Abemaciclib
Synonym: LY2835219
Handelsname: Verzenios®
Definition
Abemaciclib ist ein Arzneistoff aus der Klasse der CDK-Inhibitoren. Er wird zur Behandlung von Frauen mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem, Hormonrezeptor-positivem und HER2/neu-negativem Brustkrebs eingesetzt.
Wirkmechanismus
Abemaciclib hemmt als CDK-Inhibitor selektiv die vermehrte CDK4- und CDK6-Aktivität in Krebszellen. Dadurch verhindert es die Phosphorylierung des Retinoblastom-Proteins und blockiert den Übergang des Zellzyklus von der G1-Phase in die S-Phase. Dies führt zu Seneszenz und Apoptose der Krebszellen und damit zu einer Verlangsamung des Tumorwachstums.
Pharmakokinietik
Abemaciclib wird langsam resorbiert und besitzt eine mittlere Bioverfügbarkeit von ca. 45%. Die Plasmaproteinbindung ist hoch. Der Wirkstoff wird überwiegend hepatisch über CYP3A4-Enzyme metabolisiert und anschließend primär über den Stuhl und z.T. über den Urin ausgeschieden. Die mittlere Plasmahalbwertszeit beträgt 18,3 Stunden.
Indikation
Abemaciclib ist indiziert bei Hormonrezeptor-positivem, HER2/neu-negativem, lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Brustkrebs. Angewendet wird es in Kombination mit einem Aromatasehemmer (z.B. Anastrozol, Letrozol) oder Fulvestrant als initiale endokrine Therapie sowie bei Frauen, die eine vorherige endokrine Therapie erhalten haben.
Bei prä- oder perimenopausalen Frauen sollte die endokrine Therapie mit einem GnRH-Analogon kombiniert werden, um die Östrogensynthese in den Ovarien zu hemmen.
Applikationsform
Abemaciclib ist als Filmtablette in einer Dosierung von 50, 100 und 150 mg erhältlich.
Dosierung
Abemaciclib wird in einer Dosis von 150 mg zweimal täglich oral eingenommen. Bei Auftreten von Nebenwirkungen kann die Dosis angepasst werden.[1] Die Einnahme sollte jeden Tag möglichst zu denselben Uhrzeiten erfolgen, dabei jedoch unabhängig von den Mahlzeiten.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
- Diarrhö
- Übelkeit, Erbrechen
- Appetitlosigkeit
- erhöhtes Infektionsrisiko
- Neutropenie, Leukopenie, Anämie, Thrombozytopenie
- Dysgeusie
- Schwindel
- Alopezie
- Pruritus
- Ausschlag
- Fatigue
- Anstieg der Alanin- und Aspartat-Aminotransferase
- interstitielle Lungenerkrankung (ILD)
- venöse Thromboembolien (z.B. tiefe Venenthrombose, Lungenarterienembolie)
Kontraindikationen
- Schwangerschaft und Stillzeit
- Unverträglichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder sonstigen Bestandteilen (z.B. bei Galaktosämie, vollständiger Laktoseintoleranz oder Glucose-Galactose-Malabsorption)
Wechselwirkungen
Da Abemaciclib überwiegend durch CYP3A4-Enzyme metabolisiert wird, kann die gleichzeitige Anwendung von CYP3A4-Inhibitoren zu einem Anstieg der Plasmakonzentration von Abemaciclib führen. Starke CYP3A4-Inhibitoren (z.B. Clarithromycin, Ketoconazol) sowie der Verzehr von Grapefruit sollten vermieden werden.
Die gleichzeitige Anwendung von CYP3A4-Induktoren (z.B. Carbamazepin, Rifampicin, Johanniskraut) wird nicht empfohlen, da sie ein Absinken der Plasmakonzentration von Abemaciclib bedingen kann.
Zulassung
Abemaciclib ist seit 2017 in den USA und seit 2018 in Europa zugelassen. Die Markteinführung basiert auf den Ergebnissen zweier großer Phase-III-Studien (MONARCH-2, MONARCH-3). In beiden Studien zeigten sich unter Abemaciclib ein verlängertes progressionsfreies Überleben (PFS). In Kombination mit Fulvestrant betrug das mediane PFS 16,4 statt 9,3 Monate (im Vergleich zu Fulvestrant und Placebo), in Kombination mit Letrozol 28,18 statt 14,76 Monate (im Vergleich zu Letrozol und Placebo).
Nutzenbewertung
Die Nutzenbewertung nach § 35a SGB V des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) auf der Basis der Empfehlungen des IQWiG kam bei Abemaciclib in Kombination mit einem Aromatasehemmer zu folgendem Ergebnis:[2]
- Hinweis auf einen geringen Zusatznutzen bei postmenopausalen Frauen als initiale endokrine Therapie gegenüber der zweckmäßgen Vergleichstherapie
- Zusatznutzen nicht belegt bei prä- und perimenopausalen Frauen zur initialen endokrinen Therapie sowie bei Frauen, die zuvor eine endokrine Therapie erhielten
Die Bewertung von Abemaciclib in Kombination mit Fulvestrant ergab folgendes Ergebnis:[3]
- Anhaltspunkt für einen geringen Nutzen bei postmenopausalen Frauen
- Zusatznutzen nicht belegt bei prä- und perimenopausalen Frauen
Kosten
Die Jahrestherapiekosten pro Patient belaufen sich auf ca. 41.000 Euro.
Quellen
- ↑ EMA, Verzenios, Fachinformation, abgerufen am 25.03.2020
- ↑ G-BA A18-72: Abemaciclib in Kombination mit einem Aromatasehemmer, abgerufen am 25.03.2020
- ↑ G-BA A18-73: Abemaciclib in Kombination mit Fulvestrant, abgerufen am 25.03.2020
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