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Atypischer Autismus

1. Definition

Atypischer Autismus ist ein nach neuerer (2019) Klassifikation obsoleter Subtyp der Autismus-Spektrum-Störung. Nach älterem Verständnis wurde der atypische Autismus den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen zugeordnet. Er unterschied sich vom frühkindlichen Autismus durch das Alter der Symptommanifestierung (> 3. Lebensjahr) und/oder durch das Fehlen von Auffälligkeiten in einem der drei Kernbereiche.

  • ICD-10-Code: F84.1 Atypischer Autismus (tiefgreifende Entwicklungsstörungen)
  • DSM-5: 299.00 Autismus-Spektrum-Störung

2. Nomenklatur

Nach der Klassifikation des DSM-5 und ICD-11 werden die einzelnen autistischen Unterformen nicht mehr als einzelne Diagnosen erfasst, sondern die Hauptdiagnose Autismus-Spektrum-Störung vergeben.[1] Dies verdeutlicht, dass das autistische Spektrum fließend ist und eine klare Abgrenzung von Subtypen zur Zeit (2021) umstritten ist.

3. Epidemiologie

Die Prävalenz des atypischen Autismus beträgt ca. 2 - 10/10.000. Männer sind dreimal häufiger betroffen als Frauen.

4. Ätiologie

Die genaue Ursache des atypischen Autismus ist unbekannt. Allen Autismusformen liegen neurobiologische Ursachen zugrunde, welche die Entwicklung des Nervensystems beeinflussen. Weiterhin wird der Erkrankungsverlauf durch psychosoziale Faktoren modifiziert.

Bei Autismus-Spektrum-Störungen sind verschiedene genetische Risikofaktoren identifiziert, die teilweise vererbt, teilweise auch de novo entstehen. Die Heritabilität von Autismus-Spektrum-Störungen liegt vermutlich bei 40 bis 80 %. Weitere Risikofaktoren sind z.B.

Inzwischen ausgeschlossene Risikofaktoren sind Impfungen, gastrointestinale Erkrankungen des Kindes sowie Alkoholkonsum der Mutter in der Schwangerschaft.

5. Klinik

Der atypische Autismus manifestiert sich erst nach dem dritten Lebensjahr in folgenden Kernbereichen:

  • Soziale Interaktion:
  • Kommunikation:
  • Stereotypes, repetitives Verhalten:
    • gleichförmige motorische Bewegungen und ritualisiertes Verhalten (Zwanghaftigkeit)
    • Angst vor Veränderung, ggf. geäußert durch Panik oder aggressives Verhalten
    • kein symbolisches Spielen (z.B. mit Puppen), oft Spezialinteressen

6. Diagnose

Beim atypischen Autismus müssen Defizite in mindestens zwei Kernbereichen situationsübergreifend ab dem 3. Lebensjahr vorliegen. Mittels Untersuchungen in der psychiatrischen Praxis und durch Videoaufzeichnungen kann das Verhalten des Kindes in verschiedenen Situationen beobachtet und beurteilt werden. Des Weiteren existieren standardisierte Testverfahren, z.B. die diagnostische Beobachtungsskala für autistische Störungen (ADOS).[3] Außerdem muss der Entwicklungsstand, die Intelligenz und weitere neuropsychologische Funktionen eingeschätzt werden.

Die Diagnose des atypischen Autismus erfordert somit ein interdisziplinäres Vorgehen inkl. ausführlicher Anamnese und körperlicher Untersuchung, Durchführung eines Elektroenzephalogramms, einer Hör- und Sehprüfung, einer MRT-Untersuchung (bei klinischer Indikation) sowie gelegentlich auch einer genetischen Untersuchung zum Ausschluss anderer Erkrankungen (z.B. Rett-Syndrom, Fragiles-X-Syndrom).

Der atypische Autismus wird häufig vom Asperger-Syndrom abgegrenzt. Beide Störungen ähneln sich in Aspekten hinsichtlich der sozialen Interaktion und des stereotypen Verhaltens. Patienten mit Asperger-Syndrom besitzen jedoch in der Regel einen normalen bis hohen Intelligenzquotienten und zeigen keine Sprachentwicklungsverzögerung.

7. Komorbiditäten

8. Differentialdiagnosen

9. Therapie

Eine kausale Therapie ist derzeit (2021) nicht möglich. Je nach Auftreten von Komorbiditäten und individuellen Problemen existiert eine Vielzahl an möglichen symptomatischen Therapieansätzen:

10. Quellen

  1. BfArM: ICD-11 - 11. Revision der ICD der WHO, abgerufen am 10.09.2021
  2. Andrade: Use of acetaminophen (paracetamol) during pregnancy and the risk of autism spectrum disorder in the offspring Journal of Clinical Psychiatry, 2016
  3. Fegert et al.: Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters, Springer 2011

11. Weblinks

  • autismus Deutschland e.V. Newsletter 03-06/2019, abgerufen am 10.09.2021

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