Achillessehne
Synonyme: Tendo calcaneus, Tendo calcanei, Tendo musculi tricipitis surae, Tendo Achillis
Englisch: Achilles tendon, calcaneal tendon
Definition
Die Achillessehne ist die stärkste Sehne des menschlichen Körpers. Sie verbindet die wichtigsten Beugemuskeln des Unterschenkels mit dem dorsalen Teil des Fußskeletts und ermöglicht dadurch die Plantarflexion.
Anatomie
Die Achillessehne ist die Ansatzsehne des Musculus triceps surae, der sich aus drei einzelnen Muskeln bzw. Muskelköpfen zusammensetzt:
- Musculus gastrocnemius
- Caput mediale
- Caput laterale
- Musculus soleus
Auch die Fasern der langen Ansatzsehne des Musculus plantaris (von einigen Autoren auch als vierter Kopf des Musculus triceps surae bezeichnet) gehen zu einem Teil in die Achillessehne über.
In Verlängerung der Muskelbäuche zieht die Achillessehne steil nach distal und verjüngt sich dabei, um ca. 4 cm über ihrem Ansatz die schmalste Stelle aufzuweisen. Danach wird sie wieder breiter und setzt etwa in der Mitte der dorsalen Seite des Fersenbeins (Calcaneus) auf der vollen Breite des Tuber calcanei an. Der proximal dieses Ansatzes dicht am Knochen vorbei laufende Sehnenteil wird durch einen Schleimbeutel, die Bursa tendinis calcanei, abgepuffert.
Die Länge der Achillessehne beträgt zwischen 15 und 25 cm, wobei die kraniale Begrenzung der Sehne unscharf ist, da bis fast zu ihrem Ansatz Muskelfasern in die ventrale Seite der Sehne einstrahlen. Die Lücke zwischen der leicht abstehenden Sehne und den darunterliegenden Muskeln bzw. Unterschenkelknochen wird durch Fett- und Bindegewebe ausgefüllt.
Die Achillessehne wird bradytroph durch Diffusion aus den Gefäßen im Peritendineum ernährt. Das Blut stammt überwiegend aus dem Ramus recurrens der Arteria tibialis posterior.
Topographie
Die Sehne befindet sich in der Regio cruris posterior. In unmittelbarer Nähe der Achillessehne laufen die Vena saphena parva und der Nervus suralis.
Funktion
Die Achillessehne ermöglicht in erster Linie die Plantarflexion im oberen Sprunggelenk, d.h. die Beugung des Fußes. Der Musculus triceps surae erwirkt über die Sehne zudem eine Supination im unteren Sprunggelenk. Die Belastbarkeit der Sehne bei diesen Manövern ist groß: Während des Gehens kann das 4-fache des Körpergewichts auf die Sehne einwirken, beim Laufen fast das 8-fache.
Die Wirkung des Musculus plantaris über die Achillessehne ist aufgrund des geringen physiologischen Querschnitts vernachlässigbar. Ihm wird lediglich eine schwache Mitbeteiligung an der Plantarflexion zugeschrieben.
Klinik
Erkrankungen
Mit zunehmendem Alter und bei chronischer Fehl- oder Überbelastung mit wiederholten Mikrotraumen nimmt die Durchblutung der Sehne deutlich ab. Die Folge ist eine Degeneration des Bindegewebes mit einer verminderten Belastbarkeit. Aufgrund ihrer starken mechanischen Beanspruchung ist die Achillessehne dann der Sitz vieler orthopädischer Krankheitsbilder, z.B.:
Die Widerstandsfähigkeit der Achillessehne gegenüber mechanischen Belastungen kann sich zusätzlich im Rahmen von internistischen Krankheitsbildern reduzieren, unter anderem bei chronischer Polyarthritis, Diabetes mellitus, Hypercholesterinämie und Gicht. Zudem können bestimmte Medikamente einen negativen Einfluss auf die Reißfestigkeit der Achillessehne haben, so z.B. Glukokortikoide (systemisch oder als lokale Injektion) und Fluorchinolone.
Regenerationsprozesse nach Verletzungen nehmen aufgrund der bradytrophen Versorgung der Achillessehne in der Regel mehrere Monate in Anspruch.
Reflexprüfung
Im Rahmen der klinischen Untersuchung (Reflexstatus) wird der Achillessehnenreflex kontrolliert, indem ein Schlag mit dem Reflexhammer auf die Achillessehne ausgeübt wird. Bei einem regelrechten Befund erkennt man eine Kontraktion des Musculus triceps surae mit einer deutlichen Plantarflexion. Die motorische Innervation erfolgt über den Nervus tibialis mit einer Verschaltung im Rückenmarkssegment S1.
Funktionstest
Die Funktion der Achillessehne lässt sich mit Hilfe des Thompson-Tests beurteilen: Der Patient befindet sich in Bauchlage, die Füße hängen über die Kante der Untersuchungsliege. Der Untersucher komprimiert mit der Hand kräftig die Wadenmuskulatur, um eine Plantarflexion im Fußgelenk auszulösen. Bei intakter Achillessehne ist diese klar erkennbar. Bleibt die Plantarflexion aus, liegt wahrscheinlich eine Achillessehnenruptur vor.
Trivia
In der Umgangssprache wird der Ausdruck "Achillesferse" als Bezeichnung für einen wunden Punkt einer Person oder eines Systems verwendet. Die Herkunft dieser Redewendung liegt in der griechischen Mythologie: Dort wird beschrieben, der Sagenheld Achilles sei als Kind von seiner Mutter in den Unterweltfluss Styx getaucht worden, um besondere Stärke zu erhalten. Die Stelle an seinen Fersen, an der sie ihn festhielt, blieb jedoch verwundbar und wurde zu seiner einzigen Schwachstelle.
siehe auch: Achillessehnenreflex
Literatur
- Pschyrembel - Achillessehnenruptur], abgerufen am 02.11.2022
- Thermann et al. Die Behandlung der Achillessehnenruptur, Der Orthopäde, 1999
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