Quabain
Handelsname: Strodival
Synonym: g-Strophanthin, Ouabain
Englisch: Ouabain
Definition
Quabain ist ein Herzglykosid, genauer ein Cardenolid, mit positiv inotroper Wirkung auf das Herz.
Vorkommen
Ursprünglich wurde Quabain aus der afrikanischen Pfeilgiftpflanze Strophanthus gratus (Hundsgiftgewächse) extrahiert. Das aus den Samen des Ouabaio-Baum gewonnene Gift wird auch heute noch in Teilen Afrikas zur Jagd als Pfeilgift eingesetzt. Die Annahme, dass die Substanz zudem physiologisch bei Anstrengung in der Nebennierenrinde sezerniert wird, ist mittlerweise umstritten.
Chemische Eigenschaften
Quabain ist ein Glykosid und liegt bei Zimmertemperatur als farbloser, kristalliner Feststoff ohne Geruch vor. Es ist z.B. löslich in Ethanol und 1-Pentanol. Das Molekül besitzt eine Molekülmasse von 584,65 g/mol. Die Summenformel lautet C29H44O12. Das Aglykon – g-Strophanthidin – weist eine Steroidstruktur auf. Die Substanz ist stabil an der Luft, erweist sich jedoch als lichtempfindlich.
Pharmakologie
Als Herzglykosid wirkt Quabain hemmend auf die Natrium-Kalium-ATPase. Gleichzeitig hemmt es die Erregungsleitung und senkt die Herzfrequenz.
In niedrigen Dosierungen soll Quabain die Freisetzung von Stickstoffmonoxid in den Blutgefäßen steigern und einen therapeutisch günstigen Einfluss auf eine Angina pectoris haben.
Toxikologie
Quabain führt in Überdosierung zu einer Intoxikation. Für einen erwachsenen Menschen können intravenös verabreichte Dosen ab etwa 1 mg, perorale Dosen ab etwa 75 mg und rektale Dosen ab etwa 30 bis 40 mg eine potentiell letale Wirkung entfalten. Im Tierversuch erweisen sich 0,15 mg/kg (Katze, i.v.) bzw. 14 mg/kg (Ratte, i.v.) als letal.
Vergiftungen gehen mit Koliken (Colica mucosa), Abdominalschmerzen, Emesis, Diarrhoe, Hypokaliämie, Schock, Atemdepressionen, Bradykardie und Herzrhythmusstörungen (Extrasystolen, Kammerflimmern) einher. Der Tod kann durch Herzversagen infolge von Kammerflimmern eintreten.
Als Gegenmaßnahmen bei Vergiftung kommen resorptionsmindernde Maßnahmen (medizinische Kohle, Magenspülung) sowie bei tachykarden Rhythmusstörungen Kaliumchlorid (unter Kontrolle von EKG und Blutspiegel, alternativ Phenytoin oder Lidocain) in Betracht. Bei bradykarden Rhythmusstörungen kann ein transvenöser Herzschrittmacher indiziert sein.
Anwendung
Bis 1992 wurde g-Strophanthin bei akuter Herzinsuffizienz eingesetzt. Aufgrund der unvorhersehbaren Pharmakokinetik, kontroverser Diskussionen hinsichtlich Wirkung, Wirksamkeit und Wirkmechanismus sowie der Verfügbarkeit besserer Alternativen wird davon heute allerdings abgesehen. So gibt es in der evidenzbasierten Medizin keine Indikation mehr für Quabain.
Oral wird Strophantin in Einzelfällen im Rahmen der Alternativmedizin zur Therapie der Angina pectoris und Prophylaxe des Myokardinfarkts eingesetzt.
Literatur
- Roth, Daunderer & Kormann: Giftpflanzen - Pflanzengifte, 5. Aufl., Nikol Verlag.