Luftsackmykose (Pferd)
Englisch: guttural pouch mycosis
Definition
Die Luftsackmykose ist eine durch Pilze verursachte Erkrankung eines oder beider Luftsäcke beim Pferd.
Anatomie
Die Luftsäcke sind luftgefüllte Aussackungen der Tuba auditiva (Eustachische Röhre). Durch das Stylohyoideum (mittlerer Zungenbeinast) werden die Luftsäcke in eine größere mediale und eine kleinere laterale Bucht unterteilt.
An der medialen Bucht grenzen die Arteria carotis interna und die Hirnnerven IX (Nervus glossopharyngeus), XI (Nervus accessorius) und XII (Nervus hypoglossus) an. Am Boden des Luftsacks liegt der Nervus vagus (X) und das Ganglion cervicale craniale. An der Wand der lateralen Bucht verläuft die Arteria carotis externa und die Arteria maxillaris.
Vorkommen
Luftsackmykosen können grundsätzlich alle Pferde betreffen - unabhängig von Alter, Rasse und Geschlecht. Ältere Pferde sind jedoch häufiger betroffen als junge Tiere.
Ätiologie
Luftsackmykosen entstehen infolge vermehrter und länger andauernder Exposition mit verschiedenen aeroben Schimmelpilzarten. In den meisten Fällen ist Aspergillus fumigatus für die Erkrankung verantwortlich.
Pathogenese
Die genauen Pathomechanismen sind noch (2021) nicht vollständig geklärt. Aneurysmen in den Gefäßsystemen des Luftsacks begünstigen eine Besiedelung mit Schimmelpilzen. Durch die Kolonisation kommt es zur Schädigung der Mukosa und der darunter verlaufenden Gefäße und Nerven. Aufgrund von Entzündungen entwickeln sich Nekrosen und Erosionen, die auf die Gefäße übergreifen und zu starken Blutungen und Neuropathien führen können.
Klinik
Betroffene Pferde leiden hauptsächlich an starkem und unstillbarem Nasenbluten (Epistaxis). Die Blutung stammt meist von der Arteria carotis interna, jedoch kann auch die Arteria maxillaris (rund 30 % der Fälle) betroffen sein. Zusätzliche Symptome sind:
- Dysphagie: Die Nasenöffnungen sind mit Futter- und Speichelresten verschmutzt
- Hemiplegia laryngis: typischer Stridor
- Horner-Syndrom
- Streckhaltung des Kopfes
- Vergrößerung der Glandula parotis
- Lähmungen des Nervus facialis
- pilzbedingte Enzephalitis und Infektionen der Articulatio atlantooccipitalis.
Differenzialdiagnosen
- Schleimhautblutungen (z.B. nach Trauma, Fremdkörpern u.ä.)
- Exercise-inducred pulmonary hemorrhage (EIPH)
- Progressives Siebbeinhämatom
- Iatrogen (z.B. durch das Setzen einer Nasenschlundsonde)
- Abriss des Musculus longus capitis
Diagnose
Die Diagnosestellung erfolgt mittels endoskopischer Inspektion der Luftsäcke mit anschließender mikrobiologischer Untersuchung von Tupferproben.
Therapie
Bei unkomplizierten Luftsackmykosen wird systemisch Itraconazol (3 mg/kgKG BID oral[1]) verabreicht. Zusätzlich sollten regelmäßige lokale Spülungen mit Itraconazol-haltigen Lösungen (33,3 mg Itraconazol pro Milliliter Lösung, ca. 60 ml gesamt) durchgeführt werden.
Blutungen müssen umgehend chirurgisch versorgt werden, da binnen kurzer Zeit große Mengen an Blut verloren gehen können. Bei rechtzeitigem Coiling (proximal sowie distal der Läsion) beträgt die Überlebensrate 84%. Rund 70 % der behandelten Pferde erreichen dadurch wieder ihre Ausgangsleistung.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Literatur
- Stephen M. Reed, Warwick M. Bayly, Debra C. Sellon. Equine internal medicine. 4th edition. Elsevier, 2018.
Quelle
- ↑ CliniPharm CliniTox. Itraconazol CliniPharm Wirkstoffdaten, abgerufen am 27.02.2020
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