Vincamin
Synonyme: Vincaminsäuremethylester, (+)-Vincamin, (41S,12S,13aS)-13a-Ethyl-12-hydroxy-2,3,41,5,6,12,13,13a-octahydro-1H-indolo
Synonyme: Vincaminsäuremethylester, (+)-Vincamin, (41S,12S,13aS)-13a-Ethyl-12-hydroxy-2,3,41,5,6,12,13,13a-octahydro-1H-indolo[3,2,1-de]pyrido[3,2,1-ij][1,5]naphthyridin-12-carbonsäuremethylester, (+)-cis-Vincamin
Englisch: vincamine
Definition
Vincamin ist ein pflanzliches Alkaloid aus der Klasse der Vincaalkaloide.
Herkunft
Vincamin wird von Pflanzen der Gattung Immergrün produziert. Als Stammpflanze wird das Kleine Immergrün (Vinca minor) angegeben.
Chemie
Vincamin ist ein alpha-Hydroxycarbonsäureester und besitzt eine Indolstruktur und liegt bei Raumtemperatur als kristalliner, gelblicher Feststoff vor. Es hat die Summenformel C21H26N2O3 und eine molare Masse von 354,44 g·mol-1. Der Schmelzpunkt von Vincamin beträgt 232 °C.
Pharmakologie
Pharmakokinetik
Vincamin wird enteral resorbiert, maximale Plasmaspiegel werden nach 3 bis 7 Stunden erreicht. Die Plasmahalbwertszeit beträgt etwa 6 Stunden und wird durch retardierte Darreichungsformen auf 10 bis 12 Stunden verlängert. Etwa 30 Prozent des im Blutplasma gelösten Wirkstoffs sind an Plasmaproteine gebunden. Die Substanz überwindet die Blut-Hirn-Schranke und besitzt eine starke Affinität zu Proteinen der Hirngewebe. Vincamin wird zum größten Teil metabolisiert und renal ausgeschieden. Nur 5 bis 10 Prozent der resorbierten Wirkstoffmenge werden unverändert ausgeschieden.
Pharmakodynamik
Vincamin ist ein peripher und zentral wirksamer Vasodilatator. Es fördert die Durchblutung und Sauerstoffversorgung des Gehirns. Eine antidementive Wirkung wird diskutiert.
Indikationen
Vincamin wird bei zerebralen Durchblutungsstörungen eingesetzt und kann damit einhergehende Beschwerden (z.B. Schwindel) lindern. Ferner erfolgt eine Anwendung bei Durchblutungsstörungen an Auge oder Innenohr, beispielsweise bei Morbus Menière. Eine Anwendung als Antihypertensivum ist obsolet.
Durchblutungsfördernde Mittel werden häufig ungezielt verordnet, die Effektivität wird kritisch bewertet und kontrovers diskutiert.
Nebenwirkungen
Als unerwünschte Arzneimittelwirkungen können unter anderem auftreten: Diarrhoe, Nausea, Appetitlosigkeit, Agitiertheit, Angst, Hautrötungen.
Wechselwirkungen
Interaktionen sind unter anderem mit Antihypertensiva möglich. Mit Alkohol kann Vincamin ebenfalls wechselwirken. In beiden Fällen ist eine verstärkte Senkung des Blutdrucks möglich.
Kontraindikationen
Vincamin darf nicht angewandt werden bei:
- Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der Hilfsstoffe des jeweiligen Arzneimittels
- frischem Herzinfarkt
- dekompensierter Herzinsuffizienz
- Herzrhythmusstörungen
- schwerer Niereninsuffizienz
- schwerer Hypotonie
- erhöhtem intrakranieller Druck
- Hirntumoren mit erhöhtem intrakraniellem Druck und frischen zerebralen Insulten
- neurologischen oder psychiatrischen Störungen durch zerebrale Hypoxie oder zerebrale Atrophien
- Hypokaliämie
- Hämorrhagien der Retina
- bestehenden Ulzera
- arteriellen Blutungen
- Kindern und Jugendlichen
Eine postnatale Anwendung ist ebenfalls kontraindiziert.
Vorsicht ist geboten bei der Anwendung von Vincamin bei Patienten mit Herzschrittmachern. Diabetiker dürfen Vincamin nur unter strenger Kontrolle der Blutzuckerspiegel anwenden. Während der Schwangerschaft sollte Vincamin nicht angewandt werden.
Toxikologie
Eine Überdosierung von Vincamin kann zu einer Intoxikation führen. Symptome einer Vergiftung können sein:
- kardiovaskuläres System: negativ inotrope und negativ chronotrope Effekte auf die Herzaktivität
- Bradykardie
- Hypotonie
- Herzrhythmusstörungen
- Embryotoxizität (hohe Dosen)
Betroffene Personen sind mittels EKG zu überwachen. Die Behandlung erfolgt durch eine symptomatische Therapie.
Handelspräparate
In Deutschland ist zur Zeit (2017) kein Fertigarzneimittel mit Vincamin im Handel. In der Schweiz steht das Präparat Oxygeron® (Retardkapseln) zur Verfügung.
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