von lateinisch: verruca - Warze, vulgaris - gewöhnlich
Synonyme: Warze, gemeine Warze, vulgäre Warze, Hautwarze
Englisch: common wart
Die Verruca vulgaris, vulgo Warze, ist eine durch humane Papillomaviren verursachte benigne Epithelhyperplasie und die häufigste virusbedingte Warzenart.
Wie die Feigwarzen wird die Verruca vulgaris durch eine Infektion der Epithelzellen mit dem humanen Papillomavirus (HPV) ausgelöst. Zu den häufigsten Erregern zählen HPV-2 und HPV-4. Weitere mögliche Auslöser sind HPV-1, 3, 7, 26-29 und 57. Bei Patienten unter Immunsuppression können auch HPV 75 - 77 pathogenetisch relevant sein.
Die Infektion führt zu einer Proliferation der Epithelzellen, welche die makroskopisch sichtbaren Hautveränderungen erzeugt.
Vulgäre Warzen sind die häufigste Warzenform. Die Durchseuchung mit HPV in der Bevölkerung von Industrieländern wird mit 75-80% angegeben. Besonders häufig sind Kinder, oft aber auch Erwachsene betroffen. Schlachter und Beschäftigte in fleischverarbeitenden Betrieben haben ein erhöhtes Risiko für die Infektion mit HPV-7 (sog. Fleischerwarze).
Abhängig von der Lokalisation und klinischem Typ unterscheidet man folgende Formen:
Bezeichnung | Anmerkungen |
---|---|
Verruca palmaris (Palmarwarze) | Klassische Verruca vulgaris an der Handfläche |
Verruca plantaris (Dornwarze, Myrmecia, Plantarwarze) | Verruca vulgaris an der Fußsohle, schmerzhaft in die Tiefe wachsend |
Mosaikwarze | Entsteht durch Konfluenz einzelner Verrucae plantares, selten an der Hand auftretend |
Verruca filiformis (Pinselwarzen, filiforme Warzen) | Verruca vulgaris mit langem, fadenförmigem Stiel |
Paronychiale Warze | Lokalisation im Nagelbereich, Einwachsen unter die Nagelplatte ist möglich (Verruca subungualis) |
Verrucosis generalisata | Generalisierte HPV-Infektion vor allem bei Immundefekten, zum Teil auch als Synonym für Epidermodysplasie verruciformis verwendet |
Die Viren werden durch eine Kontaktinfektion übertragen. Sie erfolgt entweder direkt von Mensch zu Mensch oder indirekt ("Schmierinfektion") durch kontaminierte Gegenstände (Handtücher, Gegenstände zur Körperpflege etc.). Die Infektion wird durch eine geschwächte Abwehrfunktion oder geringfügige Verletzungen der Haut erleichtert, z.B. bei Durchblutungsstörungen (Akrozyanose) oder bei Mazeration der Haut durch Finger- oder Nagelkauen.
Die Inkubationszeit beträgt bis zu 20 Monaten.
Ein HPV-Infektion kann sich in Abhängigkeit von der Immunreaktion bzw. -kompetenz klinisch sehr unterschiedlich manifestieren. Die Bandbreite reicht von der asymptomatischen Infektion bis zu einem ausgedehnten, beetartigen Warzenbefall.
Warzen können in jeder Lokalisation auftreten, am häufigsten findet man sie aber auf dem Hand- oder Fingerrücken oder an den Knien.
Form und Aussehen der Warzen ist stark von ihrer Lokalisation abhängig. Den Regelfall bilden einzelstehende, über das Hautniveau erhabene, feste, rundliche, meist hautfarbene Papeln, Knoten oder Plaques von wenigen Millimetern Durchmesser. Die Oberfläche weist in der Regel die für Warzen typische, verruköse, zerklüftete, salzkrustenartig geborstene Hornschicht auf. Außerdem können sie zu zusammenhängenden Vegetationen konfluieren. Typisch ist auch das klinsche Bild einer "Mutterwarze", die von mehreren keinen "Tochterwarzen" umgeben ist.
Im Gesicht, speziell um Mund und Nasenlöcher sowie an den Augenlidern, und nahe der Axilla sieht man häufiger filiforme, zumeist auch weichere Läsionen.
Histologisch sieht man eine Hyperplasie des Epithels mit Akanthose und Papillomatose. Gleichzeitig besteht eine verstärkte Verhornung (Hyperkeratose) mit breitflächiger Orthokeratose und Arealen der Parakeratose, letztere bevorzugt über papillären Projektionen gelegen. Die Granularzellschicht erscheint durch klumpiges intrazelluläres Keratohyalin prominent. In den oberflächlichen Zelllagen der Epidermis finden sich aufgetriebene (ballonierte) Keratinozyten, die ein vakuolisiertes Zytoplasma und einen irregulären, hyperchromatischen Zellkern aufweisen. Diese Zellen werden auch als Koilozyten bezeichnet.
Der genaue Befund ist variabel: Verschiedene HPV-Typen können ein voneinander abweichendes histologisches Bild erzeugen.
Ohne Therapie persistieren Warzen für gewöhnlich einige Monate oder Jahre und sind dann spontan regredient. In grösseren Untersuchungen zeigen Warzen bereits nach zwei Monaten in 42% der Fälle eine komplette Rückbildung.[1] Eine Kausaltherapie mit spezifisch gegen HPV wirksamen Virustatika ist zur Zeit (2020) nicht verfügbar. Die möglichen Behandlungsverfahren lassen sich in 3 Gruppen einteilen. Die Therapie ist oft langwierig und unbefriedigend. Unabhängig vom gewählten Behandlungsansatz kommt es bei einem großen Teil der Patienten zu Spontanremissionen.
Die Gefahr einer Infektion mit Warzen kann durch geeignete Hautpflege vermindert werden. Als vorbeugende Maßnahme gegen eine Infektion mit Plantarwarzen hilft das Tragen von Fußbekleidung in öffentlichen Sanitärbereichen.
Fachgebiete: Dermatologie
Diese Seite wurde zuletzt am 9. September 2020 um 18:45 Uhr bearbeitet.
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