Enilconazol
Handelsname: Imaverol® ad us. vet.
Englisch: enilconazole
Definition
Enilconazol ist ein Imidazol-Derivat, das in der Veterinärmedizin als Antimykotikum bei verschiedenen Pilzinfektionen zum Einsatz kommt.
Chemie
Der chemische Name von Enilconazol ist 1-[2-(2,4-Dichlorophenyl)-2-(2-propenyloxy)ethyl]-1H-imidazol. Die Summenformel lautet C14H14Cl2N2O und das Molekülgewicht beträgt 297,17 g/mol.
Bei Enilconazol handelt es sich um ein Öl, das sowohl in organischen Lösungsmitteln, als auch in Wasser kaum löslich ist. Aufgrund der Lichtempfindlichkeit ist der Wirkstoff vor direkter Lichteinwirkung zu schützen. Die Lagerung sollte bei Raumtemperatur erfolgen.
Wirkmechanismus
Enilconazol ist ein Breitspektrum-Antimykotikum, das v.a. zur äußerlichen Behandlung als Waschlösung zum Einsatz kommt.
Die pharmadynamische Wirkung von Enilconazol wird durch den Imidazolring sowie den Substituenten am C-Atom bestimmt. Die antifungalen Effekte entstehen durch die Syntheseehemmung von Ergosterol, einem Membranlipid der Pilze. Da es zu einer Blockade der 14-Demethylierung von Lanosterol bei Hefe- und Schimmelpilzen kommt, wird die Zellmembran verändert und dadurch die Permeabilität beeinträchtigt. Parallel dazu kommt es zu einer Hemmung der Aufnahme von RNA- und DNA-Bausteinen. Außerdem werden der Fettsäurestoffwechsel und die oxidativen und peroxidativen Enzymsysteme beeinflusst.
Durch die unterschiedlichen Prozesse kommt es zu einer Schädigung der Zellmembran und zum Zelltod. Der Wirktyp ist weitgehend fungistatisch, wobei bei hohen Konzentrationen auch eine fungizide Wirkung nachgewiesen werden kann.
Pharmakokinetik
Aufgrund der äußerst geringen Löslichkeit wird der Arzneistoff nur in geringem Ausmaß absorbiert, sodass bei einer topischen Applikation der Wirkstoff weitgehend lokal begrenzt bleibt.
Indikation
Aufgrund der breitgefächerten antimykotischen Wirkung wird Enilconazol gegen Dermato- und Rhinomykosen eingesetzt.
Das Wirkungsspektrum umfasst nahezu alle veterinärmedizinisch relevanten Pilze sowie einige grampositive Bakterien:
Tierart | Erkrankung | Erreger |
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Hund | Dermatomykose |
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nasale Aspergillose |
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Pferd | Dermatomykose |
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Rind | Dermatomykosen |
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Geflügel | Aspergillose* |
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Zier-, Wild- und Zoovögel | respiratorische Mykosen |
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*CAVE: nicht bei lebensmittelliefernden Tieren zugelassen! |
Dosierung
Enilconazol wird überwiegend topisch angewendet. Der Wirkstoff wird dabei häufig in Form einer 0,2%igen Waschlösung aufgebracht.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Aufgrund der guten Verträglichkeit werden nur äußerst selten lokale Nebenwirkungen beobachtet. Bei intranasaler Applikation können kurzzeitig Niesen und Speicheln auftreten. Bei Vögeln kann es aufgrund der ätzenden Wirkung bei Augenkontakt zu irreversiblen Schäden kommen.
Systemische Nebenwirkungen sind selten.
Wechselwirkungen
Azole hemmen Cytochrom-P450-abhängige Metabolisierungsreaktionen, sodass grundsätzlich auch die Verstoffwechselung anderer Medikamente beeinträchtigt werden kann. Da Enilconazol jedoch nicht systemisch eingesetzt wird, scheinen keine Interaktionen vorzuliegen.
Quelle
- CliniPharm CliniTox. Enilconazol CliniPharm Wirkstoffdaten (abgerufen am 10.09.2021)
Literatur
- Frey HH, Löscher W (Begr.). Löscher W, Richter A (Hrsg.). 2016. Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie für die Veterinärmedizin. 4., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219581-3