Dermatomykose (Geflügel)
Synonyme: Trichophytie, Rhodotoruliasis, Favus, Kammgrind
Englisch: dermatomycosis
Definition
Als Dermatomykosen bezeichnet man selten auftretende, kontagiöse und chronisch verlaufende Erkrankungen der äußeren Haut beim Geflügel, die vorwiegend beim Huhn vorkommen.
Ätiologie
Dermatomykosen werden durch unterschiedliche Pilze aus der Gruppe der Fadenpilze verursacht:
Gattung | Art |
---|---|
Trichophyton: | |
Rhodotorula: | |
Microsporum: | |
Chryossporum: |
Fadenpilze wachsen bei 37 °C auf unterschiedlichen Pilznährmedien in Form von glatten, runden und rot pigmentierten Kolonien. Eine anschließende Differenzierung kann sowohl morphologisch (makroskopisch und mikroskopisch) als auch durch Fermentations- und Assimilationstests erfolgen.
Epidemiologie
Bei Dermatomykosen handelt es sich um sporadisch auftretende Infektionen, die hauptsächlich über mit Pilzen kontaminierte Einstreu in eine Herde eingetragen werden. In der Regel sind nur einzelne Tiere innerhalb eines Bestandes betroffen. Eine Verbreitung in der Herde findet i.d.R. nur sehr langsam statt.
Pathogenese
Erkrankungen treten infolge von Kontaktinfektionen auf. Als prädisponierend gelten eine vorgeschädigte Haut (z.B. durch Primärinfektionen), Verletzungen sowie eine Immunsuppression.
Aufgrund unterschiedlicher Enzyme sind v.a. Trichophyton-Arten in der Lage, Hautsubstanzen aufzulösen (keratinophil). Diese Pathogene wachsen daher bevorzugt in den verhornten Abschnitten der Haut sowie den unterschiedlichen Hautanhangsgebilden (z.B. Kehllappen).
Klinik
Die Inkubationszeit beträgt vier bis fünf Wochen.
Bei einem Befall mit Microsporum- und/oder Trichophyton-Arten treten die ersten Veränderungen hauptsächlich an den unbefiederten Körperteilen auf, z.B. in der Nähe des Schnabelwinkels, periorbital und an den Kopfanhängen. Hierbei kommt es zu grau-weißen und mehlartigen Belägen. Mit zunehmender Krankheitsdauer breitet sich die Infektion auch auf die befiederten Hautareale aus, sodass es zur Bildung von borkenartigen Krusten und rundlichen Plaques kommt, welche die Federfollikel umschließen und zu Federausfall führen. Die Mykose geht oftmals mit Abmagerung und Leistungsdepression einher.
Bei einer Rhodotoruliasis fallen bei genauerer Aspektion der befiederten Haut schmierig-gelbbraune Hautveränderungen auf.
Pathohistologie
Histologisch zeigen sich bei einer Rhodotoruliasis Hyperkeratosen und entzündlich-ödematöse sowie degenerativ-nekrotisierende Veränderungen der Haut, die mit Infiltrationen zahlreicher heterophiler Granulozyten einhergehen.
Differenzialdiagnosen
- Ektoparasitose (v. a. Milben)
- bakteriell bedingte Dermatitiden
- Pocken (Hautform)
Diagnose
Anhand der klinischen Veränderungen kann eine Verdachtsdiagnose gestellt werden. Diese ist durch den direkten mikroskopischen und/oder kulturellen Erregernachweis abzusichern. Hierfür ist eine mikroskopische Untersuchung eines Hautgeschabsels (nach Aufbereitung mit 10%iger Kalilauge) notwendig.
Therapie
Da bei lebensmittelliefernden Nutzgeflügel keine antimykotische Therapie erlaubt ist, sind stark befallene Tiere tierschutzgerecht zu euthanasieren. Zier-, Wild- und Zoovögel können lokal mit Enilconazol behandelt werden.
Prophylaxe
Durch strikte Hygienemaßnahmen kann eine Erregereinschleppung vermieden werden.
Literatur
- Rautenschlein S, Ryll M. 2014. Erkrankungen des Nutzgeflügels. 1. Auflage. Stuttgart: UTB Verlag GmbH. ISBN: 978-3-8252-8565-5
- Siegmann O, Neumann U (Hrsg.) 2012. Kompendium der Geflügelkrankheiten. 7., überarbeitete Auflage. Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG. ISBN: 978-84268333-4
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