Kolik (Pferd)
von altgriechisch: kōlikós - den Grimmdarm betreffend
Synonym: Bauchschmerzen
Definition
Als Kolik werden sämtliche abdominale Schmerzen beim Pferd bezeichnet.
Epidemiologie
Koliken stellen weltweit die häufigsten Todesursachen bei Pferden dar. Folgende Risikofaktoren begünstigen das Auftreten einer Kolik:
- Alter > 10 Jahre
- männliche Pferde
- vorausgegangene Kolik
- Laparotomie
- Änderung des Fütterungsverhaltens
- vermehrte Haltung in Boxen
- verminderte Aktivität
- Anthelmintika
- rasche Wetteränderungen
Ätiologie
Bei Abdominalschmerzen muss grundsätzlich zwischen einer Kolik im engeren Sinne und einer "Colica falsa" - verursacht durch Erkrankungen
- des Urogenitaltrakts,
- der Leber,
- des Muskuloskeletalsystems oder
- des Respirationstrakts - unterschieden werden.
Die häufigsten Ursachen einer Kolik sind:
Ursache | Besonderheiten |
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Anatomische Prädisposition |
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Diätetische Fehler oder Zahnerkrankungen |
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Abnormale Motilität |
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Magenkolik |
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Endoparasiten | |
Infektionen | |
Trauma |
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Formen
Je nach Ätiologie und Lokalisation der Kolik unterscheidet man zwischen folgenden Kolikformen:
- Katarrhalischer Darmkrampf (Krampfkolik)
- Infarkte
- Enteritis
- Peritonitis
- Fibrinöse Adhäsionen
Ein katarrhalischer Darmkrampf stellt die häufigste Form einer Kolik beim Pferd dar (50 %) und löst sich in der Regel wieder. Meist handelt es sich hierbei um einfache Obstruktionen (25 %), eine Tympanie oder einer strangulierende Obstruktion.
- Dünndarmobstruktion: Mechanischer Ileus ohne Strangulation (intraluminal, intramural oder durch Kompression).
- Dickdarmobstruktion: Caecumobstipation, Obstipation der linken ventralen Colonlängslage, der Beckenflexur, der Ampulla coli, des kleinen Colons oder der Ampulla recti.
- Dünndarmstrangulation: Ileus des Dünndarms durch Strangulation (Dünndarmvolvolus, Lipoma-pendulans-Strangulation, Hernien).
- Dickdarmstrangulation: Torsio coli, Retroflexio coli, Torsio caeci, Verlagerung der linken Längslage in den Milz-Nieren-Raum, Verlagerung der linken Längslage nach rechts, Invaginationen).
Klinik
Koliken können je nach Pferd in unterschiedlicher Intensität und in variierendem klinischen Bild in Erscheinung treten. Zu den häufigsten Symptomen gehören (in absteigender Folge):
- Wälzen
- Scharren
- vermehrtes Liegen
- Kopfschlag zum Bauch
- Flehmen
- in die Ecke drängen
- Treten gegen den Bauch
- Streckstellung
- fehlender Kotabsatz
Betroffene Pferde zeigen zudem oftmals vermehrtes Schwitzen, Muskelzittern, aufgekrümmte Rückenhaltung, Futterverweigerung, Apathie und Depression. Zusätzlich können Schocksymptome (gerötete Schleimhäute, Tachykardie, Tachypnoe) beobachtet werden.
Diagnose
Die Diagnose erfolgt anhand der Anamnese, des typischen klinischen Bildes und der Vitalparameter und muss durch weiterführende Diagnostikverfahren unterstützt werden:
Therapie
Pferde, die an einer Kolik leiden, stellen immer einen Notfall dar und müssen umgehend behandelt werden.
Im Vordergrund steht initial eine Schockbekämpfung und Behandlung der Endotoxämie (meist hypovolämisch-endotoxischer Schock) mit einer ausreichenden Flüssigkeitssubstitution (10 ml/kgKG), einer adäquaten Schmerztherapie (z.B. Metamizol, Flunixin, Xylazin oder Butorphanol), einer spasmolytischen Therapie (z.B. Butylscopolamin) und einer endotoxämischen Therapie (z.B. Polymyxin B, DMSO u.ä.). Der weitere Therapieverlauf hängt von der Kolikursache ab (z.B. Magenspülung bei Obstipation, Laxantien bei Sandkoliken) und wird bei Besserung so lange fortgeführt, bis das Pferd symptomfrei ist.
Der Großteil der Kolikpferde (80 bis 97 %) spricht auf eine konservative Therapie an und muss nicht chirurgisch behandelt werden (Kolik-Operation).
Prophylaxe
- regelmäßige Bewegung
- Fütterung anpassen (langsames Fressen, mehrmals täglich füttern, erhöhter Raufutteranteil)
- Stressreduktion
- Beschäftigung
- sozialen Kontakt ermöglichen
- Hygiene
- regelmäßig Entwurmen
- Haltung optimieren
Literatur
- VO-Unterlagen. Klinik für Pferde, VetMedUni Vienna. Die Kolik des Pferdes. 5. Semester, WS 2017/2018.
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