STS-Score
Synonyme: Society of Thoracic Surgeons Risk Score, Society of Thoracic Surgeons Predicted Risk of Mortality Score
Definition
Der STS-Score, kurz für Society of Thoracic Surgeons-Score, wird zur Vorhersage der perioperativen Morbidität und Mortalität erwachsener Patienten bei herzchirurgischen Eingriffen angewendet.
Hintergrund
Der STS-Score berücksichtigt zahlreiche präoperative, operative und patientenbezogene Variablen. Er gehört zu den international am weitesten verbreiteten Risikoscores und wird insbesondere bei koronaren Bypassoperationen, Eingriffen an der Aorten- oder Mitralklappe und kombinierten Eingriffen eingesetzt.
Der Score kann auf der Website der Society of Thoracic Surgeons abgerufen werden. Die zugrundeliegenden Modelle werden quartalsweise mit den neuesten Daten aus der Adult Cardiac Surgery Database (ACSD) aktualisiert.
Eingaben
Abgefragte Variablen sind:
- Art der Operation
- Dringlichkeit (z.B. elektiv, dringlich oder Notfall)
- Demographische Angaben (Alter, Geschlecht, Körpermaße, ethnischer Hintergrund)
- Laborwerte (z.B. Kreatinin, Hämatokrit, Thrombozytenzahl)
- Komorbiditäten (u.a. Diabetes, COPD, Lebererkrankung, Nierenfunktionsstörung, Herzinsuffizienz, Voroperationen)
- Vormedikation (z.B. präoperative Antikoagulation, inotropiesteigender Medikation)
- kardialer Status (z.B. Ejektionsfraktion, Arrhythmien, Klappenerkrankungen, KHK)
Ausgaben
Der STS-Score berechnet die Wahrscheinlichkeit postoperativer Ereignisse innerhalb von 30 Tagen, wie z.B.
- Mortalität
- Major-Morbiditäten (z.B. Schlaganfall, akutes Nierenversagen, prolongierte Beatmung)
- Kombinationen von Mortalität und Morbidität
Das Ergebnis kann tabellarisch dargestellt, als PDF exportiert oder ausgedruckt werden, sodass eine direkte Einbindung in Aufklärungsgespräche und klinische Entscheidungsprozesse erleichtert werden.
Vorteile
Der STS-Score kann die ärztliche Entscheidungsfindung unterstützen, die Patientenaufklärung objektivieren und die interdisziplinäre Diskussion (z.B. im Heart-Team) strukturieren. Für das medizinische Personal bietet er eine standardisierte, evidenzbasierte Einschätzung, die in Kombination mit klinischer Expertise und individuellen Patientenpräferenzen zu einem fundierten Entscheidungsprozess beiträgt.
Nachteile
Trotz seiner hohen Validität ist der STS-Score kein Ersatz für die individuelle klinische Beurteilung. Wichtige Einschränkungen sind:
- Einzelne Risikofaktoren (z.B. Geschlecht oder ethnischer Hintergrund) dürfen nicht isoliert als Entscheidungskriterium genutzt werden.
- Unvollständige oder unsichere Eingaben werden zwar verarbeitet, können die Aussagekraft jedoch einschränken.
- Das Tool ist auf erwachsene Patienten zugeschnitten und berücksichtigt keine spezifischen Besonderheiten bei pädiatrischen Patienten oder seltenen Eingriffen.
Weblink
Literatur
- Luc et al.: Predicting operative mortality in octogenarians for isolated coronary artery bypass grafting surgery: a retrospective study. BMC Cardiovascular Disorders, 2017
- Hassan et al.: Assessing operative mortality risk in cardiothoracic surgery: analysis of STS scores – a retrospective study. The Cardiothoracic Surgeon, 2025