Pharynx
von altgriechisch: φάρυγξ ("pharynx") - Schlund
Synonyme: Schlund, Rachen, Rachenraum
Englisch: pharynx, fauces, gorge
Definition
Als Pharynx bezeichnet man den dorsal von Mund- und Nasenhöhle gelegenen gemeinsamen Atem- und Speiseweg, der sich von der Schädelbasis bis zu Ösophagus und Trachea erstreckt. Er ist ein fibromuskulärer Schlauch von 12-15 cm Länge.
Anatomie
Der Pharynx beginnt kaudal des Os sphenoidale der Schädelbasis und zieht sich schlauchförmig hinter der Nasen- und der Mundhöhle etwa bis zur Höhe des Ringknorpels. Man unterscheidet drei Abschnitte des Pharynx, deren Grenzen jedoch nicht fest definiert sind:
- Epipharynx: oberer Abschnitt bis etwa auf Höhe des Velum palatinum
- Mesopharynx: mittlerer Abschnitt bis etwa zur Spitze der Epiglottis
- Hypopharynx: unterer Abschnitt hinter dem Larynx bis etwa zum Ringknorpel
Die Seitenwände und die Rückwand des Pharynx werden von einer Schicht aus Schlundbogenmuskulatur gebildet, vor allem aus den Musculi constrictores pharyngis superior, medius und inferior. Diese Muskeln werden auch "Schlundschnürer" genannt und gehen nach kaudal in den Ösophagus über. Am Übergang zur Ösophagusmuskulatur bilden sich das Laimer'sche Dreieck und das Killian'sche Dreieck, welche auch klinische Bedeutung haben. Diese Stellen mit reduzierter Muskelfaserschicht können sich ausweiten und zu einem so genannten Zenker-Divertikel werden.
Epipharynx
Synonyme: Nasopharynx, Rhinopharynx, Pars nasalis pharyngis, Nasenrachen, Nasenrachenraum
Im Dach des Pharynx befindet sich die zum Waldeyer-Rachenring gehörige Tonsilla pharyngealis, daneben befindet sich weiteres lymphatisches Gewebe in den seitlichen Wänden des Pharynx, das man daher als Seitenstrang bezeichnet.
Ebenfalls im oberen Bereich des Pharynx mündet im Ostium pharyngeum tubae auditivae die Tuba auditiva - umgeben vom so genannten Torus tubarius. Sie sorgt für einen Druckausgleich zwischen Rachen und Mittelohr. Der Torus tubarius imponiert als bogenförmiger Wulst, der den Tubenausgang von oben umschließt; er geht in einen zweiten, von Muskelfasern des Musculus levator veli palatini aufgeworfenen Wulst, den Torus levatorius über, der im Epipharynx nach kaudal zieht. Im Bereich der Tubenmündung befindet sich auch die paarige Tonsilla tubaria. Hinter dem Torus tubarius befindet sich ein blind endender Recessus pharyngeus (Rosenmüller-Raum), der bei der Sondierung der Tube als Orientierungsmarke gilt.
Mesopharynx
Synonyme: Oropharynx, Pars oralis pharyngis, Mundrachen
Etwa auf Höhe des Oberrandes des Mesopharynx beginnt die konstringierende Pharynxmuskulatur, die sich an die Membrana atlantooccipitalis anschließt; die Muskulatur weist auf ihrer Dorsalseite eine bindegewebige Naht (Raphe) auf.
Im Bereich der Pars oralis steht der Pharynx in offener Verbindung zur Mundhöhle; im Grenzbereich befinden sich die Uvula und die Ränder des weichen Gaumens.
Hypopharynx
Synonyme: Laryngopharynx, Pars laryngea pharyngis, Kehlkopfrachen
Der Hypopharynx erstreckt sich oberhalb und dorsal des Larynx bis zum Oberrand der Cartilago cricoidea, wo er in den Ösophagus übergeht.
Unterhalb der Epiglottis gehen Pharynx und Larynx ineinander über, in diesem Bereich trennen sich auch Speise- und Atemweg.
Gefäßversorgung
Der Rachen wird von folgenden Gefäßen arteriell versorgt:
- Arteria pharyngea ascendens (aus der Arteria carotis externa),
- Arteria thyroidea superior (aus der Arteria carotis externa),
- Arteria thyroidea inferior (aus der Arteria subclavia/Truncus thyrocervicalis),
- Arteria palatina ascendens (aus der Arteria facialis) und
- Arteria palatina descendens (aus der Arteria maxillaris).
Der venöse Abfluss des Pharynx erfolgt über den dorsal gelegenen Plexus pharyngeus direkt oder indirekt in die Vena jugularis interna.
Innervation
Der Pharynx ist stark sensibel innerviert. Als entwicklungsgeschichtliches Derivat der Schlundbögen weist er eine Innervation mit den für die entsprechenden Schlundbogenanteile typischen Nerven auf: Während im oberen Anteil besonders Fasern des Nervus glossopharyngeus (Nervus IX) die Reize weiterleiten, ziehen zu den kaudalen Anteilen des Schlundes vor allem Fasern des Nervus vagus (Nervus X). Sympathisch wird der Pharynx über Fasern der Rami mediales des Ganglion cervicale superius des Truncus sympathicus versorgt.
Situs
Histologie
Der Pharynx ist im oberen Bereich der Pars nasalis mit mehrreihigem hochprismatischen und Kinozilien-tragendem Epithel ausgekleidet. Die Rachenschleimhaut der Pars oralis und die Pars laryngea weist hingegen mehrschichtiges unverhorntes Plattenepithel auf. Sie geht kaudal ohne sichtbare Grenze in die Ösophagusschleimhaut über.
Das Epithel ist einer dünnen Bindegewebeschicht aufgelagert, die von einer Schicht aus quergestreifter Muskulatur umschlossen wird. Diese Muskulatur stammt weitgehend von den Schlundbögen ab und ist deshalb nicht vollständig einer bewussten Steuerung unterworfen (viszeromotorische Innervation).
Funktion
Der Pharynx ist die Verbindung zwischen Nasenhöhle und Trachea sowie zwischen Mundhöhle und Ösophagus. In seinem Bereich überkreuzen sich der Atem- und der Speiseweg.
Um eine Aspiration von Nahrungsbestandteilen zu verhindern, zieht sich beim Schluckakt die Muskulatur des Pharynx zusammen und transportiert die zerkauten Speisen nach kaudal. Daneben wird durch die Kontraktionen die Epiglottis über den Eingang des Larynx gezogen und dieser damit gegen den Pharynx abgedichtet.
Klinik
Der Pharynx ist Ursprungsort der verschiedensten Krankheiten. Neben Tumoren des Epithels und angeborenen Divertikeln sowie Zysten (z.B. Tornwaldt-Zyste) unterliegt der Pharynx als eine der möglichen Eintrittspforten von Erregern vor allem Infektionskrankheiten.
Neben den vergleichsweise harmlosen und häufigen Erkrankungen wie Pharyngitis und Angina tonsillaris stellen besonders obstruierende Erkrankungen wie die Diphtherie eine Bedrohung dar, da sie zur Erstickung führen können.
Quellen
- 3D-Modell Plexus brachialis - Anatomischer Situs; Dr. Claudia Krebs (Faculty Lead) University of British Columbia