
Makroskopie
Der Meatus acusticus externus ist der durchschnittlich 2 bis 3,5 cm lange Gang von der äußeren Ohröffnung (Porus acusticus externus) bis zum Trommelfell, welches den Übergang zum Mittelohr markiert. Er hat einen Durchmesser von ca. 0,6 bis 0,8 cm. Im Sagittalschnitt zeigt sich ein ovaler bzw. elliptischer Querschnitt.
Der äußere Gehörgang setzt sich aus 2 Teilen zusammen: Dem knorpeligen Gehörgang (Meatus acusticus externus cartilagineus), der das äußere Drittel umfasst, und dem knöchernen Gehörgang (Meatus acusticus externus osseus), der die inneren zwei Drittel umfasst.
Knorpeliger Anteil
Der äußere knorpelige Anteil wird vom Gehörgangsknorpel (Cartilago meatus acustici) geformt, der kontinuierlich in Tragus und Concha auricularis des Ohrknorpels (Cartilago auriculae) übergeht. Er ist rinnenförmig mit nach oben gerichtetem Spalt, der durch straffes Bindegewebe rohrförmig geschlossen wird. Endständig ist der Knorpel durch derbes Bindegewebe mit dem knöchernen Porus acusticus externus verbunden.
Weiterhin existieren zwei Spalten an der anteroinferioren Seite des Knorpels, die Incisurae cartilaginei meatus acustici (Santorini), die ebenfalls bindegewebig verschlossen sind. Der knorpelige Teil ist gekrümmt und bildet einen nach unten vorne offenen Winkel zur Transversalachse von ca. 145°. Dieser dient als Schutzvorrichtung vor Verletzungen des Trommelfells.
Knöcherner Anteil
Der innere knöcherne Anteil wird röhrenförmig von der Pars tympanica des Os temporale gebildet. Am Oberrand verbleibt die Kerbe, die Incisura tympanica, die von der Pars squamosa des Os temporale gedeckt wird. An der Unterseite können im Knochen gelegentlich Dehiszenzen verbleiben (Huschke-Foramina).
Innervation
Die sensible Innervation der Vorderwand des Gehörganges erfolgt durch den Nervus meatus acustici externi des Nervus auriculotemporalis. Darüber hinaus entsendet der Nervus vagus einen sensiblen Ast für die Hinterwand, den Ramus auricularis nervi vagi. Weiterhin sind über Nervenanastomosen der Nervus facialis und der Nervus glossopharyngeus beteiligt.
Eine mechanische Reizung des äußeren Gehörgangs kann über den Nervus vagus reflexartig zu Husten und Erbrechen führen.
Blutgefäße
Die arterielle Versorgung des äußeren Gehörgangs erfolgt von vorn über Rami auriculares anteriores aus der Arteria temporalis superficialis sowie von hinten über Äste der Arteria auricularis posterior und der Arteria tympanica posterior. Die Arteria auricularis profunda aus der Arteria maxillaris (Pars mandibularis) ist ein zusätzlicher Ast, der den knöchernen Teil versorgt.
Lymphabfluss
Die Lymphgefäße des Meatus acusticus externus drainieren in die Nodi lymphatici parotidei, retroauriculares und cervicales superficiales.
Histologie
Die Auskleidung besteht aus Gehörgangshaut mit mehrschichtigem verhorntem Plattenepithel. Im Bereich des knöchernen Abschnitts ist die schmale Dermis fest mit dem Periost verbunden. Die feste Haftung der Haut am Perichondrium und Periost macht sich durch eine hohe Schmerzempfindlichkeit bemerkbar.
Insbesondere am äußeren Eingang finden sich spezielle Schutzhaare, die sogenannten Tragi. Der knorpelige Abschnitt enthält Talgdrüsen (Glandulae sebaceae) und tubulöse Ceruminaldrüsen (Glandulae ceruminosae). Das Drüsensekret bildet zusammen mit abgestoßenen Epithelzellen ein fettreiches Sekret, das Cerumen (Ohrenschmalz). Dieses verhindert die Austrocknung des Epithels und durch die enthaltenen Bitterstoffe das Eindringen von Tieren.
Im knöchernen Abschnitt fehlen Drüsen und Haare.
Funktion
Neben der erwähnten Schutzfunktion dient der äußere Gehörgang der Schallübertragung. Durch Resonanz im Bereich von 3 kHz kommt es zur Hörverbesserung von 20 bis 25 Dezibel.
Embryologie
Der äußere Gehörgang entwickelt sich in der 4. Embryonalwoche aus dem Mittelabschnitt der 1. Kiemenfurche. Um diese spaltförmige Einsenkung entstehen nach einer Woche in den angrenzenden Arealen des 1. und 2. Kiemenbogens je drei mesenchymale Wülste, die Ohrhöcker (Tubercula auriculae). Diese umkreisen die Kiemenfurche in einem dorsal geschlossenen Bogen. Durch Proliferation des Mesenchyms verlängert sich die Wand des äußeren Gehörgangs nach außen zum primären Gehörgang, aus dem später der knorpelige Abschnitt wird.
Der spätere knöcherne Abschnitt des äußeren Gehörgangs entsteht durch einen komplexen Prozess: Zwischen Epidermis des primären Gehörgangs und dem Epithel der 1. Kiementasche besteht zunächst ein direkter Kontakt. Durch einwachsendes Mesenchym werden beide Epithelien getrennt. Dann proliferiert das Gehörgangsepithel zur Gehörgangsplatte (Lamina epithelialis meatus acustici externi) und wächst zur seitlichen Wand der sich entwickelnden Paukenhöhle vor. Dadurch entsteht der lange epitheliale Gehörstrang (Chorda epithelialis meatus acustici externi). Im 7. Monat unterliegen die zentralen Epithelmassen einer Apoptose. Somit entsteht das Lumen des sekundären Gehörgangs.
siehe Hauptartikel: Embryonale Ohrentwicklung
Klinik
Zu den häufigen Erkrankungen des äußeren Gehörgangs zählen unter anderem:
Im Zuge einer Otoskopie oder des bloßen Einführens eines Wattestäbchen in den äußeren Gehörgang ist durch Irritation des Ramus auricularis nervi vagi eine vagale Reizung möglich, welche sich beispielsweise durch einen Hustenreiz äußert.
Ein Ceruminalpfropf (Cerumen obturans) kann den äußeren Gehörgang verlegen und die Schallleitung behindern.
um diese Funktion zu nutzen.