Aspergillose (Geflügel)
Synonym: Aspergillus-Infektion
Englisch: aspergillosis
Definition
Die Aspergillose ist eine akut bis chronisch verlaufende Mykose beim Geflügel, die durch exsudative, nekrotisierende und/oder granulomatöse Entzündungsprozesse im Respirationstrakt gekennzeichnet ist.
Ätiologie
Die häufigsten Erreger der Aspergillose sind Schimmelpilze der Gattung Aspergillus, insbesondere Aspergillus fumigatus und Aspergillus flavus. Deutlich seltener sind andere Pilze an einer Erkrankung verantwortlich, z.B. Penicillium-Spezies, Mucor-Spezies, Paecilomyces-Spezies oder Curvularia-Spezies.
Schimmelpilze können auf den üblichen Pilznährmedien (z.B. Sabouraud-Dextrose-Agar) angezüchtet werden. Die Kultivierung erfolgt bei 25 bis 30 °C sowie bei 37 °C und benötigt artspezifisch unterschiedlich lange. Eine anschließende Identifizierung ist sowohl mikroskopisch als auch kultur-morphologisch möglich.
Epidemiologie
Die Sporen von Aspergillus-Arten sind monate- bis jahrelang in der Außenwelt überlebensfähig.
Empfänglich sind grundsätzlich alle Geflügelarten, wobei vornehmlich Jungtiere klinisch erkranken. Bei jungen Vögeln kann es in den ersten Lebenswochen zu enzootischen Erkrankungen kommen, während ältere Vögel nur vereinzelt erkranken.
Pathogenese
Mykosen treten beim Geflügel meistens in Form einer Faktorenkrankheit auf. Da beim Geflügel kaum primär-pathogene Pilzinfektionen bekannt sind, müssen unterschiedliche infektiöse sowie nicht-infektiöse Faktoren gleichzeitig vorliegen, damit sich eine klinisch manifeste Erkrankung entwickeln kann.
Der Sporeneintrag in eine Herde findet meist über mit Pilzen kontaminiertes Futtermittel oder kontaminierte Einstreu statt. Es ist davon auszugehen, dass diese natürlichen Rohstoffe niemals gänzlich frei von Pilzssporen sind - unabhängig von der Qualität. Durch ungünstige klimatische Stallbedingungen (feucht-warmes Milieu) sowie eine unzureichende Lüftung erhöht sich der Feuchtigkeitsgehalt in der Einstreu und im Futter. Es kommt zum rasanten Wachstum der Pilze und letztendlich auch zur massiven Sporenbildung. Infektionen finden dann vorwiegend per inhalationem statt, indem die Pilzsporen eingeatmet werden. Eine Übertragung von Tier zu Tier ist nicht möglich.
Nach der Infektion sammeln sich die Pathogene in den kaudalen Luftsäcken in vegetativer Form an. Von dort aus ist - abhängig vom Immunstatus - eine Streuung in andere Organe möglich (sekundäre Generalisiation). Kontaminierte Brutschränke führen zu einer Besiedelung der Eierschalen mit anschließender Penetration der Schale, die in einer Infektion des Embryos endet. Die Pilze können sich dort dann vermehren und zum Absterben des Embryos oder zum Schlupf lebensschwacher Embryos führen.
Verschiedene Aspergillus-Arten (v.a. Aspergillus fumigatus) besitzen die Fähigkeit Gliotoxin zu produzieren. Durch die zytotoxische sowie immunsuppressive Wirkung dieses Mykotoxins wird die Entstehung invasiver Aspergillosen gefördert.
Klinik
Die Klinik hängt von der Organmanifestation der Erreger ab. Man unterscheidet daher zwischen:
- generalisierten Aspergillosen und
- organspezifischen Aspergillosen, mit Fokus auf
- dem Respirationstrakt
- der Haut
- dem Dottersack
- den Augen
- dem Gehirn
Erkrankte Tiere leiden an Allgemeinstörungen mit hochgradiger Dyspnoe. Respiratorische Geräusche sind jedoch nur bei Komplikationen mit bakteriellen Erregern ausgebildet. Bei chronischen Infektionen entwickeln sich häufig unspezifische Symptome wie etwa Schwäche, Abmagerung und Apathie. Zu respiratorischen Symptomen kommt es jedoch häufig erst unmittelbar vor dem Tod. Deutlich seltener können zentralnervöse Störungen beobachtet werden. Zusätzlich können Veränderungen an den Augen (käsige Plaques auf der Kornea) sowie im Konjunktivalsack gefunden werden.
Ein seuchenartiger Verlauf geht oftmals mit einer Mortalität und Morbidität von 50 bis 90 % einher.
Pathohistologie
Bei der lokalisierten Form sind katarrhalische bis fibrinös-entzündliche Veränderungen und/oder multiple miliare bis erbsengroße graue bis gelblich-weiße Granulome in den betroffenen Organen auffindbar. Diese können auch zur Kavernenbildung führen, in denen die Myzelen schon makroskopisch feststellbar sind (pathognomonisch). Beim chronischen Verlauf ist oftmals auf den entzündlich veränderten Luftsäcken ein diffuser Pilzrasen vorzufinden. Nach einer Generalisation können aber auch andere Organe (z.B. Gehirn, Knochen und Augen) verändert sein.
Histologisch handelt es sich um Granulome, in deren Zentrum sich Pilzhyphen ansammeln. Diese Zentren sind kreisförmig von nekrotischem Zellmaterial, heterophilen Granulozyten, multinukleären Riesenzellen und Epitheloidmakrophagen umgeben. Bei schweren Krankheitsfällen lassen sich die Pilzhyphen auch in den Blutgefäßen finden.
Differenzialdiagnosen
Differenzialdiagnostisch sind andere infektiöse sowie nicht-infektiöse Agentien, die zu respiratorischen oder zentralnervösen Symptomen führen, auszuschließen. Pathohistologisch kommen v.a. verschiedene bakterielle und virale Erreger sowie die Tuberkulose und Coligranulomatosee in Frage.
Diagnose
Aufgrund der ubiquitären Verbreitung ist ein alleiniger kultureller Nachweis der Pilze nicht ausreichend. Die Diagnosestellung muss daher stets in Zusammenhang mit den klinischen und pathohistologischen Befunden erfolgen.
Zusätzlich kann ein Nachweis von Myzelen in Körperhöhlen bzw. in Kavernen durchgeführt werden. Hierfür wird verändertes Organmaterial als Quetsch- oder Zupfpräparat mit Lactophenolblau angefärbt und mikroskopisch beurteilt. Histologische Schnittbilder können nach PAS-Färbung ebenso zur Diagnostik verwendet werden.
Therapie
Bei der Therapie muss zwischen Nutzgeflügel und Zier-, Zoo- und Wildvögeln unterschieden werden. Da für lebensmittelliefernde Geflügel keine antimykotisch wirksamen Medikamente zugelassen sind, ist eine kausale Behandlung nicht möglich.
Bei nicht-lebensmittelliefernden Tieren empfiehlt sich eine orale Therapie mit Thiabendazol.
Prophylaxe
Um die Sporenbelastung gering zu halten, ist auf eine optimale Lagerung des Futters, gute Brut- und Stallhygiene sowie auf eine gute Einstreuqualität zu achten. Die verwendeten Desinfektionsmittel müssen zudem eine fungizide Wirksamkeit besitzen.
Literatur
- Rautenschlein S, Ryll M. 2014. Erkrankungen des Nutzgeflügels. 1. Auflage. Stuttgart: UTB Verlag GmbH. ISBN: 978-3-8252-8565-5
- Siegmann O, Neumann U (Hrsg.) 2012. Kompendium der Geflügelkrankheiten. 7., überarbeitete Auflage. Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. ISBN: 978-84268333-4