Progressives Siebbeinhämatom (Pferd)
Synonym: progressives ethmoidales Hämatom
Englisch: progressive ethmoidal hematoma, PEH
Definition
Ätiolopathogenese
Progressive Siebbeinhämatome sind meist gut abgekapselte und expansiv wachsende Tumoren, die von der Submukosa des Siebbeinlabyrinths (Labyrinthus ethmoidalis) ausgehen.
Die Tumoren bestehen in der Regel aus Blut und fibrinösem Gewebe und sind von respiratorischem Epithel überzogen. Aufgrund ihres Wachstums können sie auch die Nasennebenhöhlen (Sinus paranasales) infiltrieren. Die Auslöser sowie die genauen Pathomechanismen sind bislang (2020) nicht bekannt. Man nimmt jedoch an, dass rezidivierende Hämatome im Bereich des Siebbeins die Erkrankung begünstigen können.
Vorkommen
Progressive Siebbeinhämatome können bei rund 4 bis 6 % aller Pferde mit Erkrankungen der Nase sowie Nasennebenhöhlen nachgewiesen werden. Die Tumoren treten in 50 % der Fälle bilateral auf und sind meist bei älteren Tieren ausgebildet.
Klinik
Betroffene Pferde leiden meist an intermittierendem, serosanguinösem Nasenausfluss oder rezidivierender Epistaxis. Zusätzlich können Schwellungen im Gesichtsbereich, Foetor ex ore, Dyspnoe und Husten ausgebildet sein.
Diagnose
Anamnese, Klinik und klinische Untersuchung ermöglichen eine erste Verdachtsdiagnose.
Die Diagnosesicherung erfolgt mittels endoskopischer und röntgenologischer Untersuchung der betroffenen Nase. Durch eine anschließende Computertomographie kann das gesamte Ausmaß der Läsion ermittelt werden. Im endoskopischen Bild zeigt sich eine variabel gefärbte, meist grünliche, glatte und glänzende Masse, die vom Os ethmoidale ausgehend expansiv wächst. Der Tumor kann das Nasenseptum (Septum nasi) verdrängen und auch den gegenüberliegenden Nasengang infiltrieren sowie in die Nasennebenhöhlen einbrechen. Im röntgenologischen Bild ist die Zubildung als weichteildichte Verschattung mit glatten Rändern abgrenzbar.
In zweifelhaften Fällen kann die Diagnose durch eine histopathologische Untersuchung einer Gewebeprobe gesichert werden.
Therapie
Die Therapie richtet sich nach der Klinik und dem Ausmaß des Tumors. Mögliche Behandlungsoptionen sind Formalininjektionen, chirurgische Resektion oder Laserablation der tumorösen Zubildungen.
Kleine Läsionen (< 10 cm Durchmesser) lassen sich meist durch intraläsionale Injektionen von 4 bis 10 %iger Formalinlösung behandeln. In den meisten Fällen sind mehrmalige Injektionen notwendig, um eine vollständige Genesung erzielen zu können (60 % Erfolgsrate). Chirurgische Eingriffe sind aufgrund der Blutungs- und Komplikationsgefahr nur dann empfehlenswert, wenn das Wachstum infiltrativ ist und durch konservative Therapiemöglichkeiten nicht behandelt werden kann. Die Rezidivrate liegt nach chirurgischen Eingriffen zwischen 20 und 50 %.
Literatur
- Stephen M. Reed, Warwick M. Bayly, Debra C. Sellon. Equine internal medicine. 4th edition. Elsevier, 2018.
- Dr. Anne-Katrin Frohnes. Keine reine Kopfsache! Progressives Siebbeinhämatom Pferdeklinik Kerken. Newsletter 02/2010. Computertomographie am Kopf (abgerufen am 23.02.2020)
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