Kammerersatzrhythmus
Synonyme: Kammerautonomie, ventrikulärer Ersatzrhythmus
Englisch: ventricular escape beat
Definition
Der Kammerersatzrhythmus ist eine schwerwiegende Herzrhythmusstörung, die nach Blockade oder Ausfall der übergeordneten Schrittmacherzentren auftritt. Im konkreten Fall sind dies der Sinusknoten und der Atrioventrikularknoten. Es handelt sich um eine lebensgefährliche kardiologische Krisensituation.
Hintergrund
Unter physiologischen Bedingungen ist der Sinusknoten der zentrale und autonome Taktgeber des Erregungsleitungssystems des Herzens. Er gibt seine Erregung als Erstes ab, was zu einer Herzfrequenz von 60 bis 80 Schlägen pro Minute führt. Das nächste untergeordnete Erregungszentrum ist der Atrioventrikularknoten (AV-Knoten). Er ist im Falle eines Ausfalls des Sinusknotens zur selbstständigen Erregungsbildung mit einer Frequenz von 40 bis 60 Schlägen pro Minute fähig.
Im Normalfall gelangt die Erregung vom Sinusknoten über den AV-Knoten weiter über die His-Bündel, die Tawara-Schenkel und schließlich die Purkinje-Fasern zum Arbeitsmyokard des Ventrikels.
Fällt der Sinusknoten aus, übernimmt zunächst der AV-Knoten die Taktung des Herzens. In diesem Fall bringt es das Herz dann auf die o.a. 40 bis 60 Schläge pro Minute. Fällt auch der AV-Knoten aus, kontrahieren die Ventrikel ebenfalls autonom. Die Vorhöfe und Ventrikel arbeiten dann unabhängig voneinander und erreichen nur noch eine Frequenz von etwa 20 bis 40 Schlägen pro Minute. Eine effektive Kreislauffunktion ist in diesem Fall nicht mehr möglich.
Symptome
Grundlage der Symptomatik ist das verminderte Herzminutenvolumen (HMV). Die Organe werden mit deutlich weniger Blut versorgt, als dies normalerweise der Fall ist. Typische Symptome sind:
- Schwindel
- Synkopen
- Bewusstseinsstörungen
- Atemnot
- Müdigkeit
- Übelkeit
- Schweißausbrüche (v. a. kalter Schweiß auf der Stirn)
- Parästhesien in Armen und Beinen
- Todesangst
- Angina pectoris
- Kopfschmerzen
Diagnostik
- Beurteilung der gesamten Symptomatik
- Pulsmessung: sehr langsamer und arrhythmischer Puls (Bradyarrhythmie)
- EKG: verbreiterter QRS-Komplex, Vorhofferregung (P-Wellen) und QRS-Komplexe unabhängig voneinander, Bradykardie
Therapie
Notfallmedizinisch ist die sofortige Erhöhung der Herzfrequenz anzustreben, um eine angemessene Blutversorgung des gesamten Organismus wiederherzustellen. Dies geschieht in der Regel durch einen transkutanen Schrittmacher.
Als Dauertherapie ist die Implantation eines Herzschrittmachers meistens unverzichtbar.