Unter der Kniegelenksluxation versteht man eine Verrenkung des Kniegelenks.
Es handelt sich um eine seltene Verletzung.
Die Kniegelenksluxation tritt im Rahmen eines schweren Traumas (z.B. im Rahmen eines Motorradunfalls oder eines Autounfalls) auf. Durch die einwirkenden Kräfte erfolgt eine Luxation der Tibia (in den meisten Fällen nach dorsal). Zusätzlich bestehen ausgeprägte Verletzungen im Bereich der Weichteile, Gefäße und Nerven.
Meistens kommt es zu einer Ruptur des vorderen und des hinteren Kreuzbands, eventuell auch zu einer Ruptur der Kollateralbänder. Durch eine Verletzung der Arteria poplitea ist die Blutversorgung des Unterschenkels gefährdet.
Häufig werden zusätzlich der Nervus tibialis und des Nervus peronaeus verletzt.
Die betroffenen Patienten klagen über starke Schmerzen und können das Bein nicht mehr belasten. Eine Fehlstellung des Gelenks sowie Schwellungen und eventuell auch ein Hämatom sind sichtbar.
Wenn bereits eine Spontanreposition am Unfallort erfolgt ist, besteht die Gefahr, dass eine Luxation übersehen wird, weil die Fehlstellung nicht mehr vorhanden ist.
Es besteht die Gefahr der Entwicklung eines Kompartmentsyndroms.
Anamnese, Unfallmechanismus und Klinik können auf die Diagnose hinweisen. Die Überprüfung von Durchblutung (Puls der Arteria dorsalis pedis), Motorik und Sensibilität ist obligat.
Anhand von Röntgenbildern des Kniegelenks sowie der angrenzenden Knochen in zwei Ebenen kann die Diagnose gesichert werden.
Die Therapie besteht in der Reposition durch Längsextension des Beines. Läsionen von Gefäßen und Nerven bedürfen der sofortigen operativen Versorgung. Begleitende Frakturen werden osteosynthetisch versorgt. Nach der Operation erfolgt eine Ruhigstellung des Beines in zehn Grad Beugestellung (meistens durch einen Fixateur externe) über drei bis sechs Wochen.
Begleitende ligamentäre Verletzungen werden in der Regel sekundär nach ungefähr drei Wochen versorgt.
Nach der operativen Behandlung erfolgt im Laufe der Zeit eine passive Mobilisation durch eine Motorschiene, die durch aktive physiotherapeutische Übungen ergänzt wird. Während der Immobilisation ist eine Thromboseprophylaxe mit niedermolekularem Heparin obligat.
Bei ca. fünf Prozent der Patienten muss eine Amputation auf Höhe des Oberschenkels vorgenommen werden.
Auch bei frühzeitiger Therapie verbleibt häufig eine Instabilität im Bereich des Kniegelenks. Persistierende motorische und sensible Ausfälle aufgrund von Nervenverletzungen sind ebenfalls möglich.
In vielen Fällen entwickeln die Patienten im Lauf der Zeit eine Gonarthrose oder eine Retropatellararthrose.
Tags: Kniegelenk, Luxation
Fachgebiete: Chirurgie
Diese Seite wurde zuletzt am 1. Januar 2009 um 11:32 Uhr bearbeitet.
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