AV-Block 3. Grades
Synonym: Totaler AV-Block
Definition
Ätiologie
- Ischämische Herzkrankheit: akuter Myokardinfarkt, KHK
- Medikamentös-toxisch: Digitalis, Betablocker, Kalziumkanalblocker, Antiarrhythmika
- Elektrolytstörungen wie z.B. Hyperkaliämie
- Myokarditiden: viral, Lyme-Karditis (Borreliose)
- infiltrative/systemische Erkrankungen: Amyloidose, Sarkoidose, Hämochromatose
- postoperativ/postinterventionell z.B. nach Aortenklappenersatz, Ablationen oder anderen Eingriffen am Herzen
Pathophysiologie
Die Überleitung zwischen Vorhof und Kammer ist vollständig blockiert. Vorhof und Kammer schlagen unabhängig voneinander. Es bildet sich ein Kammerersatzrhythmus aus, der jedoch in der Regel nicht ausreichend ist.
EKG-Befund
Zwischen P-Wellen (Vorhoferregung) und QRS-Komplexen (Kammererregung) besteht kein Zusammenhang. Sie folgen als Ausdruck einer unkoordinierten Herzaktion wahllos aufeinander. Die Kammer kontrahiert mit einem vom Sinusknoten unabhängigen Ersatzrhythmus.
Die Form der QRS-Komplexe gibt Aufschluss über die Lokalisation des AV-Blocks und die Herkunft des Ersatzrhythmus. Bei schmalen QRS-Komplexen liegt die Blockade auf Höhe des AV-Knotens. Der distale AV-Knoten übernimmt dann die Schrittmacherfunktion.
Breite QRS-Komplexe sprechen für eine Blockade distal des AV-Knotens. Der Ersatz-Schrittmacher für die Kammerkontraktion liegt dann in der Herzkammer (z.B. His-Bündel) selbst.
Therapie
Ein AV-Block 3. Grades wird nach Stabilisierung des Patienten in der Regel durch die Implantation eines permanenten Herzschrittmachers behandelt.
In der Akutsituation liegt häufig eine hämodynamische Instabilität vor, die medikamentös mit Adrenalin therapiert wird. Die Gabe von Atropin wird zwar von einigen Autoren postuliert, ist aufgrund des Wirkmechanismus auf Vorhofebene aber in der Regel ohne Erfolg. Bis zur endgültigen Schrittmacherversorgung kann vorübergehend ein transkutaner Schrittmacher (mit notwendiger Analgosedierung) oder ein transvenöser Schrittmacher eingesetzt werden.