Aortenklappenersatz
Englisch: aortic valve replacement
Definition
Als Aortenklappenersatz bezeichnet man das Ersetzen der Aortenklappe durch eine Endoprothese.
Indikation
Es gibt grundsätzlich zwei Indikationen für den Aortenklappenersatz - die Aortenstenose und die Aorteninsuffizienz.
Aortenstenose
Eine Aortenstenose sollte dann durch Aortenklappenersatz behandelt werden, wenn die Stenose eine Symptomatik (Herzinsuffizienz) verursacht. Bei asymptomatischen Patienten mit einem Druckgefälle von über 50 mmHg zwischen linkem Ventrikel und Aorta ascendens besteht ebenfalls eine Indikation zur Operation, da auch bei asymptomatischen Patienten spontan potentiell tödliche Arrhythmien entstehen können.
Aorteninsuffizienz
Eine Indikation für den Aortenklappenersatz besteht bei der Aorteninsuffizienz bei einsetzender Einschränkung der Belastbarkeit des Patienten. Bei asymptomatischen Patienten ist der Klappenersatz bei hoher Volumenbelastung des linken Ventrikels mit resultierender Herzinsuffizienz durchzuführen. Ein dringlicher Grund für den Aortenklappenersatz ist eine medikamentös nicht therapierbare und die Funktion der Aortenklappe beeinträchtigende Endokarditis.
Vorgehen
Die Aortenklappe wird in der Regel über eine mediane Sternotomie zugänglich gemacht. Der Eingriff findet unter Kardioplegie und extrakorporaler Zirkulation statt. Zur Darstellung der Aortenklappe wird der aufsteigende Teil der Aorta quer eingeschnitten.
Die erkrankte Klappe wird vom Klappenring abgetrennt, bestehende Verkalkungen in der Umgebung der Klappe werden entfernt. Die neue Klappe wird nach dieser gründlichen Reinigung der Umgebung mit verstärkten Einzelnähten in den Klappenring eingebracht.
Minimalinvasive Methoden
Alternativ zur klassischen Sternotomie kann die Sternotomie partiell erfolgen, sodass die Operationswunde kleiner ist. Das weitere Vorgehen entspricht der klassischen Methode.
Auch die minimalinvasive Implantation einer künstlichen Aortenklappe mittels eines Katheters ist möglich. Bei der Transkatheter-Aortenklappenimplantation wird die erkrankte Klappe belassen und durch das Implantat verdrängt.
Weitere OP-Varianten
- David-Operation: Ersatz der Aortenbasis durch Gefäßprothese und Reimplantation der rekonstruierten, alten Aortenklappe in die Prothese
- Ross-Operation: Entfernung der Aortenklappe und Ersatz dieser durch die Pulmonalklappe des Patienten. Die Pulmonalklappe wird dann durch ein Homograft ersetzt.
- Bentall-Operation: Ersatz von Aortenklappe, Aortenwurzel und Aorta ascendens
Aortenklappenprothese
Für den Klappenersatz gibt es geeignete mechanische und biologische Klappenprothesen.
Mechanische Klappen sind voll funktionsfähig, erfordern jedoch für den Rest des Lebens eine Antikoagulation mit Cumarin-Derivaten. Diese sind bei jüngeren Patienten (unter 60 bis 65 Jahre) aufgrund ihrer längeren Haltbarkeit bevorzugt. Biologische Prothesen können aus dem Perikard oder der Hirnhaut von Schwein, Rind und Pferd hergestellt werden. Sie haben eine Lebensdauer von ca. 10-15 Jahren. Eine biologische Aortenklappe wird deshalb typischerweise bei älteren Patienten (über 65 bis 70 Jahre) oder bei Patienten, bei denen eine langfristige Antikoagulation vermieden werden soll, empfohlen.
Nahezu optimal sind Klappen von menschlichen Leichenspendern, die jedoch nur in sehr begrenzter Anzahl zur Verfügung stehen. Ein weiteres interessantes und vermehrt angewendetes Konzept ist die Verwendung von Autografts aus pulmonalen Gefäßen.
Ergebnisse
Ein Jahr nach Aortenklappenersatz leben ca. 90 % der Patienten. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei 75 %. Die Mortalität während der Operation beträgt 1 bis 4 %. Neben allgemeinen Komplikationen des chirurgischen Eingriffes kommt es selten zur Schädigung des kardialen Reizleitungssystems mit einem daraus resultierenden kompletten AV-Block.
siehe auch: Aortenklappenrekonstruktion, Herz, Herzklappe