Frühkindlicher Autismus
Synonym: Kanner-Syndrom
Definition
Unter dem frühkindlichen Autismus versteht man eine ausgeprägte interpersonelle Kontaktstörung, die sich häufig bereits im Säuglingsalter manifestiert.
ICD10-Code: F84.0
Epidemiologie
Die Erkrankung führt vor dem dritten Lebensjahr zu Symptomen. Häufig manifestiert sie sich bereits in den ersten Lebensmonaten. Die Erkrankung betrifft Jungen häufiger als Mädchen.
Ätiopathogenese
Die Ätiopathogenese ist noch nicht endgültig geklärt. Es wird angenommen, dass genetische Einflüsse eine Rolle spielen, da die Erkrankung bei Geschwistern von autistischen Kindern bis zu 100mal häufiger vorkommt als in der Allgemeinbevölkerung.
Die Erkrankung kann ebenfalls auf strukturellen oder funktionellen Veränderungen des Gehirns beruhen. Jedes dritte Kind mit Autismus entwickelt im Laufe der Zeit Krampfanfälle. Weiterhin zeigen die betroffenen Kindern neurobiologische Auffälligkeiten (z.B. abnormes Schreien und Essstörungen). Bei der Untersuchung des Hirnstoffwechsels konnten Unterschiede im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung festgestellt werden.
Auch eine Störung der kognitiven und emotionalen Entwicklung scheint an der Entstehung des Autismus beteiligt zu sein.
Klinik
Häufig manifestiert sich die Erkrankung bereits in den ersten Lebensmonaten, wird jedoch nur selten zu diesem Zeitpunkt diagnostiziert. Im Vergleich zu gleichaltrigen Kindern sind autistische Kindern in der motorischen und emotionalen Entwicklung zurückgeblieben. Autistische Kindern nehmen keinen Blickkontakt zu anderen Menschen auf und verhalten sich gegenüber ihren Mitmenschen abweisend.
Bei drei von vier betroffenen Patienten liegt eine Intelligenzminderung vor. Hinzu kommen Verhaltensaufälligkeiten und Sprachauffälligkeiten. Die Sprachentwicklung ist verzögert. Häufig ist eine Echolalie und eine pronominale Umkehr zu beobachten. Die betroffenen Kindern zeigen keine Angst vor Gefahren und verletzen sich selber. Aggressive Impulsdurchbrüche werden ebenfalls häufig beobachtet.
Differenzialdiagnose
Differenzialdiagnostisch sollte an ein Asperger-Syndrom, an ein Rett-Syndrom, an eine Intelligenzminderung sowie an eine Schizophrenie des Kindesalters gedacht werden.
Diagnostik
Anamnese und klinische Beobachtung führen zur Diagnose. Skalen dienen als Hilfsmittel.
Therapie
Bei der Durchführung der Therapie ist es sehr wichtig, die Therapie an die individuelle Entwicklung des Kindes anzupassen. Zur Behandlung werden die Frühförderung, körperbezogene Therapiemaßnahmen und verhaltenstherapeutische Methoden eingesetzt.
Prognose
Die Erkrankung kann nicht geheilt werden. Die Prognose ist jedoch relativ gut, wenn die betroffenen Kinder keine Epilepsie oder andere neurologische Auffälligkeiten entwickeln, einen Intelligenzquotienten über 80 haben und die Sprache bis zum sechsten Lebensjahr relativ gut entwickelt ist.
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