Synonym: endovaskulärer Aortenklappenersatz
Englisch: transcatheter aortic-valve implantation, TAVI
Als Transkatheter-Aortenklappenimplantation, kurz TAVI, bezeichnet man die minimal-invasive Implantation einer künstlichen Aortenklappe mittels eines Katheters. Die Methode wird in erster Linie bei Patienten eingesetzt, die sich keiner offenen kardiochirurgischen Operation unterziehen können. Die TAVI ist ein Verfahren der interventionellen Kardiologie.
Eine TAVI wurde erstmals im Jahr 2002 durch den französischen Kardiologen Alain Cribier und Kollegen durchgeführt. Seitdem zeigt der minimal-invasive Herzklappenersatz stark steigende Fallzahlen – insbesondere unter Patienten, bei denen eine Operation in Kardioplegie zu risikoreich wäre. Die zunehmende Ausweitung der TAVI auf andere Patientengruppen wird kritisch diskutiert.
Die TAVI ist ein katheterbasiertes Verfahren, bei dem der Katheter in der Regel transfemoral, d.h. über die Arteria femoralis eingebracht wird. Ist die Arteria femoralis nicht geeignet, kann alternativ die Arteria subclavia verwendet werden. In manchen Fällen (z.B. bei schwerer Arteriosklerose der Aorta) ist ein transapikaler Zugang über einen kleinen Schnitt in der Herzspitze (Apex cordis) notwendig. Eine TAVI kann sowohl in Lokal- als auch in Allgemeinanästhesie duchgeführt werden.[1]
Die neue Aortenklappe wird an einem Drahtgerüst befestigt und durch den Katheter im Herzen in Position gebracht. Sobald die neue Herzklappe sich in adäquater Position befindet, wird sie entfaltet und am Klappenring fest verankert. Dieser Vorgang entfernt die körpereigene Aortenklappe nicht, sondern verdrängt sie durch das Implantat. Unterschieden werden grundsätzlich zwei Arten von Klappen: selbstexpandierende Klappen und Klappen, die mittels Ballon dilatatiert werden.
Vor Beginn einer TAVI müssen diverse apparative Untersuchungen durchgeführt werden:
Bei einem TAVI-Eingriff sollte zu jedem Zeitpunkt ein herzchirurgisches Stand-By bestehen, um im Notfall die offen-herzchirurgische Operation durchführen zu können. Um diesen Umstand gewährleisten zu können, sollten Patienten nur in einem Hybrid-Operationssaal mit einer TAVI versorgt werden.
Trotz der raschen Verbreitung des Verfahrens existieren nur wenige Studien zum Langzeitoutcome der Patienten. Im direkten Vergleich ist die TAVI bislang nicht mit einem konventionellen Aortenklappenersatz gleichzusetzen. In einer Metaanalyse von 31 klinischen Studien mit über 13.000 Patienten lag die 30-Tage-Mortalität der TAVI bei 8,4 %. Die Überlebensrate nach 1, 2, 3, 5 und 7 Jahren lag bei 83 %, 75 %, 65 %, 48 % und 28 %.[2]
Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) hat sich im Jahr 2016 erneut zum TAVI-Verfahren positioniert und Behandlungsempfehlungen publiziert.[3] Die Indikation ist abhängig vom Lebensalter sowie vom EuroSCORE und STS-Score des Patienten. Bei Patienten mit einem Lebensalter über 85 Jahren und der Notwendigkeit eines Aortenklappenersatzes besteht grundsätzlich die Indikation zur TAVI.
Neuere Studien (2019) zeigen auch bei Patienten mit niedrigem operativen Risikoprofil einen Vorteil der TAVI gegenüber der chirurgischen Operation.[4] Aufgrund der hohen Kosten der TAVI bleibt es allerdings abzuwarten, ob sie sich zeitnah flächendeckend etablieren wird.[5]
Tags: Aortenklappenersatz
Fachgebiete: Kardiologie
Diese Seite wurde zuletzt am 3. Februar 2022 um 09:20 Uhr bearbeitet.
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