Aromatasehemmer
Synonym: Aromataseinhibitor
Definition
Aromatasehemmer sind Arzneistoffe, die das Enzym Aromatase hemmen. Sie werden zur Behandlung des Mammakarzinoms in der Postmenopause und zur Therapie der Gynäkomastie verwendet.
Wirkmechanismus
Aromatase ist das in Leber, Nebenniere und Adipozyten vorkommende Hauptenzym der Östrogensynthese aus den Hormonen Androstendion und Testosteron. Vor der Menopause zeigt sich die ausgeprägteste Aromataseaktivität in den Ovarien, danach sinkt die Gesamtmenge und -aktivität des Hormons im Körper deutlich. Aromatasehemmer hemmen die Aktivität des Enzyms und senken dadurch den körpereigenen Östrogenspiegel.
Da das Wachstum von Mammakarzinomen (wie das Wachstum des Brustdrüsengewebes) durch Östrogen angeregt wird, bewirkt der Entzug von Östrogen ein vermindertes Wachstum der Tumoren.
Einteilung
Man unterscheidet anhand der Molekülstruktur zwischen steroidalen und nicht-steroidalen Aromatasehemmern. Steroidale Aromatasehemmstoffe wie Exemestan hemmen das Enzym irreversibel, in dem sie eine feste Bindung mit der Aromatase eingehen.
Nicht-steroidale Aromatasehemmer wie Anastrozol hemmen die Östrogensynthese durch kompetitive Hemmung des Enzyms.
Ferner differenziert man selektive und nicht-selektive Aromatasehemmer.
Indikationen
Aromatasehemmer werden bei der Therapie von Mammakarzinomen (Brustkrebs) eingesetzt, denn Östrogen kann über Rezeptoren an der Oberfläche der Krebszellen das Wachstum der Tumorzellen und eine Metastasierung der Tumoren fördern. Durch die Aromatasehemmung kommt es zu einer Hemmung des malignen Zellwachstums. Das Arzneimittel ist auch dann wirksam, wenn eine Therapie mit Antiöstrogenen versagt hat.
Die Arzneistoffe können durch ihr Wirkprofil auch bei Männern zur Therapie der Gynäkomastie eingesetzt werden.
Nebenwirkungen
Selektive Aromatasehemmer beeinflussen keine weiteren Enzyme oder Hormone, entziehen dem Körper jedoch Östrogen, was Nebenwirkungen (UAW) auslösen kann.
Eine im klinischen Alltag relevante UAW ist die im Vergleich zur Tamoxifen-Behandlung häufigere Osteoporose und damit zusammenhängende Schmerzsymptomatik. Hier ist eine Calcium- und Vitamin D-Substitution zu empfehlen.
Es können Sehnenerkrankungen, insbesondere Sehnenentzündungen (Tendinitis), Entzündungen der Sehnenscheide (Tenosynovitis) und Sehnenrupturen auftreten.[1]
Weitere Nebenwirkungen können Übelkeit und Erbrechen, sowie Dyspnoe sein.
Wechselwirkungen
Zeitgleiche Östrogengabe, auch in lokaler Anwendung, kann die Wirkung der Aromatasehemmer stark mindern.
Kontraindikationen
Prämenopausal ist eine Therapie mit Aromatasehemmern nicht indiziert, da hierdurch Wechseljahresbeschwerden hervorgerufen werden können. Einige Aromatasehemmer hemmen darüberhinaus auch nicht die in den Ovarien gebildete Aromatase.
Missbrauch
Aromatasehemmer werden von einigen Sportlern missbräuchlich zur Erhöhung des körpereigenen Testosteronspiegels und damit einhergehender Leistungssteigerung verwendet.
Bodybuilder setzen diese Substanzen darüber hinaus oft zur Bekämpfung der östrogenen Nebenwirkungen von aromatisierbaren anabolen Steroiden ein.
Quellen
- ↑ Summary Safety Review - Third Generation Aromatase Inhibitors (anastrozole, exemestane, letrozole) - Assessing the Potential Risk of Tendon Disorders. Health Canada 17.01.2023, abgerufen am 15.03.2024