Schockraum
Synonym: Reanimationsraum
Definition
Unter einem Schockraum versteht man einen speziellen Behandlungsraum innerhalb eines Krankenhauses, in dem die Erstversorgung schwerverletzter und polytraumatisierter Patienten stattfindet. Er befindet sich meist innerhalb der Notaufnahme einer Klinik.
Hintergrund
In europäischen Krankenhäusern werden im Schockraum in der Regel nur Patienten mit einem Polytrauma oder sonstigen schweren Verletzungen behandelt. Die weitere Versorgung erfolgt in der Chirurgie oder Unfallchirurgie. Internistische oder neurologische Notfälle (z.B. Herzinfarkt oder Schlaganfall) werden typischerweise nicht im Schockraum erstversorgt. Dies ist ein wichtiges Unterscheidungskriterium zu dem in US-amerikanischen Kliniken bekannten Emergency Room, in den grundsätzlich alle notfallmäßig eingelieferten Patienten vor der Verlegung auf die spezialisierte Station gebracht werden.
Versorgungsfokus
In einem Schockraum arbeitet medizinisches Fachpersonal verschiedener Fachrichtungen zusammen. Es geht dabei zunächst um die Überprüfung und gegebenenfalls Wiederherstellung der Vitalfunktionen des Patienten. Sollte ein Schockzustand vorliegen, kann dieser vor Ort durch entsprechende Medikamente oder Infusionen behandelt werden. Auch kleine, sofort notwendige Eingriffe (Thoraxdrainage oder Luftröhrenschnitt) können im Schockraum durchgeführt werden, was entsprechend hohe hygienische Anforderungen mit sich bringt. Letztlich gehört auch die apparative Überwachung des Notfallpatienten zum Prozedere in einem Schockraum.
Vorgehen
Die meisten Schockräume arbeiten nach dem ABCDE-Schema, und haben nicht nur den Algorithmus öffentlich ausgehängt, sondern auch das Material und Untersuchungsgeräte den entsprechenden Buchstaben (in z.B. Schränken) zugeordnet.
Es gibt einen klar definierten Schockraumleader bzw. Traumaleader, der die Koordination der einzelnen Handlungen übernimmt und den Gesamtüberblick über den Zustand des Patienten behält.
Schockraumindikationen
Das Schockraumteam sollte in folgenden Situationen aktiviert werden:[1]
- A/B-Problem: Atemstörungen (SpO2 < 90 %) bzw. erforderliche Atemwegssicherung; Atemfrequenz < 10 oder > 29
- C-Problem: systolischer Blutdruck < 90 mmHg; Herzfrequenz >120/min; Schockindex > 0,9; positiver eFAST
- D-Problem: GCS ≤ 12
- E-Problem: Hypothermie < 35,0 °C
- instabiler Thorax
- mechanisch instabile Beckenverletzung
- Vorliegen von penetrierenden Verletzungen der Rumpf-Hals-Region
- Amputationsverletzung proximal der Hände/Füße
- Sensomotorisches Defizit nach Wirbelsäulenverletzung
- prähospitale Intervention (erforderliche Atemwegssicherung, Thoraxentlastung, Katecholamingabe, Perikardiozentese, Tourniquet-Anlage)
- Frakturen von 2 oder mehr proximalen großen Röhrenknochen
- Verbrennungen > 20 % und Grad ≥ 2b
- (Ab)Sturz aus über 3 Metern Höhe
- Verkehrsunfall mit Ejektion aus dem Fahrzeug oder Fraktur langer Röhrenknochen
- bei geriatrischen Patienten nach relevantem Trauma und einem der folgenden Parameter: systolischer Blutdruck < 100 mmHg, bekanntes oder vermutetes Schädel-Hirn-Trauma und GCS ≤14, zwei oder mehr verletzte Körperregionen
Quellen
um diese Funktion zu nutzen.