Periarrest
von altgriechisch: περί ("peri") - um, herum
von lateinisch: arrestare - ergreifen, verhaften
Synonyme: Peri-Arrest, Periarrestphase
Definition
Der Begriff Periarrest bezeichnet den Zeitraum unmittelbar vor oder nach einem Kreislaufstillstand (Arrest), im klinischen Sinn auch den Zeitraum unmittelbar nach einer erfolgreichen Reanimation. Diese Phase ist von einer hochgradigen Instabilität gekennzeichnet. Die Vitalparameter liegen in einem kritischen Bereich. Ohne effektive Therapiemaßnahmen kann jederzeit ein erneuter Arrest auftreten.
Hintergrund
Der Periarrest ist eine instabile Übergangsphase zwischen noch bestehender Kompensation und beginnender Dekompensation. Der Übergang kann schleichend oder abrupt sein, abhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung.
In der Notfall- und Akutmedizin ist ein wiederholtes Reassessment nach dem xABCDE-Schema wichtig, um neu auftretende Probleme frühzeitig zu erkennen und sofort zu behandeln. 12-Kanal-EKG, Notfallsonographie und eine fokussierte körperliche Untersuchung geben Hinweise auf potenzielle Ursachen der Zustandsverschlechterung.
Einteilung
Der Periarrest lässt sich weiter unterteilen in:
- Präarrest: Schwere Vitalfunktionsstörung, die mit hoher Wahrscheinlichkeit in einen Kreislaufstillstand übergeht
- Postarrest: Phase nach Rückkehr des Spontankreislaufs (ROSC) mit instabilen Vitalparametern und Risiko eines erneuten Arrests.
Symptome
Die klinischen Zeichen eines Periarrests sind variabel und hängen stark von der zugrunde liegenden Ursache ab, Sie folgen jedoch meist einem erkennbaren Muster akuter Instabilität. Häufig zeigt der Patient eine zunehmende Hypotonie mit systolischen Blutdruckwerten unter 90 mmHg, kombiniert mit Tachykardie/Bradykardie oder abrupten Rhythmuswechseln.
Viele Patienten wirken zunehmend dyspnoisch, atmen schneller oder flacher und entwickeln eine respiratorische Erschöpfung. Parallel verändern sich Vigilanz und Verhalten, von Unruhe über Verwirrtheit bis hin zur beginnenden Somnolenz.
Der Hautbefund liefert häufig weitere Hinweise: Eine kaltschweißige, marmorierte, schlecht durchblutete Haut mit verlängerter Rekapillarisierungszeit (> 3 s) spricht für ein hämodynamisches Versagen. Neu auftretende Thorax- oder Abdominalschmerzen können ein kardiovaskuläres oder akutes abdominelles Geschehen andeuten. Präsynkopen oder kurze Kollapsereignisse sind nicht selten weitere Anzeichen.
Aus diesen Zeichen und weiteren Beobachtungen leitet sich ein klinischer Gesamteindruck ab.
Ursachen
Häufige Auslöser eines Periarrests sind:
- kreislaufrelevante Tachykardien (ventrikuläre Tachykardie, schnelle supraventrikuläre Tachykardien)
- ausgeprägte Bradykardien (z. B. höhergradige AV-Blockierungen)
- akute Myokardischämie
- Hypoxie und respiratorische Dekompensation
- Lungenembolie
- Aortendissektion
- Perikardtamponade
- Spannungspneumothorax
- schwere Hypovolämie bis zur Exsanguination
- metabolische oder toxische Entgleisungen (Hyperkaliämie, Intoxikationen, metabolische Azidose)
Therapie
Das therapeutische Vorgehen richtet sich nach der auslösenden Ursache und der klinischen Symptomatik. Es umfasst das einschlägige Instrumentarium der Notfall- und Intensivmedizin, u.a. Atemwegssicherung, Beatmung, Sauerstoffgabe und Volumentherapie. Übergeordnete Ziele sind die Stabilisierung des Patienten und die Verhinderung eines Arrests bzw. Rearrests.
Literatur
- European Resuscitation Council: Kreislaufstillstand unter besonderen Umständen bei Erwachsenen 2025, abgerufen am 08.12.2025
- Kraft et. al., Periarrestrhythmen – ein schmaler Grat. Teil I: der bradykarde Periarrest, Der Notarzt 2024, Thieme-Verlag, abgerufen am 08.12.2025
- Rusnak etl al., Periarrestrhythmen – ein schmaler Grat. Teil II: der tachykarde Periarrest, Der Notarzt 2024, Thieme-Verlag, abgerufen am 08.12.2025
- European Resuscitation Council: Lebensrettende Maßnahmen bei Kindern (Paediatric Life Support, PLS), abgerufen am 08.12.2025