Mannitol
Synonyme: Mannit; (2R,3R,4R,5R)-Hexan-1,2,3,4,5,6-hexol
Handelsname: Osmitrol®, Osmofundin®, Osmosteril®
Englisch: mannitol
Definition
Mannitol ist der hydrophile Zuckeralkohol der Mannose und stark osmotisch wirksam.
Chemie
Mannitol hat die Summenformel C6H14O6 und eine molare Masse von 182,17 g/mol.
Die quantitative Analyse von Mannitol erfolgt mittels der Periodatometrie, die chemisch auf der Malaprade-Spaltung beruht. Hierbei wird Mannitol mit Natriummetaperiodat (NaIO4) im Überschuss versetzt, wobei pro Molekül Mannitol 4 Moleküle Ameisensäure und 2 Moleküle Formaldehyd gebildet werden. Die quantitative Bestimmung erfolgt über Titration der entstandenen Ameisensäure.
Heutzutage ist die periodatometrische Bestimmung größtenteils durch HPLC-Analyse verdrängt.[1]
Wirkmechanismus
Die diuretische und abführende Wirkung beruht überwiegend auf der osmotischen Aktivität des Mannitols. Mannitol wird tubulär kaum rückresorbiert. Der erhöhte osmotische Druck im Tubulussytem sorgt durch die geringere Wasserrückresorption aus dem Primärharn. In der Folge kommt es zu einer Entwässerung (osmotische Diurese).
Mannitol induziert durch Zunahme der Plasmaosmolalität auch für eine Rückverteilung von Wasser aus dem Extrazellulärraum in den Intravasalraum. Dadurch sinken vorübergehend der Hämatokrit und die Plasmaviskosität. Da die Blut-Hirn-Schranke für den Zuckeralkohol nahezu undurchlässig ist, kann der Wirkstoff für die Therapie von Hirnödemen eingesetzt werden.
Anwendung
Mannitol wird als osmotisch aktives Medikament zur Stimulation der Tätigkeit von Galle und Darm verwendet. Darüber hinaus wird es zu folgenden Zwecken eingesetzt:
- als osmotisches Diuretikum zur Senkung des intrakraniellen Druckes (bei intakter Blut-Hirn-Schranke)
- zur Therapie des akuten Winkelblockglaukoms
- als blutdrucksenkendes Medikament[2]
- zur Prophylaxe des akuten Nierenversagen
- in der Diagnostik gelegentlich analog zum Inulin als Maßsubstanz zur Bestimmung der renalen Clearance
- bei Darmspiegelungen als leicht einzunehmendes Abführmittel
- in Kombination mit Lactulose zur Bestimmung der Dünndarmpermeabilität (Lactulose-Mannitol-Test).
- forcierte Diurese bei Vergiftungen
- als Begleitmedikation bei nephrotoxischer Chemotherapie (z.B. Cisplatin)
- als Begleittherapie zur Sekretolyse bei Mukoviszidose
Ferner findet Mannitol als Zuckerersatz im alltäglichen Leben Einsatz. Des Weiteren wird es als Zusatz in bakteriologischen Nährmedien (z.B. im Chapmann-Agar) verwendet.
Nebenwirkungen
- Mineralmangel aufgrund des Wasserverlusts: Hypernatriämie, Hyponatriämie, Hyperkaliämie, Hypokaliämie, Hyperhydratation, Dehydratation u.ä. Deshalb muss die Dosis angepasst werden und u.U. erst eine Probeinfusion durchgeführt werden.[3]
- Kopfschmerzen, Schwindel, Krämpfe
Wechselwirkungen
- Ciclosporin: Vakuolenbildung in der Niere
- Herzglykoside: Aufgrund des Kaliumverlustes ist eine Überwachung des Patienten indiziert.
In Kombination mit anderen Diuretika oder Medikamenten, die über den Harn ausgeschieden werden, ist wegen einer erhöhten Ausscheidung unter Umständen eine Dosisanpassung erforderlich.
Kontraindikationen
- Lungenödem
- Hyperhydratation
- Dehydratationszustände
- Abflussstörungen im Bereich der ableitenden Harnwege
- Hyperosmolarität[3]
- Störungen der Blut-Hirn-Schranke
- intrakranielle Blutungen
- akute kardiale Dekompensation
Quellen
Literatur
- Aktories et al. Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie: Begründet von W. Forth, D. Henschler, W. Rummel (12. Aufl.). Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017