Coligranulomatose (Geflügel)
Synonym: Hjärre-Krankheit
Englisch: Hjärre disease, coligranulomatosis
Definition
Die Coligranulomatose ist eine seltene Manifestationsform innerhalb der Gruppe der APEC-Infektionen, die beim Geflügel zu typischen intestinalen Granulomen führt.
Ätiologie
Die Coligranulomatose wird durch das Bakterium Escherichia coli, einen Vertreter der Enterobacteriaceae, ausgelöst. An der Infektionskrankheit sind insbesondere schleimige Escherichia-coli-Stämme mit den O-Antigenen 8, 9 und 16 beteiligt, jedoch können auch andere Serotypen mit ausgeprägter Kapselbildung die Krankheit verursachen.
Escherichia coli ist ein gramnegatives, bekapseltes und bewegliches Stäbchenbakterium mit einer Größe von 2 bis 6 µm. Die beim Geflügel gehäuft vorkommenden Serotypen werden aufgrund ihrer Eigenschaften zu den aviär-pathogenen Escherichia-coli-Stämmen (APEC-Stämme) zusammengefasst.
Epidemiologie
Escherichia coli ist ubiquitär verbreitet und Bestandteil der normalen Darmflora gesunder Tiere. Die Coligranulomatose tritt jedoch nur sporadisch auf, was vermutlich auf die geringe Infektiosität der verursachenden Stämme zurückzuführen ist.
Erkrankungen kommen meist nur bei älteren Legehennen vor.
Pathogenese
Die genauen Pathomechanismen sind noch (2021) ungeklärt.
Als Eintrittspforten für die Bakterien werden Läsionen in der Darmschleimhaut angesehen, die durch verschiedene Endoparasiten verursacht werden. Im weiteren Verlauf kommt es im Zuge der Erregervermehrung zur Ausbildung typischer Granulome, sowohl im Verdauungstrakt als auch in den angrenzenden Organen.
Klinik
Die Inkubationszeit beträgt mehrere Tage bis Wochen.
Erkrankte Tiere leiden an einem sich über mehrere Tage hinweg verschlechternden Allgemeinbefinden, Apathie, Zyanose der Kopfanhänge, Durchfall und Abmagerung. Innerhalb der Herde kommt es zu einer erhöhten Mortalität, vorrangig bei älteren Tiere.
Histopathologie
Sowohl im Darm als auch in der Leber sowie im Gekröse können zahlreiche, teils haselnussgroße, speckige, zentral käsig-weiche Knoten in der Subserosa gefunden werden. Diese Granulome weisen nekrotische Areale auf, die durch einen deutlichen Demarkationswall mit Riesenzellen und vereinzelt auch heterophilen Zellen gekennzeichnet sind.
Differenzialdiagnosen
Diagnose
Das typische histopathologische Bild ist durch einen kulturellen Erregernachweis mit anschließender Typisierung zu bestätigen.
Therapie
Moribunde Tiere sind aufgrund ethischer Gründe zu euthanasieren. Innerhalb einer Herde kann eine Behandlung mit geeigneten Antibiotika nach vorausgegangenem Antibiogramm durchgeführt werden. Begleitend sind Reinigungs- sowie Desinfektionsmaßnahmen zu treffen um das Betriebsmanagement zu verbessern.
Prophylaxe
Neben strikten Hygienemaßnahmen ist eine regelmäßige Erneuerung des Tierbestands und die Anwendung des "all-in/all-out"-Verfahrens anzuraten.
Literatur
- Rautenschlein S, Ryll M. 2014. Erkrankungen des Nutzgeflügels. 1. Auflage. Stuttgart: UTB Verlag GmbH. ISBN: 978-3-8252-8565-5
- Siegmann O, Neumann U (Hrsg.) 2012. Kompendium der Geflügelkrankheiten. 7., überarbeitete Auflage. Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. ISBN: 978-84268333-4
- Mayr A, Rolle M. Mayr A (Hrsg.). 2007. Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 8., überarbeite Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1060-7
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