Tocopherol: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 20. Januar 2022, 19:10 Uhr
Synonyme: Vitamin E, TCP
Englisch: tocopherol
Definition
Tocopherol ist ein fettlösliches Vitamin, das aus einem Chromanring und einer Isoprenoid-Seitenkette besteht. Vitamin E ist ein Sammelbegriff für acht in der Natur vorkommende Tocopherole (benannt mit: alpha, beta, gamma, delta usw.) Die biologisch aktivste Form ist alpha-Tocopherol.
Funktion
Vitamin E ist ein Bestandteil aller Membranen tierischer Zellen und wirkt dort als Redoxsystem. Es ist ein Antioxidans und schützt empfindliche Stoffe, z.B. mehrfach ungesättigte Fettsäuren, Lipoproteine, Thiolgruppen vor einer Zerstörung durch freie Radikale. Dabei wird Tocopherol selbst oxidiert. Durch Ascorbinsäure kann Tocopherol wieder regeneriert werden. In Verbindung mit Selen (ebenfalls ein Antioxidans) soll Tocopherol die Zellmembran vor Oxidation schützen.
Vitamin E ist unentbehrlich für die normale Funktion der männlichen Keimdrüsen, einen normalen Schwangerschaftsverlauf sowie die Funktionstüchtigkeit von Nervensystem und Muskulatur.
Physiologie
Vitamin E wird zusammen mit Fetten im Dünndarm resorbiert. Die Tocopherylester werden im Dünndarm von Pankreaslipasen und Esterasen der Darmmukosa hydrolysiert. Ca. 30% des mit der Nahrung aufgenommenen α-Tocopherols werden resorbiert, anschließend in Chylomikronen und intestinales VLDL inkorporiert und über das Lymphsystem (z.T. auch über die Pfortader) abtransportiert. Der Transport im Blut gliedert sich wie folgt auf:
- 45-65% im Blutplasma, ausschließlich in den Lipoproteinen. Es findet dabei ein Austausch zwischen allen Lipoproteinfraktionen (VLDL, LDL, HDL) statt.
- 35-55% in den Erythrozyten
- 0,1-0,3% in den Thrombozyten
- 0,03-0,01% in den Leukozyten
Vitamin E wird insbesondere in der Nebennierenrinde und im Fettgewebe gespeichert.
Vorkommen
Tocopherol wird auschließlich von Pflanzen synthetisiert. Die besten Lieferanten sind pflanzliche Öle.
Bedarf
Der tägliche Mindestbedarf liegt bei 6-8 mg. Während der Schwangerschaft, bei Stress und bei Rauchern kann sich der Bedarf bis auf 12-14 mg erhöhen.
Pathophysiologie
Ein Vitamin-E-Mangel ist eher selten, kann jedoch bei Einschränkungen der Fettabsorption auftreten. Da Vitamin E fettlöslich ist, ist die Absorption im Darm von gleichzeitiger Fettaufnahme abhängig.
Sehr selten kommt die genetisch bedingte Vitamin-E-Mangel-Ataxie vor. Ursächlich dafür sind Mutationen im Gen TTPA, das für das α-Tocopherol-Transferprotein codiert.[1]
Ein Vitamin-E-Magel führt zur erhöhten Fragilität der Erythrozyten-Membran und einer verfrühten Zerstörung der Zellen, was eine hämolytische Anämie zur Folge haben kann. Weitere Symptome sind Muskelschwäche und Störungen der Nervenfunktion.
Bei einer Überdosierung von Vitamin E kommt es zur verminderten Aufnahme anderer fettlöslicher Vitamine (Vitamin D, Vitamin K).
2019 gab es in den USA mehrere Fälle von E-Zigaretten-induzierten Lungenschäden (EVALI), die vermutlich durch Vitamin E Zusätze im Dampf getriggert wurden. siehe dazu: ARDS
Labormedizin
Material
Für die Untersuchung werden 2 ml Serum benötigt.
Referenzbereiche
- Kinder:
- Frühgeborene: 1,3-4,9 mg/l
- 1-2 Jahre: 3-9 mg/l
- 13-19 Jahre: 6-10 mg/l
- Erwachsene: 6-10 mg/l
Interpretation
Hypovitaminosen im eigentlichen Sinn sind heute (2021)!fast unbekannt. Erniedrigte Werte können hinweisen auf:
- Malabsorptionssyndrome
- erblich bedingten Mangel an β-Lipoproteinen (Abetalipoproteinämie)
- FIVE (familial isolated vitamin E deficiency): Erbkrankheit, wahrscheinlich mit defektem Gen für das Tocopherol-Transferprotein
- Leberzirrhose
- β-Thalassämie
- hereditäre Sphärozytose
Erhöhte Werte können v.a. im Rahmen der Schwangerschaft auftreten.
Quellen
- ↑ Genetics Home Reference TTPA, abgerufen am 20.05.2016
Laborlexikon.de; abgerufen am 21.05.2021