Stephanurose (Schwein)
Synonyme: Stephanurus dentatus-Infektion des Schweines, Nierenwurm-Befall des Schweines
Definition
Als Stephanurose des Schweines bezeichnet man eine Infektion mit der Nematoden-Art Stephanurus dentatus beim Schwein.
Erreger
Die Stephanurose der Schweine wird durch Stephanurus dentatus (Nierenwurm des Schweines) verursacht.
Die zur Ordnung der Strongylida zählenden Nematoden sind äußerst plump und haben eine deutliche Mundkapsel. Die Männchen sind ca. 20 bis 30 mm lang und besitzen eine kleine Bursa und zwei gleich lange Spicula (660 bis 1.000 µm). Die Weibchen sind mit 30 bis 45 mm etwas größer als ihre Artgenossen.
Die Eier sind vom Strongylidentyp, dünnschalig, 90 bis 114 x 50 bis 70 µm groß und mit einer großen Zahl (32 bis 64) von Blastomeren durchsetzt.
Vorkommen
Stephanurus dentatus kommt in Europa nicht vor, hat jedoch v.a. in den tropischen und subtropischen Gebieten eine weite Verbreitung (z.B. Südosten der USA, in Regionen Südamerikas, Afrikas, Russlands, Asiens und Australiens).
Entwicklung
Die adulten Würmer leben in Zysten im Nierenfett, im Nierenbecken sowie in der Wand der Ureteren und der Harnblase des Schweines. In seltenen Fällen werden sie auch bei anderen Tierarten (Rind, Esel) gefunden.
Über Zysten, die mit den Harnwegen in direkter Verbindung stehen, gelangen die von den Weibchen produzierten Eier in den Urin und so in die Umwelt. Nach 1 bis 2 Tagen schlüpfen aus ihnen die Erstlarven (L1), aus denen sich wieder binnen 3 bis 5 Tagen die bescheideten und infektiösen Drittlarven (L3) entwickeln.
Eine Infektion erfolgt per os über eine direkte Parasitenaufnahme, über Regenwürmer (Stapelwirte) oder perkutan. Nachdem die Larven oral aufgenommen wurden, erfolgt eine Häutung zur Viertlarve (L4). Diese Larven wandern dann vom Dünndarm über die Pfortader zur Leber. Werden die Larven perkutan aufgenommen, dringen diese in die Lunge sowie in den großen Kreislauf ein. Nach etwa 10 bis 40 Tagen erreichen die Larven die Leber, in der sie bis zu 9 Monate umherwandern können. Im Anschluss druchbrechen sie die Leberkapsel, um über die Peritonealhöhle zu den Nieren zu gelangen. Die Präpatenz beträgt etwa 9 bis 16 Monate.
Irrwandernde Larven gelangen in andere abdominale oder thorakale Organe, wie etwa Milz, Pankreas, Lunge, Herz, Lymphknoten oder sogar ins Rückenmark.
Pathogenese
Die Stephanurose führt zu Schäden in verschiedenen Organen, wobei die schwersten Läsionen in der Leber stattfinden. Diese treten sowohl in der akuten Phase der Larvenwanderung auf, als auch im späteren Verlauf der Erkrankung. Als Ursache hierfür gelten Kapillarschäden mit Thromben sowie die Bildung von Nekrosen und entzündlichen Granulomen. Diese Veränderungen gehen mit einem beträchtlichen Verlust von Parenchymgewebe und nachfolgender Fibrose einher, die interlobulär ausstrahlt und weite Teile der Leber erfassen kann.
Da die Leberveränderungen meist ausgedehnter und diffuser sind als die äußerst klar umgrenzten - durch Ascaris-Larven verursachten "milk spots" (Ascariose) - ist in vielen Fällen bereits eine makroskopische Differenzialdiagnose möglich. Präadulte Würmer können im Nierenparenchym angetroffen werden. Diese sind meist mit einer ausgedehnten interstitiellen Nephritis verbunden. In den Granulomen sind oft Eier in verschiedenen Entwicklungsstadien zu finden.
Klinik
Das klinische Bild einer Stephanurose ist nicht spezifisch: Entwicklungsstörungen, Inappetenz sowie Aszites (bei starker Leberfibrose). Die wirtschaftlichen Schäden entstehen in erster Linie durch Leistungsminderung und Organkonfiskate bei der Schlachtung.
Diagnose
Ein Erregernachweis erfolgt meist post mortem im Zuge der Fleischuntersuchung. Am lebenden Tier können die Parasiten im Urin nachgewiesen werden.
Therapie
Die Stephanurose kann mit verschiedenen Anthelmintika therapiert werden: Levamisol (8 mg/kgKG p.o. oder s.c.) beseitigt ca. 80 % der adulten Nierenwürmer. Als hochwirksam gegen adulte sowie wandernde Stadien in der Leber haben sich jedoch Fenbendazol (10 bis 15 mg/kgKG oder 3 mg/kgKG täglich an 3 Tagen p.o.) sowie Ivermectin und Doramectin (jeweils 0,3 mg/kgKG s.c. bzw. i.m.) erwiesen.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Literatur
- Boch, Josef, Supperer, Rudolf. Veterinärmedizinische Parasitologie. 6. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Parey Verlag, 2005
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