Kleines Immergrün
Englisch: common periwinkle, lesser periwinkle, dwarf periwinkle
Definition
Das Kleine Immergrün ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Immergrüne. Die botanische Bezeichnung lautet Vinca minor.
Eigenschaften
Das Kleine Immergrün ist ein bodendeckender, kriechender Zwergstrauch mit verholzenden Hauptsprossen und immergrünen Laubblättern. Die Laubblätter sind lanzettlich bis elliptisch und 1 bis 2,5 cm breit sowie kahl (Großes Immergrün: Blätter herz- bis eiförmig, am Rand bewimpert). Die Blütenkrone ist blau bis blauviolett gefärbt und weist einen Durchmesser von 2,5 bis 3 cm auf. Die Blütezeit liegt hautsächlich in den Monaten April und Mai, reicht jedoch teilweise bis in den September. Die Pflanze wurde als Archäophyt bereits vor Jahrhunderten in Mitteleuropa eingeführt und zeigt häufig ursprünglich bebautes Gebiet an. Ferner breitet sie sich rasch aus Gartenabfällen aus. Ausbreitung und Vermehrung erfolgen zumeist vegetativ (ungeschlechtlich).
Inhaltsstoffe
Vinca minor produziert zahlreiche sekundäre Pflanzenstoffe mit pharmakologischer Aktivität, in erster Linie Alkaloide mit Indolstruktur. Der Alkaloidgehalt liegt bei 0,15 bis 0,95 Prozent. Unter anderem liefert die Pflanze Vincaalkaloide wie das Vincamin.
Toxikologie
Die Aufnahme von Pflanzenmaterial kann eine Intoxikation bewirken. Toxische Effekte sind unter anderem Hypotonie, kardiovaskuläre Beschwerden, Dyspnoe, Emesis, Diarrhoe, Reizungen der Schleimhäute des Gastrointestinaltrakts und Erytheme. Für die Gesamtalkaloide wird eine mittlere Letaldosis von 24 mg/kg (Tierversuch, Maus) angegeben.
Therapie der Vergiftung
Resorptionsvermindernde Maßnahmen (Aktivkohle, bei Aufnahme großer Mengen Magenspülung) und intensivmedizinische Betreuung (Volumenersatz, ggf. Intubation, künstliche Beatmung, Defibrillation). Bei Bradykardie kann auf Atropin sowie bei tachykarden Arrhythmien auf Lidocain zurückgegriffen werden. Darüber hinaus erfolgt die Therapie symptomatisch.
Immergrünkraut
Das Kleine Immergrün diente als Stammpflanze für die Arzneidroge Immergrünkraut (Herba Vincae minoris).
cave: Zulassungswiderruf! Immergrünkraut wird gemäß AMK-Liste (Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker) als bedenklicher Stoff deklariert und darf nicht zur Anwendung am Menschen in Verkehr gebracht werden. Dies wird durch den Verdacht auf Blutbildschäden bei nicht belegter Wirksamkeit begründet. Weiterhin wird durch Applikation der Arzneidroge und durch Extraktion daraus hergestellter Präparate kein ausreichend hoher Plasmaspiegel an Vincamin erreicht (Pharm. Ztg. 1987). Von diesem Zulassungswiderruf ausgenommen sind homöopathische Zubereitungen.
Literatur
- Jäger et al.: Rothmaler - Exkursionsflora von Deutschland, Bd. 2. Aufl. 20, Spektrum Akadem. Verlag.
- Roth, Daunderer & Kormann: Giftpflanzen - Pflanzengifte, 5. Aufl., Nikol Verlag.