Akutmedizin
Englisch: acute medicine
Definition
Die Akutmedizin befasst sich mit der schnellen Erstversorgung, Diagnostik und Stabilisierung akuter, potenziell lebensbedrohlicher Erkrankungen oder Verletzungen. Typisches Arbeitsumfeld der Akutmedizin sind die Notaufnahme, Intensivstation und der Schockraum.
Hintergrund
Der Begriff Akutmedizin entstand in den 2000er-Jahren in Großbritannien und war dort zunächst stark durch die Innere Medizin geprägt. Seit 2017 existiert im Vereinigten Königreich die eigenständige Fachweiterbildung „Acute Internal Medicine“, die auf die strukturierte Versorgung komplexer, akut erkrankter internistischer Patienten ausgerichtet ist.
In Deutschland ist die Akutmedizin als Fachkompetenz interdisziplinär etabliert und wird überwiegend durch die Fachabteilungen Innere Medizin, Anästhesiologie und Unfallchirurgie getragen.
In interdisziplinären Notaufnahmen müssen Ärzte der Akutmedizin auf eine Vielzahl an Erkrankungen und Verletzungen vorbereitet sein, von internistischen, neurologischen und chirurgischen Notfällen bis zu pädiatrischen und geburtshilflichen Akutsituationen.
Mit dem Gesetz zur Reform der Notfallversorgung (NotfallG) wird die Akutmedizin als fachlicher und organisatorischer Pfeiler der klinischen Notfallversorgung gestärkt. Künftig sollen in Notaufnahmen rund um die Uhr ausgebildete Akutmediziner vorgehalten werden, um eine Versorgung auf hohem Niveau zu gewährleisten.
Abgrenzung
Die Notfallmedizin ist primär auf die präklinische Versorgung akuter, lebensbedrohlicher Situationen (z. B. Rettungsdienst, Notarzt-Einsätze) fokussiert.
Die Akutmedizin geht darüber hinaus:
- Sie umfasst diagnostische und therapeutische Entscheidungen innerhalb der Klinik (Notaufnahme, Intensivstation, Schockraum).
- Sie nutzt ein erweitertes Set von Point-of-Care-Untersuchungen und apparativer Diagnostik.
- Sie gewährleistet die koordinierte Weiterleitung an spezialisierte Fachbereiche.
Zusatzweiterbildung
Seit 2018 gibt es in Deutschland die Zusatzweiterbildung „Klinische Akut- und Notfallmedizin“, die offiziell in die Musterweiterbildungsordnung (MWBO) der Bundesärztekammer aufgenommen wurde.
- Ziel: Ärztinnen und Ärzte für die strukturierte Erstversorgung und die interdisziplinäre Koordination von Notfällen innerhalb der Klinik zu qualifizieren
- Inhalte: Reanimation, interdisziplinäre Notfallversorgung, Schockraumversorgung, Notfallsonografie, Triage und interprofessionelle Zusammenarbeit
Literatur
- Bundesärztekammer: Musterweiterbildungsordnung – Zusatzweiterbildung Klinische Akut- und Notfallmedizin (2018, aktualisiert 2020)
- DIVI: Positionspapier Notfallmedizin in Klinik und Präklinik (2022)
- Trimble M. So you want to be an Acute Physician. Acute Internal Medicine. 2017;12:PMCID: PMC5324194 PMID: 28298723.