Mykose (Geflügel)
Synonyme: Pilzinfektion, Pilzerkrankung
Definition
Als Mykosen bezeichnet man Infektionskrankheiten beim Geflügel, die durch verschiedene Pilze verursacht werden.
Ätiologie
Die Mykosen von Nutzgeflügeln werden durch Infektionen mit
- Sprosspilzen und
- Myzel-bildenden Fadenpilze verursacht.
Von den Mykosen sind die Mykotoxikosen abzugrenzen, da diese nicht durch die Pilze selbst, sondern durch die Pilzgifte in Form einer Intoxikation verursacht werden.
Epidemiologie
Sowohl Mykosen als auch Mykotoxikosen treten insgesamt nur sporadisch auf. Bei klinischer Manifestation hingegen gehen Erkrankungen meist (insbesondere bei Jungtieren) mit dramatischen Verlaufsformen einher, die zu einer hohen Mortalitätsrate in der Herde führen.
Pathogenese
Bei der Krankheitsentstehung muss zwischen generalisierten (Systemmykosen) und lokal begrenzten Mykosen (Dermatomykosen) unterschieden werden.
Häufigste Infektionsquellen sind kontaminierte und/oder versporte Einstreu, Futtermittel sowie Tränke- oder Futterbehälter. Die Verbreitung und das Wachstum der Pilze wird artsspezifisch durch unterschiedliche klimatische Bedingungen (z.B. feucht-warmes Milieu) deutlich begünstigt. Infektionen finden meist oral (bei Systemmykosen) oder kutan (bei Dermatomykosen) statt. Die Erreger siedeln sich dann entweder nahe der Eintrittspforte an oder streuen sekundär auf unterschiedlichem Wege (z.B. hämatogen).
Abhängig vom Erreger begünstigen ein geschwächtes Immunsystem, vorausgegangene Antibiotikatherapien sowie Schädigungen der Haut und Schleimhaut die Pathogenese.
Klinik
Pilz-Gruppe | Erkrankung | Erreger |
---|---|---|
Sprosspilze | Candidose | |
Macrorhabdiose | Macrorhabdus ornithogaster | |
Fadenpilze | Aspergillose |
|
Dermatomykose |
Diagnose
Die Diagnostik ist entsprechend der Verdachtsdiagnose anzupassen.
Bei systemischen Mykosen (z.B. Aspergillose) erfolgt der Nachweis von Pilzmyzelen in Körperhöhlen und/oder Kavernen. Die Proben werden angefärbt (z.B. mit Lactophenolblau) oder im histologischen Schnittbild mithilfe der PAS-Färbung ersichtlich gemacht. Ein alleiniger Nachweis der Erreger ist nicht beweisend für eine Infektion, da Aspergillus spp. auch ubiquitär vorkommt. Bei einer Candidose hingegen gilt ein mikroskopischer Nachweis von Pilzelementen (Pseudomyzel und Blastosporen) in Kombination mit den pathohistologischen Befunden als Beweis für eine Infektion.
Bei Verdacht auf eine Dermatomykose ist ein Hautgeschabsel vorzunehmen, wobei die Proben mit 10%iger Kalilauge aufbereitet und anschließend mikroskopisch beurteilt werden. Ein kultureller Nachweis ist ebenso möglich.
Therapie
Die Wahl der geeigneten Therapie hängt vom Schweregrad der Erkrankung und den jeweiligen Erregern ab. Eine antimykotische Behandlung ist jedoch nur dann möglich, wenn es sich um nicht-lebensmittelliefernde Tiere handelt.
Bei Hobbytieren sowie nicht-lebensmittelliefernden Geflügeln können nach Umwidmung verschiedene Antimykotika angewendet werden, u.a. Thiabendazol und Enilconazol (Aspergillose), Nystatin und Fluconazol (Candidose) und Enilconazol (Dermatomykosen).
Literatur
- Rautenschlein S, Ryll M. 2014. Erkrankungen des Nutzgeflügels. 1. Auflage. Stuttgart: UTB Verlag GmbH. ISBN: 978-3-8252-8565-5
- Siegmann O, Neumann U (Hrsg.) 2012. Kompendium der Geflügelkrankheiten. 7., überarbeitete Auflage. Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. ISBN: 978-84268333-4
- Mayr A, Rolle M. Mayr A (Hrsg.). 2007. Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 8., überarbeite Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1060-7
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